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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
19.01. - 04.03.2001
restateRenaud Bézy - Albert Weis - Doris Maximiliane Würgert
Mit der kommenden Ausstellung im kunstraum münchen haben sich drei junge zeitgenössische Künstler auf ein spannendes Projekt eingelassen. Zwei der eingeladen Künstler !eben in München, ein dritter Künstler in Paris.
Zweifelsohne wird bei diesem Projekt offensichtlich der Raum in seinen vielfältigen Bezügen thematisiert. Dennoch geht der Ansatz darüber hinaus. Wie es der Ausstellungstitel andeutet, wurde auch das wie zum Thema gemacht. So resultiert die Arbeit eines jeden Künstlers auch auf der Demontage und dem Rearrangement unterschiedlicher Realitätsebenen und Raumbegriffe. Mit dem Ausgangspunkt der eigenen Arbeit entsteht in der diskursiven Auseinandersetzung jedes einzelnen mit den Setzungen, die jeweils die beiden anderen Künstler vornehmen, eine individuelle und ortsspezifische Lösung, die sich durch vielschichtige Referenzen auszeichnet.
Im Eingangsbereich stößt der Besucher zunächst auf Bilder von Doris Maximiliane Würgert. Helle Grau- und Weißtöne, stellenweise eine gedämpfte Farbigkeit, vermitteln im Zusammenspiel mit dem präzise konzipierten Raum eine strenge Nüchternheit. Diese wird jedoch konterkariert durch ein eher als vorbewusst empfundenes Vertrautsein mit einem Mobiliar, das - ebenso sparsam, wie sorgfältig gesetzt - die Komposition des Bildes bestimmt.
Für "restate" installierte die Künstlerin zwei großformatige Bilder und ein Mittelformat, die in ihrer Zusammenschau auf einen gedachten Raum rekurrieren, der den realen durchdringt. Eine Bezugsebene, (bspw. der Boden) dieses vorgestellten - und fragmentarisch visualisierten - Raumes liegt verschoben zu der des Kunstraums. Abgebildetes Mobiliar wird demnach nur in einem fensterartigen Ausschnitt sichtbar. Durch eine schlichte Verschiebung von Raumkoordinaten gegeneinander kollidieren realer und imaginierter Raum - und vermitteln in dieser Konfrontation ihre spezifische Eigen-Artigkeit.
Einen narrativeren Ansatz verfolgt dagegen das Konzept von Albert Weis. Die Mitte des Kunstraums nimmt eine zweiteilige Box ein. Eingangs dieses temporären Einbaus betritt der Besucher eine Wartesituation mit Stühlen. Eine Toninstallation irritiert zunächst und suggeriert mit Schritt- und Hintergrundgeräuschen einen stark frequentierten Ort. In der anderen Hälfte zeigt eine Videoprojektion im Ausschnitt eine Situation vor dem Wartenummern-Spender einer Behörde, wie beispielsweise dem Kreisverwaltungsreferat. Einzelne Besucher treten ins Bild um dem Automaten die ihnen zugeteilte Marke zu entnehmen. Die Szene gleicht einem Auftritt: als Neuling im Raum ist er gleichzeitig der Hauptakteur unter Wartenden. Die Bildeinstellung erlaubt es, den Hergang als verkürzte Form einer dramaturgischen Handlung zu lesen mit Auftritt, Handlung und Abgang. Die Entnahme der Nummer erfolgt häufig mittels einer gestisch erscheinenden Bewegung.
Für den einzelnen Besucher steht ein solcher Behördenbesuch in der Regel in Zusammenhang mit einer Lebenssituation des Umbruchs oder Wechsels, wie einem Umzug, einer Eheschließung oder gar einem Landes-, bzw. Kulturenwechsel. Dem gegenüber steht die Banalität und Alltäglichkeit, die sich durch Rationalität und Nüchternheit mit einer solchen Wartesituation einstellt.
Video kommt auch bei Renaud Bézy zum Einsatz. Zum einen als raumgreifende sound-begleitete Videoprojektion im separierten Teil des Kunstraums, wie auch als Wiedergabe auf einem Monitor auf der Außenseite dieses Separées.
Beide Präsentationen zeigen alternierend zwei verschiedene Videosequenzen: Ein Video nimmt thematisch das Gebäude als architektonische Struktur auf, das in Form einer künstlichen Animationsschleife laufend in sich zusammenfällt und sich anschließend wieder zusammenfügt. Der Begriff von Raum bildet sich hier durch seine (architektonische) Hülle. In der zweiten Sequenz wird mit ähnlichen digitalen Mitteln eine Armada von Gewindeschrauben dargestellt, die sich in militärischer Formation durch den "Raum" schraubt. Hierbei wird der rot-monochrome Hintergrund erst durch diese Formation und deren Bewegung im "Raum"- auch als - solcher suggeriert.
Zusätzlich wird an der Außenseite ein großformatiger Inkjet-Print angebracht, der in nahezu wirklichkeitstreuer Größe architektonische Vorblend-Elemente darstellt, die im Frankreich der siebziger Jahren gerne zur Außendekoration von Geschäften verwendet wurden.
Zu den augenfälligsten Gemeinsamkeiten der Künstler gehören die Prinzipien des Fragmentierens und der Reorganisation in einem neuen Kontext und das Spiel mit unterschiedlichen Realitätsebenen. Ebenso ähneln sich die Künstler in ihrer Bestrebung nach einer Reduktion der Mittel auf das Wesentliche.
Trotz einer geistig-strukturellen Verwandtschaft entwickeln sie jedoch ganz heterogene Entwürfe eines möglichen, wie auch eines real erfahrenen Raumes. Wenn es auch einer Vereinfachung gleichkommt, lassen sich doch bestimmte dominierende Interessen der Künstler feststellen. Einem demiurgischen Prinzip, das sich einer medienbedingten artifiziellen Pop-Ästhetik bedient (Renaud Bézy), steht eine atmosphärisch geprägte, kontemplative Bestandsaufnahme von Raumwahrnehmung gegenüber, die ihre fotografische Herkunft nicht verleugnet (Doris Maximiliane Würgert). Einer Untersuchung des Raumes als Ort sozialer Organisation und psychologisch-individuellen Erlebens kommt die Installation Albert Weis' gleich.
Eröffnung: Donnerstag, 18. Januar 2001, ab 19 Uhr
Kurator: Rüdiger Belter