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Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus
seit 2009: Dieselkraftwerk Cottbus
über die Brandenburgischen Kunstsammlungen
aktuelle Ausstellung / current exhibition
1.6. - 13.7.1997
Plakate in ChinaReihe: Plakate der Welt 8
Die chinesische Kunst erscheint einem Europäer fremd und zumeist rätselhaft. Läßt man sich aber darauf ein, sie zu entschlüsseln oder es wenigstens zu versuchen, ist man schnell fasziniert von dieser traditionsverbundenen Kultur. Besonders geheimnisvoll und zudem grafisch-ästhetisch vollendet wirken die Schriftzeichen, die oft als Ausdrucksform im Plakat vorherrschen. Ihre rationale Bestimmung ist zugleich von einer geradezu mystischen Kraft begleitet, die, hat man ihre Bedeutung - mehr fühlend und ahnend als wissend - erst einmal erfaßt, zu der Erkenntnis führt, daß die Kalligraphie eine größere Aussagekraft in sich trägt, als es oft Worte zu sagen vermögen. Die Künstler wollen ganz bewußt mit ihren Arbeiten an Traditionen, an überlieferte Werte altchinesischer Kultur, die es zu bewahren gilt, erinnern.
China ist ein großes und, gemessen an der Infrastruktur westlicher Industrieländer, auch heute noch ein weitgehend unerschlossenes Land. Im Laufe der Geschichte haben seine Landesteile eine sehr unterschiedliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung erfahren.
Auch im chinesischen Plakatschaffen wird das deutlich. Während die Taiwanesen seit jeher ihre Tradition beschwören, Altbewährtes nicht in Vergessenheit geraten lassen, gibt es in der Volksrepublik China, nach Maos Kulturrevolution wieder erste Ansätze einer Rückbesinnung auf kulturelle Werte der Vergangenheit und Bestrebungen, sie in das eigene Bewußtsein zu rücken. In den letzten Jahren versträken sich die Bemühungen um Verständigung zwischen den Menschen von Taiwan und vom Festland. Zum Ausdruck kommt das in einer Reihe von Plakaten, die in einem Wettbewerb zum Thema Kommunikation, ausgeschrieben vom chinesischen Grafikdesignerverband, gestaltet wurden. Beteiligt waren Chinesen aus der Volksrepublik, Hongkong und Taiwan. Sie alle haben trotz der sehr unterschiedlichen Herangehensweisen an das vorgegebene Thema eine Sprache gefunden, in der das Bedürfnis einander anzuhören und das Bemühen zu verstehen, dominiert. Ebenso fühlen sich die Künstler aufgerufen, an ein Umweltbewußtsein der Menschen in China zu appellieren, aber auch das eher werbend als kritisierend. Kritik im offenen und anklagenden Sinne, wie im Westen üblich, ist in chinesischen Plakaten kaum zu finden, und das kann nicht nur ein Ausdruck einer politischen Indoktrination sein, auch wenn wir das durch unsere Brille so sehen mögen. Anders mag das im Feld bewußter Systemkritik aussehen, aber das steht auf einem anderen Blatt, nur wenige Plakate nehmen darauf Bezug.
Die eingesandten Arbeiten zeichnen sich durch eine ausgesprochen feinsinnige Beherrschung der grafischen Mittel aus. Man spürt, daß hier eine lange Erfahrung mitschwingt, wurde doch die Fähigkeit, Papier zu schöpfen, Tuschen anzureiben, in China bereits früher als anderenorts auf dieser Erde entwickelt. Es wird viel mit der Symbolkraft und Vieldeutigkeit der Bilder gearbeitet; sie werden verwendet wie die Schriftzeichen, die ihrerseits allein schon wie Bilder anmuten. Unverkennbar ist ebenfalls der Einfluß, den ZEN auf die moderne Plakatgestaltung ausübt. Die spontanen, sparsamen und wohlgesetzten Entäußerungen einer sublimierten Erfahrung mit dem Pinsel (sofort stellt sich eine Gedankenverbindung zur Tuschmalerei her) sind beredte Beispiele für die Unvergänglichkeit großer schöpferischer Leistungen.
Plakate aus China, das sind Blätter von bunter Vielfalt und grafischer Delikatesse, eine Bereicherung unserer Reihe "Plakate der Welt".
Die Plakatedition Nr. 19 und ein Ausstellungsplakat begleiten diese Präsentation.
Barbara Bärmich
10.6. - 20.7.1997
Herbert Kunze
Collagen und Kalligraphien
Reihe: Graphische Blätter 2
Herbert Kunze, der am 6. Juli 1913 in Chemnitz geboren wurde, das Studium der Malerei an der Kunstakademie Dresden bei Ferdinand Dorsch, Wilhelm Rudolph und den Zeichensaal bei Karl Albiker absolvierte, verstarb am 17. November 1981 in Dresden. Von 1953 bis 1975 hatte der Künstler eine Dozentur an der Hochschule für Bildende Künste Dresden auf der berühmten Brühlschen Terrasse inne. Wegen seiner offenen, dem internationalen Fortschritt zugewandten Lehrmethode wurde Kunze von seinen Schülern hochgeschätzt. Beinahe unbeachtet von der Öffentlichkeit und den Museen zählt er in der Dresdener Kunstgeschichtsschreibung bereits zu den "Großen Alten", über die heute - außer der Aufzählung ihrer Ausstellungen, den Berichten der Freunde, den Erinnerungen der ehemaligen Schüler - seitens der Kunstwissenschaft kaum eine Notwendigkeit der Erforschung seines Werkes in Betracht gezogen wird.
