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Alte Pinakothek
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01.10.2009 - 06.01. 2010
Göttlich gemalt - Andrea del Sarto
Die Heilige Familie in München und ParisEines der Hauptwerke italienischer Malerei in der Alten Pinakothek, Andrea del Sartos »Heilige Familie«, kehrt nach nahezu zwanzig Jahren wieder in die Ausstellungsräume zurück.
Der problematische Erhaltungszustand des um 1514 entstandenen Gemäldes erforderte eine aufwendige und langwierige Restaurierung, die nun erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Mit dieser Ausstellung zum Werk Andrea del Sartos feiert die Alte Pinakothek die Rückkehr der »Heiligen Familie» in den Italiener-Saal des Museums.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Münchner Tafel und eine zweite, nahezu identische Version, die sich im Louvre befindet. Es kommt einer Sensation gleich, dass Dank der Großzügigkeit des Louvre nun die beiden Gemälde erstmals und wohl auch zum letzten Mal in direkter Gegenüberstellung befragt werden können, um die Beziehung zwischen ihnen zu klären. Denn in der Forschung sind bis heute die zeitliche Abfolge beider Versionen und die Frage, ob sie eigenhändige Schöpfungen Andrea del Sartos sind, heftig umstritten.
Ergänzend zu den beiden Bildern verdeutlicht eine Reihe von Zeichnungen unterschiedlicher Stufen der Werkvorbereitung, wie Kompositionsskizzen, Figuren- und Detailstudien, den schöpferischen Prozess Andrea del Sartos bis hin zur endgültigen Komposition.
Das um 1514 gemalte Münchener Altarbild »Heilige Familie« zählt zu den Meisterwerken italienischer Renaissancemalerei und entstand in jener fruchtbaren Schaffenszeit, in der Andrea del Sarto auch sein berühmtestes Werk, die »Harpyien-Madonna« heute in den Uffizien beheimatet geschaffen hat.
Das Gemälde wird in der neueren Forschung mit einer Nachricht Giorgio Vasaris verbunden, demzufolge es der Florentiner Kaufmann Giovanni Battista Puccini in Auftrag gab, um es dem französischen König zu verkaufen. Puccini jedoch, weil er das Werk so schön fand, behielt es für sich. Er ließ, Vasari zufolge, von Andrea del Sarto eine zweite Version anfertigen, die dann dem französischen König verkauf wurde und die heute mit dem Louvre-Bild identifiziert wird.
Das Münchner Bild ist nicht nur künstlerisch, sondern auch sammlungsgeschichtlich von größter Bedeutung. Es gelangte in den Besitz der Medici und wurde 1697 gemeinsam mit Raphaels »Heiliger Familie aus dem Hause Canigiani« und Federico Baroccis »Noli me tangere« von Großherzog Cosimo III. von Toskana seinem Schwiegersohn, dem Wittelsbacher Johann Wilhelm von der Pfalz, als Geschenk übereignet. Im Zuge der Erbfolge kam es mit der Sammlung des Kurfürsten 1806 nach München.
Beide Gemälde wurden eingehend mit den heute zur Verfügung stehenden bildgebenden und materialanalytischen Methoden untersucht. Dank der Kooperation des Louvre und des Centre de Recherche des Musées de France konnte das Pariser Werk eingehend im Original studiert und die Infrarotaufnahmen beider Versionen miteinander verglichen werden. Dabei ergaben sich wesentliche Erkenntnisse hinsichtlich der in der kunsthistorischen Forschung bislang kontrovers diskutierten zeitlichen Abfolge beider Werke. Die im Katalog erstmals publizierten Forschungen belegen zweifelsfrei, dass das Münchner Gemälde zeitlich dem in Paris voran geht und somit dessen Prototyp ist.
Ein weiterer Teil der Ausstellung ist daher dem technologischen Themenkreis gewidmet. In Leuchtkästen und auf Bildtafeln werden die Infrarot- und Röntgenaufnahmen der beiden Werke, Rekonstruktionen zur Übertragungstechnik der Komposition sowie nicht zuletzt eine Dokumentation zur Restaurierung des Münchner Gemäldes präsentiert.
Die Ausstellung wird gefördert von der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München.
Eröffnung: 30.09.2009, 19.00
Weitere Säle der Alten Pinakothek mit neuer Wandbespannung
Drei weitere Säle der Alten Pinakothek werden mit neuer Wandbespannung am 2. Dezember 2008 der Öffentlichkeit übergeben. Bis zum großen Rubenssal VII sind die Arbeiten inzwischen gediehen. Die Gesamtfertigstellung der Arbeiten ist im Frühjahr zu erwarten.
