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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
19.11. 2004 - 09.01. 2005
Urban Scans
Running the City
Ein Set thematischer Wochenend-Veranstaltungen
KuratorInnen: Heike Ander, Stefan RömerKorpys/Löffler
Münchenschlinge
Eröffnung: 18. November, 19 Uhr
Kuratorin: Susanne Meyer-Büser
Beide Projekte finden statt im Rahmen von im Rahmen von Ortstermine 2004, einer Initiative der Landeshauptstadt München, Kulturreferat.
Die Projektreihe »urban scans« wird gefördert durch die kulturstiftung des bundes.
Donnerstag, 04.11.2004, 19:00 Uhr
Vortrag Geert Lovink
»Das Internet als Raum öffentlicher Intervention«Geert Lovink nennt sich selbst einen »kritisch-globalen virtuellen Intellektuellen« und vertrat mit der holländischen »Agentur Bilwet« die Figur des »Datendandy«. Gegenwärtig formuliert er eine der wichtigsten Positionen der kritischen Internetstudien; dazu ist gerade auf Deutsch erschienen: »Dark Fiber. Auf den Spuren einer kritischen Internetkultur«, Leske + Budrich, Opladen 2004. Geert Lovink ist Mitbegründer unter anderem der nettime mailinglist von discordia.us und Mitinitiator folgender internationaler Projekte: The Urban Net_Work: Electronic Streetculture, Japan; SARAI, Indien;
fibreculture, Australien; Freecooperation, USA.Einige Leseproben aus »Dark Fiber«:
»Das Internet ist mehr als ein Transaktionsmedium. Was soll noch alles geopfert werden, um die Illusion eines Web als ðsicheremÐ Ort für die Interessen von E-Commerce und E-Business weiter zu stärken? Wenn das Einzige, was die Wirtschaft tun kann, auf die Forderung nach weiteren gegen die Gesellschaft gerichteten restriktiven Gesetzen hinausläuft, wird das Szenario eines globalen Bürgerkrieges offenkundig.« (S. 8)»Künstler im Bereich elektronischer Kunst sind vielleicht an einer ernsthaften Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftlern interessiert, aber abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen gilt das umgekehrt nicht. Naturwissenschaft und Industrie würden sich gerne kulturelles Kapital aneignen und dabei mit einem menschlicheren Aussehen ihr Image aufwerten, doch das ist kein guter Beginn für einen fairen Dialog.« (S.
10)»Es geht nicht darum, Computer ins Museum zu bringen oder das kulturelle Erbe zu digitalisieren. Viel wichtiger ist es, verständlich zu machen, dass wir in einer ðtechnologischen KulturÐ leben. Kultur und Kunst sollten nicht als spirituelle Kompensation für die technologische Härte des Alltags instrumentalisiert werden. Zudem sind die Technologien nicht avancierter als diejenigen die in der Kulturindustrie arbeiten. Fragen einer kritischen Technokultur beinhalten zum Beispiel die Förderung einer innovativen Interface-Kultur, Open-Content-Lizenzen, Forschungspartnerschaften zwischen Medienkunst und den Wissenschafts- und Technologiebereichen, Studien über Arbeitsbedingungen in der IT-Industrie, Bandbreitenpolitik (Bandbreite für alle), die Förderung freier Software-Entwicklung und Netzwerkforschung, die Vorteile des Fernlernens, die sich verändernde Rolle öffentlicher Bibliotheken und die Organisation öffentlicher Debatten über die Parameter einer nachhaltigen Netzwerkgesellschaft.«
(S. 15)Geert Lovinks Texte finden sich archiviert unter: www.laudanum.net/geert
»Running the City« ...
