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ifa-Galerie BerlinLinienstr. 139 / 140
10115 Berlin
Tel 030 / 22679616, Fax 22679618
fischer@ifa.de
Di - So 14 - 19 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
26.10. - 23.12.2001
Viktor Pivovarov"Philemon"
Neue Arbeiten
Russische Avantgarde
Mit der Ausstellung "Philemon" veranstaltete die ifa-Galerie Berlin in Kooperation mit der Kuratorin Dorothee Bienert die erste Einzelpräsentation des russischen Künstlers Viktor Pivovarov in Deutschland.Pivovarov, der heute in Prag lebt, gehört neben Ilya Kabakov, Erik Bulatov und Dmitri Prigov zu der älteren Generation des Moskauer Konzeptualismus, und ist in Russland darüber hinaus als Kinderbuchillustrator bekannt.
Seit den späten 80er-Jahren setzt Pivovarov unterschiedliche Aspekte von Kindlichkeit als künstlerische Strategie ein, um persönliche Erinnerungen an seine Moskauer Zeit, existenzielle Befindlichkeiten des Menschen und ästhetische Fragen zu reflektieren. Sein Interesse gilt dem Marginalen und Unscheinbaren, dem, was sich - wie er selbst sagt - "am Boden der Kultur" befindet. Dazu zählt für Pivovarov auch die Kinderkultur, die mit ihren Figuren aus Büchern, Illustrationen und Filmen eine eigenständige, den Erwachsenen entrückte Lebenswelt darstellt.
In den in der Ausstellung präsentierten Bildern und Objekten aus den späten 80er und den 90er-Jahren greift Pivovarov spielerisch auf die Motivwelt des Kinderbuchs zurück und verknüpft sie mit literarischen sowie bildkünstlerischen Assoziationen oder philosophischen Überlegungen. Durch seine "Poetik des Andeutens" (Eco) gelingt es Pivovarov das Fröhliche mit dem Ernsten und das Komische mit dem Traurigen zu verbinden. Neben Bildern und Objekten ist in der Ausstellung das Album "Handelnde Personen" (1996) zu sehen, in dem Pivovarov an die inoffizielle Moskauer Szene der 50er bis 70er-Jahre teils nostalgisch, teils humorvoll erinnert. In einer anderen Serie
imitiert der Künstler unter Verwendung russischer Buchstaben chinesische kalligrafische Rollen. Alle Zeichen sind mit Hilfe einfacher Stempelschablonen aus Karton auf das Papier gedruckt, sodass ein Paradox zwischen der potenziellen Wiederholbarkeit und Unpersönlichkeit des Gedruckten und der einmaligen, quasi-handschriftlichen Verwendung der Schablone entsteht. Im Zeitalter der elektronischen Datenverarbeitung, in dem sich auch die Künstler zunehmend den "neuen Medien" zuwenden, stellt die
archaisierend- kindliche Stempeltechnik einen subversiv- ironischen Kommentar zum Thema Medialität dar.