Starke Farben kommen zum Einsatz: Ein sattes Grün und ein nach Purpur changierendes Rot wechseln sich in der Raumfolge ab. Dies hat eine alte Tradition. Seit dem späten 16. Jahrhundert waren Altmeistergemälde zumeist auf Rot und Grün präsentiert worden und in vielen der großen Gemäldegalerien Europas, sei es in Florenz oder London, Madrid oder St. Petersburg, Paris oder Wien ist dies noch heute der Fall. Auch König Ludwig I. von Bayern und sein Architekt Leo von Klenze griffen 1836 diesen Farbrhythmus bei der Erstausstattung der Alten Pinakothek auf, der bis weit in das 20. Jahrhundert hinein das Erscheinungsbild der Galerie bestimmte. Mit der Neuausstattung reiht sich die Alte Pinakothek wieder in ihre eigene Tradition wie auch in die der europäischen Gemäldegalerien ein.
Der Stoff besteht aus einer eigens in Lyon gewebten und gefärbten Seide (Seidenfaille) mit einer speziell für die Alte Pinakothek entwickelten Struktur. Er ersetzt den teils grauen, teils farblich bewusst reduzierten Samt, der während der großen Gebäudesanierung zwischen 1994 und 1998 eingebracht worden war. Gegenüber dem mittlerweile deutlich gealterten Stoff bringt die Neubespannung auch einen sichtbaren Qualitätssprung in Material und Verarbeitung mit sich. Dieser hat allerdings seinen Preis, den der Freistaat nicht hätte schultern können.
Möglich war dieser finanzielle Kraftakt nur durch eine Privatinitiative, die mit Hilfe des Pinakotheks-Vereins ins Leben gerufen wurde. Unterstützt wurde der Freundeskreis dabei von neun privaten Spendern und zwei gemeinnützigen Stiftungen, die die Ausstattung je eines Saales übernommen haben. Die Namen der großzügigen Spender werden fortan auf dem Sockel unterhalb der Gemälde zu lesen sein.
Nun also weitere Säle, deren Eröffnung es zu feiern gilt: Der Venezianersaal V mit grüner Wandbespannung, die die früher nur als recht dunkel wahrgenommenen Gemälde des Gonzagazyklus in der zweiten Reihe zum Leuchten bringt; der van-Dyck-Saal VI in feierlichem Rot ebenso wie der Rubenssaal VII mit dem »Großen Jüngsten Gericht« im Zentrum der Galerie. Während die Ausstattung der Säle V und VI wiederum von privaten Spendern ermöglicht wurde, hat es sich der Pinakotheks-Verein nicht nehmen lassen, die Neuausstattung des größten Saals der Alten Pinakothek selbst zu übernehmen.
Der Pinakotheks-Verein stellt sich mit seinem Engagement für die Alte Pinakothek erneut in die mäzenatische Tradition seiner Gründungstage. Am 17. September 1953 wurde er auf Initiative des damaligen Generaldirektors Prof. Dr. Ernst Buchner und des Rechtsanwalts Dr. Albert von Miller als Verein der »Förderer der Alten Pinakothek in München e. V.« zur Unterstützung des Wiederaufbaus der kriegszerstörten Alten Pinakothek gegründet. Er griff aus Liebe zur Kunst der Alten Meister dem Staat bei verschiedenen Finanzierungsproblemen unter die Arme und trug damals schon wesentlich zu einer, wie es in einer Presseerklärung zur Wiedereröffnung der Alte Pinakothek 1957 heißt, »wertvolleren und würdigeren Innengestaltung der Galerieräume« bei.
Der Rubens-Saal ist traditionell der Saal des Pinakotheks-Vereins. Wenn alljährlich die Mitgliederversammlung und der abendliche Festvortrag stattfinden, bewegen sich die Förderer im buchstäblichem Sinne auf ihrem ureigenen Terrain, war es doch der Freundeskreis, der 1957 für das Tafelparkett in diesem Raum (wie auch in Saal IX) sorgte. Auch die Restaurierung des von der Klenze-Ausstattung übrig gebliebenen Portals in diesem Raum ist sein Werk. Der Verein der Freunde half ferner bei einer nobleren Möblierung der Galerie, unterstützte die Anschaffung einer besseren Beleuchtung als sie der Staat vorsah, trat beim Bau von Vitrinen und Bildsockeln fördernd ein und sorgte auch dafür, dass manches Meisterwerk wieder in einem originalen Rahmen aus der Entstehungszeit des Gemälde gezeigt werden konnte. Vor allem aber: Die Mehrkosten für die komplette Wandbespannung der Galerie, der Säle wie der Kabinette, mit edler Seide war 1957 das Werk des Pinakotheks-Vereins. Ihm gebührt daher heute daher ganz besonderer Dank, da erneut der größte Saal der Alten Pinakothek die großzügige Zuwendung der Freunde erfahren durfte. Der Pinakotheks-Verein hat sich damit wiederum ein Denkmal großzügigsten und uneigennützigsten Mäzenatentums gesetzt.