ist ein Set thematischer Veranstaltungen vom 04. November bis 11. Dezember 2004 organisiert von Heike Ander und Stefan Römer im Rahmen der Projekt- und Ausstellungsreihe "urban scans" im kunstraum muenchen. »Running the City« lädt verschiedene KulturproduzentInnen und Gruppierungen ein, die einen kritischen Urbanismus praktizieren. Der Projekttitel akzentuiert eine assoziative Verbindung von der Bewegung durch den städtischen Raum mit dem aktiven Betreiben/Verwalten der Stadt. Das Interesse der Veranstaltungsreihe richtet sich auf Formen und Strategien urbaner Raumaneignung und produktion als kritischer Beitrag zur Diskussion der sogenannten Kunst im öffentlichen Raum.Die weiteren Veranstaltungen:
12./13. November
Videologische Raumerkundungen
Freitag, 12. November, 19 Uhr: Vortrag von Kathrin Busch (Philosophin, Hamburg) und Dirck Möllmann (Kunsthistoriker, Hamburg) Samstag, 13. November, 14 bis 20 Uhr: Videoausstellung (konzipiert von
K. Busch + D. Möllmann) mit Videobeiträgen von Till Krause, Hamburg; Mark Wehrmann, Hamburg; Philipp Bröcker und Wolfgang Plöger, Berlin/Hamburg; Ligna (Ole Frahm, Michael Hueners, Torsten Michaelsen), Hamburg; FrischmacherInnen (Uwe Hofmann, Stefan Römer, Annette Weisser), Köln; Christoph Rütimann, Zürich, Christoph Schäfer, Hamburg. Vortrag und Ausstellung die Aneignung von Orten und Räumen durch die Videokamera zur Debatte. Der Vortrag kommt auf einzelne Beispiele zu
sprechen und entfaltet anhand aktueller Raumtheorien ein weiteres Themenfeld für eine »Politik der Sichtbarkeit« im öffentlichen Raum.
Vortrag
Freitag, 12.11.2004, 19:00 UhrKathrin Busch/Dirck Möllmann
"Videologische Raumerkundungen"Videoausstellung
Samstag, 13.11.2004, 14-20 UhrIm Rahmen der Veranstaltungsreihe "Running the City" im kunstraum münchen zeigt die eintägige Instant-Ausstellung sieben Videos, die städtischen Raum videologisch erkunden. Die Beiträge handeln von Einkaufspassagen, Verkehrswegen, Übergangszonen, Vorplätzen und Denkmälern oder problematisieren die subtile Wegeführung und Verhaltensrestriktion im öffentlichen Raum. Der Vortrag untersucht ausgehend von den Filmbeispielen, ob sich veränderte Raumformen durch Video in das Stadtbild einprägen.
In einem Teil der vorgestellten Videos wird das Blickfeld der Kamera systematisch von den Bewegungen der Akteure bestimmt, wenn beispielsweise Wolfgang Plöger und Phillip Bröcker Denkmäler erklettern
und sich gegenseitig die Kamera weiterreichen, oder Till Krause ohne Schlüssel durch alle zugänglichen Wegesysteme in der Hamburger Innenstadt geht. Mark Wehrmann markiert den toten Winkel von Überwachungskameras, indem er entlang der Betonbegrenzungen vor der Hamburger Landeszentralbank über den Boden kriecht. Christoph Rütimann fasziniert mit einer grafischen Bildkomponente: Er setzt die Handläufe von Treppengeländern spielerisch als Kameraschiene ein und zieht eine Linie zwischen so weit voneinander entfernt liegenden Städten wie Peking und Travemünde.Ein zweiter Teil der Beiträge nutzt Video als Medium politischer Aussagen. Die freie Radiogruppe Ligna rief dazu auf, im Hamburger Hauptbahnhof an einem Radioballett teilzunehmen, um mit einer kollektiven Pantomime verbotener Gesten die Teilprivatisierung des öffentlichen Raums aufzuzeigen. Verhaltensvorschriften in öffentlich zugänglichen Arealen dienen der sozialen Hygiene, die nicht nur durch Wachpersonal und Videotechnik gewährleistet werden soll, sondern ebenso Eingang findet in die Bauweise der Anlagen. Die Frischmacherinnen analysieren diese Ausgrenzung am Beispiel der Raumanordnungen in einer Kölner Stadtsparkasse. Ganz wie im echten Film kehren Akteure aus dem Umfeld von Park Fiction den Spieß der öden Arbeitslogik um. Eine Gruppe glamouröser Flaneure fällt in imagebemantelte Einkaufsstätten ein und macht aus randständigen Fußgängerzonen burleske Handlungsräume. In der Dauerrevolte von "Revolution - Non Stop" dreht sich die Welt der Warenzeichen nach den eigenen Wünschen.
