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Bonner Kunstverein

August-Macke-Platz/Hochstadenring 22
53119 Bonn
Tel. 0228 - 69 39 36
tägl. 11 - 17 Uhr außer Mo; Do 11 - 19 Uhr
E-mail: mitteln@uni-bonn
http://kultur.nat.de/bkv
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

23.9. - 30.10. 1997

 

"Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen"

zu Gast im Bonner Kunstverein

mit Beiträgen von
Franz Ackermann, Thomas Demand, Olafur Eliasson, Thomas Grünfeld, Ute Lindner, Anna Meyer, Hermann Pitz, Horst Schuler, Dirk Skreber, Peter Zimmermann

 

Der "Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen", 1955 von der Familie Roselius gestiftet, ist einer der ältesten und renommiertesten Kunstpreise zur Förderung der Gegenwartskunst im deutschsprachigen Raum.

Die Vorstellung der von zehn KunstvermittlerInnen vorgeschlagenen KandidatInnen für den Kunstpreis - der (die) Preisträger(in) wird innerhalb der Ausstellung ermittelt - zählt seit Jahren zu den bedeutenden Einblicken in die relevanten Strömungen der aktuellen Kunst in Deutschland.

Die Renovierung der Bremer Kunsthalle, in der die Ausstellung zum "Kunstpreis der Böttcherstraße" seit dessen Übernahme durch eine Gruppe von Mitgliedern des Bremer Kunstvereins bisher stattfand, veranlaßte den Stifterkreis, den Bonner Kunstverein um die Ausrichtung der Ausstellung zum "Kunstpreis der Böttcherstraße 1997" zu bitten.

Diesem Wunsch kam der Bonner Kunstverein schon deshalb mit Freude entgegen, als durch die zeitgleiche Vorstellung des Peter Mertes Stipendiums 1997 mit Sonja Alhäuser und Ralf Berger die vom Bonner Kunstverein programmatisch verfolgte Förderung aktueller Kunst nachdrücklich unterstrichen werden kann.

Nahezu alle Werke der in diesem Jahr für den Kunstpreis der Böttcherstraße vorgeschlagenen Künstler und Künstlerinnen verbindet die Skepsis gegenüber den Konventionen von Kunst- und Ausstellungspraxis, wie sie kennzeichnend ist für die junge Künstlergeneration seit den 80er Jahren. In Ute Lindners Arbeit - eine Museumswandbespannung, auf der unterschiedlicher Lichteinfall farbliche Modifizierungen an der Stelle der ehemals dort angebrachten Kunstwerke hinterlassen hat, - spiegelt die Auseinandersetzung mit den Dispositiven der Kunst ebenso wider wie die auf dem schmalen Grad zwischen Malerei und Design angesiedelten Plakatwände und Kartonnage-Installationen von Peter Zimmermann und die Reflexionen zur Malerei im Verhältnis zu Alltags- oder Illustriertenklischees in den Arbeiten von Anna Meyer und Dirk Skreber.

Das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit bestimmt als zentrales Thema die Installationen von Olafur Eliasson, Thomas Grünfeld und Hermann Pitz, in dem Maße als Eliasson in seinen Installationen die Natur-Wirklichkeit künstlich erzeugt, Thomas Grünfeld in seinen von einem Spezialisten hergestellten Tierpräparaten Absurdität und Natürlichkeit über die Kunst aneineinanderbindet, und Hermann Pitz die Wahrnehmung als solche in seinen Installationen als die eigentliche manipulierende "Autorin" in Wirklichkeit und Kunst, Wissenschaft und Vorstellung "autorisiert". Die Grenzen zwischen Malerei und Installation (Horst Schuler und Dirk Skreber) sind ebenso fließend wie jene zwischen Dokument und Simulation. Verbirgt sich hinter den großformatigen Photo-Arbeiten Thomas Demands gebaute oder simulierte Architektur, hinter den farbintensiven und "bewegten" Malereien und Zeichnungen Franz Ackermanns kartographisch definierbare Reiserouten oder Vision weltumspannender Bewegung.

 

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen farbigen Abbildungen und Texten zu den Künstlerlnnen.

Führungen zu den Ausstellungen - Kunstpreis der Böttcherstraße 1997 und Peter-Stipendium 1997 -bieten wir an am: So- 12.10. u. 19.10. um 11.00 und Do- 23.10. um 18.00

Die feierliche Verleihung des Kunstpreises der Böttcherstraße findet am Sonntag, dem 26.10. um 11.30 statt.