Die Eröffnung der Säle V bis VII wird am Montag, dem 1. Dezember 2008, mit einem Konzert für die Spender und Förderer gefeiert, bei dem auch der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, zugegen sein wird.
Presseinformation zum Abschied des Generaldirektors der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen
Am 18. Februar wird der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Prof. Dr. Reinhold Baumstark im Rubenssaal der Alten Pinakothek feierlich verabschiedet. Gleichzeitig findet die Amtsübergabe an seinen Nachfolger Prof. Dr. Klaus Schrenk statt.
Die Amtszeit von Reinhold Baumstark (01.08.1999 bis 28.02.2009) war von herausragenden Ereignissen und Erfolgen für den Kulturstandort Bayern geprägt. Reinhold Baumstark setzte deutliche Akzente in der Erwerbungspolitik, der Neuordnung und Ausstattung der Häuser sowie der wissenschaftlichen, konservatorischen wie auch restauratorischen Bearbeitung der Sammlungsbestände. Eine Fülle von Publikationen krönt diese Arbeit.
Die Einrichtung und Eröffnung der Pinakothek der Moderne 2002 gestaltete Reinhold Baumstark entscheidend mit. Das Kunstareal München ist unter seiner Ägide zu einem internationalen Begriff geworden.
Neue Impulse wurden in der Öffentlichkeitsarbeit, Kunstvermittlung, der Museumspraxis und dem Ausstellungswesen (mit der LMU) gesetzt. Darüber hinaus entstanden internationale Kooperationen mit anderen Museen.
Große Bedeutung erhielt in zahlreichen Veranstaltungen der interdisziplinäre Dialog mit der Musik und Literatur.
Bedeutende Zugewinne sind vor allem für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu verzeichnen: die hochkarätigen Sammlungen von Udo und Anette Brandhorst, Eleonore und Michael Stoffel sowie die Fotosammlung von Ann und Jürgen Wilde. Voraussetzung dafür waren das kontinuierlich gewachsene Vertrauen, aber auch die kunstwissenschaftliche und konservatorische Kompetenz und die professionelle Öffentlichkeits- und Kunstvermittlungsarbeit an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Die Staatsgemäldesammlungen können in dieser Zeit auf eine besonders intensive Ausstellungstätigkeit zurückblicken. Darunter dominierten Ausstellungen, die auf eigenen Sammlungsbeständen basierten und diese mit Hilfe von hochkarätigen Gastwerken in einen größeren Kontext stellten.
Neben den ausstellungsbegleitenden Katalogen entstand eine Fülle wichtiger Publikationen für die Alte Pinakothek, die Neue Pinakothek und die Pinakothek der Moderne: so konnte die Reihe der Publikumsführer der Pinakotheken nahezu komplett vorgelegt werden. Die Bestandskataloge der Neuen Pinakothek sind vollständig erschienen, die der Alten Pinakothek konnten mit dem Katalog zur Flämischen Malerei erweitert werden. Des Weiteren entstanden für die Pinakothek der Moderne die Bestandskataloge zur Amerikanischen Kunst und zur Kunst von Max Beckmann.
Reinhold Baumstark setzte sich in besonderem Maße auch für Neuordnung der Pinakotheken sowie für die Galerien der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen außerhalb Münchens ein. Einige der Zweiggalerien wurden renoviert und mit bedeutenden Exponaten, die zum Teil restauriert worden sind, neu bestückt. Insgesamt konnten fünf Zweiggalerien in Bayern glanzvolle Eröffnungen feiern.
Unter dem Motto »Das Neunzehnte neu entdecken« wurde die Neue Pinakothek in ihrem 150. Jubiläumsjahr neu eingerichtet. Für die Renovierung der Schack-Galerie trat Reinhold Baumstark ebenso passioniert ein wie für die neue Wandbespannung der Alten Pinakothek, die sich nur mit der großzügigen Unterstützung privater Mäzene schultern ließ.