Der Vortrag entfaltet ein theoretisches Bezugsfeld. Wir gehen davon aus, daß eine videologische Raumerkundung wesentliche Strukturen heutiger Raumerfahrung zum Vorschein bringen kann. Angesichts der Vervielfältigung von Raumformen und der allgegenwärtigen Präsenz von Aufzeichnungsgeräten liegt die Frage nahe, ob sich die Räumlichkeiten durch die Videotechnik in einer eigenen Logik darbieten. Ist die videologische Raumform der Überwachung, Kartierung, Dynamisierung oder Projektion deckungsgleich mit dem visuellen Raum? Wie wirkt sich die mediale Brechung durch das Video auf die Raumerfahrung aus? Und welche Funktion übernimmt der sogenannte öffentliche Raum als Ort von Video-Displacements? Läßt sich entgegen der allgegenwärtigen visuellen Kontrolle mit Video auch eine politische Öffentlichkeit erstreiten?
Programm:
Till Krause, Hamburg, Durchgänge in der Hamburger Innenstadt, 1991
Mark Wehrmann, Hamburg, Ost-West, 2001
Philipp Bröcker und Wolfgang Plöger, Berlin/Hamburg, O. T. (Hamburg),
1999
Ligna (Ole Frahm, Michael Hueners, Torsten Michaelsen), Hamburg,
Radioballett, 2002
FrischmacherInnen (Uwe Hofmann, Stefan Römer, Annette Weisser), Köln,
Funky Expedition, 1996
Christoph Rütimann, Zürich, Handlauf (Peking / Seoul / Zürich /
Travemünde) 2003-2004
Christoph Schäfer, Hamburg, Revolution Non Stop, 2000Kurzbios:
Kathrin Busch, geboren 1965, lebt in Hamburg. Studium der Philosophie, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Hamburg, anschließend Stipendiatin der DFG im Graduiertenkolleg Phänomenologie und Hermeneutik an der Ruhr-Universität Bochum. Promotion mit der Arbeit Geschicktes Geben. Aporien der Gabe bei Jacques Derrida (München: Fink, 2004). Derzeit tätig als Juniorprofessorin für Kulturtheorie im Fachbereich Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg.Dirck Möllmann, geboren 1963, lebt in Hamburg. Kunsthistoriker und freier Kurator. Sommerfrische, Künstlervideos mit Esprit, Hamburger Kunsthalle 2004. Videoabend 1-12 zum Thema Kartierung in der Galerie für Landschaftskunst, Hamburg, 2003-2004. Mitarbeit bei ein/räumen, 1999; Schrägspur, 2002; Hannelore Reuen · Gregor Schneider, 2003. Mitbegründer des VIDEO Club 99 in der Hamburger Kunsthalle, seit 1999 Videoprogramme und Aktionstage.
Die weiteren Veranstaltungen:
Freitag/Samstag, 19./20. November
Kartoffeläckerstädte, Kuhhirtenbürgermeister und Rübenökonomie.
Perspektiven urbaner Landwirtschaft
Freitag, 19. November, 20 Uhr: Filmabend mit »Garden Stories - Looking for the Country in the City«, Regie: Boris Gerrets, NL 2004
Samstag, 20. November, 17 Uhr: Vorträge und Diskussion: Projekte - Ulrike Solbrig (Künstlerin, Berlin), ZAK München Neuperlach, Ingo Vetter (Künstler, Berlin), Daniel Hermann (Kultur/Block e.V., Halle); 20 Uhr: Perspektiven - Brigitte Franzen (Kulturwissenschaftlerin & Autorin, München), Elisabeth Meyer-Renschhausen (Soziologin & Autorin, Berlin)Donnerstag, 25. November, 19 Uhr
Orte musikalischer Produktion, Distribution und Rezeption im urbanen Kontext (München und Köln).