 

 

Nachträgliche Mitteilung:

Der "Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen" wurde am 26.10.97 in einem Festakt innerhalb der Ausstellung "Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen zu Gast im Bonner Kunstverein" an Olafur Eliasson verliehen.

Am 6.10. 1997 nominierte die Jury - Ulrich Bischoff, Lucius Grisebach, Peter Weiermair, Stephan Schmidt-Wulffen - in der Ausstellung zum "Kunstpreis der Böttcherstraße", für den neben Eliasson Franz Ackermann, Thomas Demand, Thomas Grünfeld, Ute Lindner, Anna Meyer, Hermann Pitz, Horst Schuler, Dirk Skreber und Peter Zimmermann vorgeschlagen waren, den in Berlin lebenden isländischen Künstler Olafur Eliasson (geb. 1967) für den renommierten, mit 30.000,- DM dotierten "Kunstpreis der Böttcherstraße".

Die Jury unterstrich Eliassons Auseinandersetzung mit der ästhetischen Erscheinung und geistigen Durchdringung der Natur und würdigt mit der Preisvergabe eine zeitgenssische Aufarbeitung verloren geglaubter Koordinaten der Kunstreflexion: Natur, Schönheit, Wahrheit. Das Naturerlebnis wird aufgenommen in einem durchschaubaren technischen Konstrukt. Ein idealistisches Naturbild wird in ein Kunsterlebnis überführt.

 

 

23.9. - 30.10. 1997

Peter-Mertes-Stipendium 1997

Sonja Alhäuser - Ralf Berger

 

1985 von Michael Willkomm, dem Inhaber der Peter-Mertes-Weinkellerei in Bemakstel-Kues gestiftet und dem Bonner Kunstverein anvertraut, hat sich das Peter-Mertes-Stipenium zu einem überregional anerkannten Förderungsinstrument für junge Künstler und Künstlerinnen entwickelt. Es bietet in jedemJahr zwei von einer Jury ausgewählten Künstlern aus dem Rheinland die Möglichkeit, unabhängiger von materiellen Belastungen ihre künstlerische Arbeit zu intensivieren, um in der bekanntlich entscheidenden Zeit zwischen Ausbildung und Start in die Kunstszene zu bestehen.

Sonja Alhäuser, 1969 in Kirchen,Westerwald, geboren, nahm 1989 ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf auf, welches sie 1997 als Meisterschülerin bei Prof. Fritz Schwegler beendete.

Buttercreme, Marzipan, Schokolade, Zucker, Eier, Mehl, diese Auflistung gibt einige Ausgangsmaterialien wieder, mit denen Sonja Alhäuser ihre Backwerke schafft. Mit ihnen setzt sie plastische Prozesse in Gang, die mit der Herstellung der Kuchen als Wandfriese, Schokoladenpferdchen in Originalgröße oder Pralinés mit Pinups längst noch nicht abgeschlossen sind. Augenscheinlich setzen sich diese Prozesse am lebenden Objekt mit dem intendierten Verzehr der Zuckerwerke fort. In hurnorvollen Zeichnungen verrnittelt die Künstlerin zusätzlich ein eindrucksvolles Bild der hektischen Betriebsamkeit, die dem Backwerk als vorläufigem Endprodukt notwendigerweise vorausgeht. Die Herstellung der Rezeptur mit allen Handgriffen und Ingredienzen wird dem Betrachter in einem Bild zusammengefaßt vor Augen geführt.

Ebenfalls an der Kunstakademie in Düsseldorf absolvierte der 1961 geborene Ralf Berger in der Klasse von Klaus Rinke zwischen 1992 und 1996 seine künstlerische Ausbildung.

Ein zentrales Anliegen Ralf Bergers besteht darin, seiner künstlerischen Arbeit eine ereignishafte Komponente zu verleihen. Oftrnals begleitet daher der Künstler seine plastischen Werke mit dramaturgischen Aufführungen, die er selbst als Akteur bestreitet. Berger stellt insbesondere das Senden, Transportieren, Vermitteln und Empfangen von materiellem und immateriellem Gut als wesentliche Elemente der Kommunikation heraus. So kann es passieren, daß der Zuschauer in Handlungsstränge involviert wird, noch ehe er sich dessen bewußt ist.

Beiden Künstlern gemeinsam ist eine künstlerische Haltung, die trotz gewissenhafter Planung das Unvorhersehbare, das jeder spontanen Aktion anhaftet, nicht nur zuläßt, sondern als wesentliche Komponente das prozesshafte Werk bestimmen läßt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

 

Harald Uhr

 

 

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