Zu den besonderen Anliegen zählt für Reinhold Baumstark die Provenienzforschung, für die im Frühjahr 2008 eine feste Forschungsstelle eingerichtet werden konnte.
Reinhold Baumstark wurde von der Bayerischen Staatsregierung mit dem Bayerischen Verdienstorden und den Maximiliansorden ausgezeichnet.
Reinhold Baumstark brachte als Generaldirektor die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in ihren Kernkompetenzen Bewahren, Sammeln, Vermitteln auf ein hohes zeitgemäßes Niveau. Die Öffentlichkeitsarbeit mit all den ihr zur Verfügung stehenden medialen Mitteln konnte unter seiner Ägide entscheidend professionalisiert werden. Auch im Bereich der Informationstechnologie, z. B. mit der Einführung einer neuen datenbankgestützten Objektverwaltung inklusive Intranet und Internetpräsenz, hat er die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ins neue Jahrtausend geführt.
Joos de Momper d. J. (1564 1635)
Große Gebirgslandschaft mit Reisenden, 1623
Anlässlich der Verabschiedung von Generaldirektor Professor Dr. Reinhold Baumstark in den Ruhestand übergibt die Ernst von Siemens Kunststiftung der Alten Pinakothek ein bedeutendes Gemälde von Joos de Momper dem Jüngeren als Dauerleihgabe.
Die »Große Gebirgslandschaft mit Reisenden« stellt ein besonders qualitätvolles Beispiel für das Spätwerk dieses wichtigen flämischen Landschaftsmalers dar. Signiert und als einziges der von Joos de Momper bekannten Werke datiert, liefert sie einen entscheidenden Anhaltspunkt für die Chronologie seines uvres.
Über einen in dunklen Brauntönen gehaltenen, von einer Figurenstaffage belebten Vordergrund fällt der Blick in ein von hohen Gebirgszügen gesäumtes Flusstal und schweift über begrünte Hänge bis zum Horizont, der von blauen Bergmassiven verdeckt wird. Virtuos handhabte Joos de Momper das Licht: Gefiltert durch einige Wolken, die über den Himmel ziehen, erzeugt es beleuchtete und verschattete Partien, die das Raumkontinuum verstärken und eine lebendige Bildwirkung erzielen. Kennzeichnend ist eine freie Pinselschrift, mit der Glanzlichter gesetzt und Details herausgehoben werden. Locker aufgetupfte Lichtreflexe erzeugen die Wirkung von flirrendem Sonnenlicht. Vor allem in den 1620er Jahren schuf de Momper mehrfach solche monumentalen Formate, die häufig zur dekorativen Ausstattung repräsentativer Räume bestimmt waren. Bei dem effektvoll leuchtenden Stamm der Birke links und dem in feinen Rinnsalen über bizarre Felsen laufenden Wasserfall rechts handelt es sich um charakteristische Motive des Meisters, die wie ein Markenzeichen eingesetzt werden.
Joos de Mompers Gemälde transponiert den Bildtypus der flämischen Landschaft, die mit den Kabinettbildern von Jan Brueghel dem Älteren in der Alten Pinakothek bereits eindrucksvoll vertreten ist, in das große Format. Eingefügt in die Hängung der Meisterwerke im Obergeschoss der Alten Pinakothek, verdeutlicht es im Zusammenklang mit Gemälden von Rubens und Van Dyck Reichtum und Vielfalt der flämischen Malerei in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Die Ernst von Siemens Kunststiftung sorgte auch für den prächtigen neuen Rahmen, der nach einem Vorbild aus den 1620er Jahren angefertigt wurde und dessen dunkle Fassung die leuchtende Farbigkeit des Gemäldes wirkungsvoll hervorhebt.
Beginnend 1984 mit dem »Fichtendickicht im Schnee« von Caspar David Friedrich, hat die Ernst von Siemens Kunststiftung die Sammlung der Pinakotheken immer wieder mit Dauerleihgaben bereichert, so auch zuletzt 2007 mit der »Versuchung des Hl. Antonius« von Johann Liss. Die Erwerbung der »Großen Gebirgslandschaft« von Joos de Momper zeigt einmal mehr die enge Verbundenheit der Ernst von Siemens Kunststiftung mit den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, ein Mäzenatentum, das sich unter anderem auch in der großzügigen Unterstützung von Ausstellungskatalogen und Forschungsprojekten sowie in der Beteiligung an wichtigen Ankäufen manifestiert.