Mit Beiträgen von Roderich Fabian (Journalist, Schriftsteller, München), Wolfgang Brauneis (Kunsthistoriker, Labelbetreiber und Mitarbeiter von a-musik in Köln) und Felix Klopotek (Musikjournalist,
Köln).Samstag, 4. Dezember, 15 bis ca. 22 Uhr
Reclaim the Cities
Konzipiert von Yvonne P. Doderer werden andere Strategien städtischer Raumproduktion und Raumaneignung, die im Kontext von globalisierungskritischen Bewegungen, internationalen Frauenbewegungen und Bewegungen gegen Stadterneuerungspolitik entwickelt wurden, nachgefragt und zur Diskussion gestellt. Mit Beiträgen von Yvonne P. Doderer (Architektin und Stadtforscherin, Stuttgart), Robert Foltin (Publizist, Wien), Frauke Hehl (u.a. Leiterin workstation-ideenwerkstatt e.V., Berlin), Meggi Pieschel (Landschaftsarchitektin, Berlin); Filmvorführung: LA ESCALERA KARAKOLA.
Samstag, 04.12.2004
Reclaim the Cities
Eine Vortragsveranstaltung im kunstraum muenchen im Rahmen von urban
scans|running the city konzipiert von Yvonne P. Doderer14:30 Uhr
Robert Foltin (Wien)
Gegen Kontrolle und Verwertungszwang, emanzipatorische Initiativen
jenseits von Staat und Privat16:00 Uhr
Frauke Hehl (Berlin)
Strategien zur urbanen Raumnutzung - *nutzen, umnutzen, ausnutzen,
zwischennutzen, weiternutzen*17:30 - 18:00 Uhr Pause
18:00 Uhr
Yvonne P. Doderer (Stuttgart)
Reclaim the Cities19:30 Uhr
Meggi Pieschel (Berlin)
Les Effets des Contreeffets ... und immer wieder neue Hybride:
städtische Praktiken in peripheren Regionen am Beispiel Frankreich21:00 Uhr
Filmvorführung
"A la deriva. Por los circuitos de la precariedad femenina"
Produktion: Kollektiv Precarias a la Deriva
Spanien 2003, ca. 45 Min., Original mit englischen UntertitelnUnter dem Vorzeichen ökonomischer Umstrukturierungen u.a. im
Zusammenhang mit Globalisierung, Digitalisierung, Entgrenzungen, Feminisierung von Erwerbsarbeit und stadträumlichen Schrumpfungs- oder Wachstumsprozessen ist ein Umbau städtischer Räume zu beobachten.
Dieser Umbau geht mit einem zunehmenden Verlust urbaner Öffentlichkeit sowie einer Kommerzialisierung und Privatisierung städtischer Räume und Infrastrukturen einher. Im Kontext von globalisierungskritischen Bewegungen, Bewegungen gegen Stadterneuerungspolitik und internationalen Frauenbewegungen werden hingegen andere Strategien nicht nur städtischer Raumproduktion und Raumaneignung entwickelt. Im Rahmen der Veranstaltung "Reclaim the Cities" werden einige dieser Strategien nachgefragt und zur Diskussion gestellt.14:30 Uhr: Robert Foltin (Wien)
Gegen Kontrolle und Verwertungszwang, emanzipatorische Initiativen jenseits von Staat und PrivatIm "Fordismus" (verbunden mit dem Familiensystem und der Disziplinargesellschaft) wurden vorher bestehende Übergangsbereiche zwischen privat (Familie) und öffentlich (Kommunikation in der Öffentlichkeit) sukzessive abgebaut (vom Kino zum Fernseher, von der Straße als städtischem Kommunikationsraum zur Privatheit des Autoinneren etc.). Der Widerstand gegen diese Entwicklung drückte sich u.a. im Kampf um Jugend-, Kultur- und Kommunikationszentren aus. Die Antwort auf Verletzungen des Privateigentums durch Besetzungen erfolgte nicht nur durch Repression, sondern auch durch Legalisierung und Umstrukturierung. Die heutige vielfältige "Szene" ist so ein weitgehend kommerzialisiertes Produkt