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Bielefelder KunstvereinMuseum Waldhof
Welle 61
33602 Bielefeld
Tel. 0521 - 17 88 06; Fax 0521 - 17 88 10
Do, Fr 15 - 19 Uhr (bei Veranstaltungen bis 21 Uhr)
Sa, So und an Feiertagen 12 - 19 Uhr (bei Veranstaltungen bis 22 Uhr)
und jederzeit nach telefonischer Vereinbarung
Neu ab Januar 2000: Do, Fr 15 - 19 Uhr, Sa, So 12 - 19 Uhr
e-mail: Bielefelder-Kunstverein@show-net.de
http://www.bielefelder-kunstverein.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
03.03. - 22.04.2001
Francisco ToledoFabeltiere aus Oaxaca
Die "Phantastische Zoologie" von Jorge Luis Borges
Zeitgenössische Kunst aus Mexiko im Dialog mit präkolumbischer Skulptur und moderner Literatur
Der mexikanische Maler Francisco Toledo (*1940 in Juchitán im Staate Oaxaca), dessen im spanischen Nationalmuseum Centro de Arte Reina Soffia ausgestelltes Gesamtwerk von der internationalen Presse enthusiastisch als das Kunstereignis des Jahres 2000 gefeiert wurde, tritt mit den 46 Gouachen seiner "Phantastischen Zoologie" in einen kreativen interkulturellen Dialog mit dem gleichnamigen "Buch der imaginären Wesen" des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges. Während die Galerie der von dem Dichter erträumten Tiermetamorphosen einem grenzenlosen Bibliothekskosmos entstammt, der mit den Urbildern der chinesischen, biblisch-hebräischen, orientalischen, nordischen und romantischen Mythologie bevölkert ist, stattet die "ars combinatoria" des zapotekischen Künstlers sie überdies mit der archaischen Magie seiner heimatlichen indianischen Volkskultur aus. So erschafft er irritierend lustvolle animalisch-anthropomorphe Zwischenwesen, die bald bedrohlich, bald augenzwinkernd-ironisch mit ihrer schamlosen Sexualität die Zivilisation der Moderne einfallen. Da treiben chinesische Einhörner, Mondhasen, Tinterlaffe Chumbabas, Behemots, Kraken, Ichthyokentauren und bizarre, von Poe und Kafka erfundene Tiere ihr hemmungsloses Spiel untereinander und mit den archetypischen Ängsten einer Menschheit, die ihre eigene Herkunft aus dem polymorphen Kosmos verdrängt hatte. In diesem phantastischen Bestiarium drängen aber auch die häretischen Paradieses-Reptilien eines Hieronymus Bosch, Flauberts Versuchungen des heiligen Antonius, Goyas kapriziöse Monster und nicht zuletzt die Traumgebilde der Surrealisten ans Licht, denen der junge Toledo während seines vierjährigen Aufenthaltes in Paris begegnete.
Mit dieser (dem Mäzenatentum der Galeria Arvil in México D. F. zu verdankenden) Ausstellung erschließt der Bielefelder Kunstverein erstmalig der deutschen kulturellen Öffentlichkeit ein repräsentatives Oeuvre des neben Rufino Tamayo bedeutendsten mexikanischen Gegenwartskünstlers. Die im Farbenreichtum der Erde gemalten Bilder seiner "Phantastischen Zoologie" entwöhnen die europäischen Betrachter zugleich jener pathetischen Monumentalfresken der muralistas, in denen man bisher die Kunst der mexikanischen Moderne erkannte.
Die Exponate werden begleitet von präkolumbischen Terrakotten aus Oaxaca, welche auf die Analogien zwischen den phantastischen Tiermotiven Toledos und den symbolischen Formen der indianischen Tradition verweisen. Durch die Ausstellung führt ein dreißigminütiger Video-Film mit Erläuterungen u.a. von Francisco Toledo und Carlos Monsiváis. Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch mit Beiträgen von Erika Billeter, Carlos Monsiváis und André Stoll.
Eröffnung: 03.03.2001, 17 Uhr