dieser Kämpfe. Auch von der Norm abweichendes Leben wird jetzt nicht mehr diszipliniert und normalisiert, sondern geduldet, solange es sich verwerten lässt. Das bedeutet aber die Säuberung der Innenstädte, der Bahnöfe etc. von unliebsamen NichtkonsumentInnen. Alles wurde privatisiert. Im linken Diskurs der Gegenwart ist häufig davon die Rede, dass der staatliche (öffentliche) Bereich gegen Privatisierungen verteidigt werden müsste, der disziplinierende Wohlfahrtsstaat wird zurückverlangt. Hardt/Negri diskutieren in "Multitude" das schwierige Verhältnis der emanzipatorischen Bewegungen im Spannungsfeld zwischen Staatlichkeit und Privatisierung. Als privat gelten ja auch die Rechte und Freiheiten (etwa für Schwule und Lesben). Das wird aber begrifflich vermischt mit
dem Privateigentum, so wie in den mit dem Begriff "öffentlich" bezeichneten staatlichen Institutionen das Gemeinsame, Kollektive mit Autorität, Repression und Kontrolle verbunden wird. In der Diskussion sollen Initiativen betrachtet werden, die versuchen, für die emanzipatorischen Elemente des Öffentlichen (das Gemeinsame) und des Privaten (die Freiheiten) zu kämpfen, Verwertung und Kontrolle aber ablehnen: Besetzungen von Häusern und sozialen Zentren, Versuche von Widerstand gegen das Kontrollregime im immer stärker privatisierten öffentlichen Raum, wo es um die Wiederaneignung des eigenen Lebens gegen die kapitalistische Ordnung geht.Robert Foltin studierte Sprachwissenschaft und Philosophie. Er ist Mitherausgeber und Redakteur der grundrisse.zeitschrift für linke theorie und debatte. Er ist Autor des Buches "Und wir bewegen uns doch" über soziale Bewegungen in Österreich seit 1968, das im Oktober 2004 erschienen ist.>
16:00 Uhr: Frauke Hehl (Berlin)
Strategien zur urbanen Raumnutzung - *nutzen, umnutzen, ausnutzen, zwischennutzen, weiternutzen*Der mentale Raum, also das Vorstellungsvermögen von Bezügen und Möglichkeiten, bildet Handlungsnotwendigkeiten ab. Daraus resultiert die Erfordernis nach individueller und gesellschaftlicher
Handlungskompetenz. In meinen Projekten geht es also immer darum, Handlungskompetenzen zu vermitteln oder vermittelbar zu machen. Dabei wird die Intensität der Beteiligung von den Einzelnen immer selbst bestimmt und muß doch zur Gesellschaft kohärent sein. Selbstbeauftragtes und selbstbestimmtes Gestalten und Tätigsein führt zur mentalen und physischen Aneignung und Entwicklung von lebensnahen
und lebenswerten Raumgefügen, ohne daß diese zwangsläufig von materiellem Besitzstand abhängig sind. Dadurch kann ein Selbstwertgefühl ausgebildet werden, das Anerkennung und Akzeptanz für Anderes nach sich zieht. Miteinander Anderes zu leben wird damit möglich und ist Ausdruck einer praktizierten politischen Kultur.Frauke Hehl studierte Architektur in Mailand/ Italien, Hamburg und Braunschweig. Seit sechs Jahren ist sie Leiterin der workstation-ideenwerkstatt Berlin e.V. (www.workstation-berlin.org) ferner Initiatorin des Ideenaufrufs zur Geländeentwicklung des RAW in Berlin Friedrichshain (www.ideenaufruf.org), Mitarbeit im RAW tempel e.V. (www.raw-tempel.de) und Mitorganisatorin des Ladyfest Berlin (www.ladyfest.net), Beteiligung an diversen Gartenprojekten in Berlin (u.a. www.tourists.de/garten), Mitarbeit in Theater und Performance und noch mehr...
17:30 - 18:00 Pause (für Verpflegung ist gesorgt)
18:00 Uhr, Yvonne P. Doderer (Stuttgart)
Reclaim the CitiesStädtische Räume sind Räume, in denen sich Aushandlungsprozesse und Kämpfe um gesellschaftliche Definitions- und Handlungsmacht verdichten und veräussern. Welche Beziehungsgeflechte bestehen zwischen urbanen Räumen als Austragungsorte gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und
gesellschaftspolitischen Bewegungen? In welchem theoretischen Horizont können diese Strategien urbaner Raumaneignung verortet, untersucht und sichtbar gemacht werden? Diesen Fragestellungen wird am Beispiel der Genese der Neuen Frauenbewegung und der urbanen Verräumlichungsprozesse feministischer Frauenöffentlichkeit nachgegangen. Ausgehend von einer solchen Analyse und Lesart lassen sich neue Perspektiven auf einen erweiterten Stadt- und Raumbegriff, auf Stadtpolitik und Stadtplanung entwickeln.Dr. Yvonne P. Doderer arbeitet freiberuflich als Wissenschaftlerin, Autorin, Künstlerin und Architektin. Ihre Schwerpunkte liegen auf Raumtheorie, Stadtforschung, Gender, Queer und Cultural Studies. Internationale Ausstellungsbeteiligungen (u.a. "First Story...", Kulturhauptstadt Porto 2001; "Dream City", München; "NowHere", Louisiana Museum of Modern Art) sowie Lehr- und Vortragstätigkeit an verschiedenen Universitäten und Kunsthochschulen.
19:30 Uhr, Meggi Pieschel (Berlin)
Les Effets des Contreeffets ... und immer wieder neue Hybride: städtische Praktiken in peripheren Regionen am Beispiel FrankreichDie Projektion gesellschaftlicher Gegenbilder in die Natur, als einem gleichsam außerhalb der Zivilisation gedachten Raum, gehört in der europäischen Geschichte zu einem immer wiederkehrenden Motiv auch fuer
Um- und Aufbruchbewegungen, deren ideologisches Spektrum kaum größer sein koennte. Mit dem ideellen Rückgriff auf Natur und einem scheinbar identitaetstiftenden Ausstieg aus den meist negativ konnotierten urbanen Zentren ließen sich Ausgrenzungs- und Emanzipationsstrategien
gleichermaßen bedienen.
Ab dem 20. Jahrhundert wird das "Aussteigen aufs Land" als Praxis nicht nur als individuelle Entscheidung, sondern auch als Form einer politischen Bewegung betrieben und beschrieben. Die Gemeinsamkeit dieser Bewegung besteht, zumindest überwiegend, in ihrer sozial-ökologisch motivierten Absicht auf dem Hintergrund ihrer Herkunft aus einem städtisch-intellektuellen Milieu. Besonders in
Krisenzeiten erfaehrt sie einen quantitativen Bedeutungsgewinn. In Deutschland hauptsächlich Thema der Sozialwissenschaften in den 70er und 80er Jahren, blieb die Rezeption dieser Experimente inhaltlich eher
auf ihren ideologisch-ökonomischen Rahmen und räumlich betrachtet, meist auf das "Innenleben der Scholle" beschränkt.
In Frankreich dagegen werden "les Hippies", die Aussteiger seit 1968, längst von Raum- und Agrarwissenschaften als relevante Größe regionaler Entwicklung wahrgenommen. Denn in ihrer Folge haben ganze Regionen einen deutlichen Strukturwandel erfahren. Ehemals verlassene periphere Gebiete wie die Cévennen, die südlichen Ardèche oder die Dordogne sind mittlerweile durch einen wachsenden Zustrom an Migrantinnen aus sämtlichen europäischen Zentren gekennzeichnet. Bereits heute werden beispielsweise einige Schulen ausschließlich von ausländischen Kindern besucht. Die eigene Dynamik dieser Regionen wird in jüngsten Veröffentlichungen mit Gentrifizierungsprozessen in Altstadtquartieren verglichen. Am Beispiel der Entwicklungsgeschichte einer dieser Regionen wird der modellhafte Charakter dieses Prozesses skizziert und hinsichtlich aktueller politischer sowie räumlicher Fragestellungen und Theorieansätze diskutiert.Dipl.-Ing. Meggi Pieschel, Landschaftsarchitektin, langjährige Praxis in Entwurf, Ausführung, Freiraumplanung und Beteiligung an diversen Wettbewerben im internationalen Kontext, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU-Berlin. Ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung liegen im Bereich Raumtheorie, Cultural Studies und Gender.
In ihrem derzeitigen Forschungsvorhaben untersucht sie in vergleichender Perspektive aktuelle Migrationsprozesse in ländlichen, peripheren Regionen.21:00 Uhr, Filmvorführung
"A la deriva, por los circuitos de la precariedad femenina" Produktion: Gruppe precarias a la deriva Espana 2003, ca. 45 Min., Original mit englischen UntertitelnDer Film "A la deriva, por los circuitos de la precariedad femenina" unternimmt einen collagenhaften Streifzug durch die Realitäten und Dimensionen prekärer Lebens- und Beschäftigungsverhältnisse von Frauen unterschiedlicher Herkunft und biographischer Hintergründe. Dieser Film wurde von einer Frauengruppe des "La Karakola" gedreht. "La Karakola" ist ein von Frauen besetztes Haus, das in einem multiethnischen Arbeiterstadtteil im Zentrum von Madrid gelegen ist. Das "Karakola" bietet Raum für feministische Theoriebildung und politische Praxis, für verschiedene Projekte und Initiativen, die zu Themen wie Arbeit, Migration, Sexualität, Gewalt gegen Frauen, Rassismus und Antimilitarismus vor Ort und in globalen Netzwerken arbeiten.
Die Abschlussveranstaltung:
Freitag/Samstag, 10./11. Dezember
Resumée und Ausblick vor dem Hintergrund verschiedener künstlerischer und kultureller Praktiken zur Kritik des Urbanen.
Mit Amit Mukhopadhyay (Kalkutta), Christian Kravagna (Wien), Jochen Becker/Stephan Lanz (Berlin), proqm (Berlin, angefragt), Heinz Schütz (München) u.a.»Running the City« ...
ist ein Set thematischer Veranstaltungen vom 04. November bis 11. Dezember 2004 organisiert von Heike Ander und Stefan Römer im Rahmen der Projekt- und Ausstellungsreihe "urban scans" im kunstraum muenchen. »Running the City« lädt verschiedene KulturproduzentInnen und Gruppierungen ein, die einen kritischen Urbanismus praktizieren. Der Projekttitel akzentuiert eine assoziative Verbindung von der Bewegung
durch den städtischen Raum mit dem aktiven Betreiben/Verwalten der Stadt. Das Interesse der Veranstaltungsreihe richtet sich auf Formen und Strategien urbaner Raumaneignung und produktion als kritischer Beitrag zur Diskussion der sogenannten Kunst im öffentlichen Raum.«Ortstermine 2004« ist eine Initiative der Landeshauptstadt München, Kulturreferat.
Die Projektreihe »urban scans« wird gefördert durch die kulturstiftung des bundes.
Weitere Informationen:
www.ortstermine-muenchen.de * www.kunstraum-muenchen.de
18.11.2004 bis Dezember 2004
Urban Scans
Mischa Kuball
public blend
(Teil 2, Außenarbeit)
Kurator: Rüdiger Belter
»Urban Scans« | kunstraum muenchen
Als in sich geschlossener Beitrag zu der Ausstellungsfolge »ortstermine 2004« versteht sich »Urban Scans«, eine Projektreihe, entwickelt vom Kuratorenteam des kunstraum muenchen. Sie behandelt das Thema Kunst und Politik im städtischen Raum und beginnt im April 2004 mit der Containerinstallation »European Corrections Corporation (EUCC)« von Martin Krenn/Oliver Ressler am Sendlinger Torplatz. Bis zum Januar 2005 werden vier weitere Projekte realisiert: »public blend« von Mischa Kuball, »Locals only?« Silke Wagner, »Münchenschlinge« Korpys/Löffler sowie unter dem Titel »Running the City« eine begleitende Projektreihe, die Gruppierungen und KulturproduzentInnen einladen wird, die sich explizit mit Fragen des Urbanen und urbaner Praktiken beschäftigen.
Während der gesamten Laufzeit der »Urban Scans-Reihe« werden die über das Münchner Stadtgebiet verstreuten Einzelprojekte im Eingangsraum des kunstraum muenchen mit einer eigenen Ausstellung zusammenführend vorgestellt. Die hier präsentierten Informationen werden gemäß der Entwicklung der Projektstände laufend aktualisiert. Als Angebot zur Themenvertiefung steht zudem ein Büchertisch bereit, der von der Berliner Buchhandlung »pro qm« bestückt wird.