Für Herbert Kunze, der über zehn Jahre jünger als Albert Wigand, Helmut Schmidt-Kirstein, Joachim Heuer oder Hans Kinder, Hans Christoph und Willy Wolff ist, trifft ebenso die Feststellung über die Tragik der "verschollenen Generation" zu, die "um 1932 zum akademischen Studium gelangt, wurde sie, in dem vorangegangen Jahrfünft noch mit allen bedeutenden Ereignissen der europäschen Kunst vertraut geworden, über Nacht dieser großen Erlebnisse beraubt..." (Fritz Löffler)
In der Mitte der 60er Jahre begann für Herbert Kunze die fortan kontinuierliche, jedoch im verborgenen betriebene Auseinandersetzung mit den Errungenschaften der Moderne. Georges Braque, aber mehr noch der im Geiste verwandte Nicolas de Staël, boten die formal-ästhetischen Bezugspunkte.
So sehr sich Kunze auch durch eine freie Anwendung der Collagetechnik und seit der Mitte der siebziger Jahre mit seinen in chinesischer Tusche ausgeführten kleinen Kalligraphien von den äußeren Zwängen der offiziellen Realismusdoktrien entfernte, schätzte er freilich die "belle peinture" der "Dresdener Schule" und deren Realisten wie Paul Wilhelm, Theodor Rosenhauer, Hans Jüchser. Und so trifft auch für ihn gleichermaßen Erhard Fromholds Charakteristik von "einer fast zeitlos formalen Eleganz" zu, die sich in besonderen künstlerischen Erscheinungen noch in einer "selbstgezüchteten Melancholie" spiegelt. Indes, die Realität traf den Maler Herbert Kunze schärfer als viele seiner Dresdener Zeitgenossen, wenn zu konstatieren ist, daß keines der früheren kalligraphischen Werke oder eines der aus den Impulsen von Robert Rauschenbergs "black-paintings" oder von dessen "pink-doors" abgeleiteten Collageblättern und informellen Malereien, zu Lebzeiten Kunzes Eingang in die großen nationalen Ausstellungen oder in die Museen fanden.
1987 erwarben die damaligen Staatlichen Kunstsammlungen Cottbus als erstes Museum ein Gemälde von Herbert Kunze. 1988 veranstalteten die Cottbuser Kunstsammlungen zum 75. Geburtstag des Künstlers bereits eine Ausstellung mit dem Titel "Herbert Kunze. Anreger und Freund". Heute verzeichnet das Kunstmuseum die umfangreichste museale Kollektion Herbert Kunzes.
Aus Anlaß des 15. Todestages des Künstlers zeigen die Kunstsammlungen in ihrer gleichnamigen Ausstellungs- und Publikationsreihe "Graphische Blätter sämtliche im Bestand der Graphischen Sammlung befindlichen Werke von Herbert Kunze.
Die ESSAG Cottbus fördert die diesjährige Ausstellung und ermöglicht die Herausgabe des Faltblattes "Graphische Blätter Nr. 2".
Reinhild Tetzlaff
Veranstaltungen
Museumstag: Sonntag, 18. Mai
Führungen - Gespräche - Aktionen: 13.00 - 16.00 Uhr
Tag der offenen Werkstatt, Museumspädagogisches Kabinett
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 1. Juni, 11.00 Uhr
Plakate in China. Reihe: Plakate der Welt 8
Öffentliche Führung: Sonntag, 25. Mai, 16.00 Uhr
in "Lidwien van de Ven"
Carmen Schliebe
Dia-Vortrag: Dienstag, 3. Juni, 19.30 Uhr
Zur Situation in China. Urteile und Vorurteile
Anette Mertens, Potsdam
Vortrag und praktische Erprobung: 7. u. 8. Juni, je 10.00 - 15.00 Uhr
Die chinesische Tuschmalerei
Anette Mertens, Potsdam
Ausstellungseröffnung: Dienstag, 10. Juni, 19.30 Uhr
Herbert Kunze
Collagen und Kalligraphien
Öffentliche Führungen: Samstag, 14. Juni, 16.00 UhrSonntag, 29. Juni, 16.00 Uhr in "Plakate in China"
Barbara BärmichSonntag, 15. Juni, 16.00 Uhr in "Herbert Kunze"
Reinhild Tetzlaff
- Änderungen vorbehalten -
PUBLIKATIONEN
1996 und 1997 erschienen:
Finnland. Plakatkunst des Nordens
Reihe: Plakate der Welt 7 (Plakatedition Nr. 18), 1996, 120 S., 25,00 DM
Dieter Zimmermann. Malerei.
Neue Konturen - Künstler aus dem Land Brandenburg 6. 1996, 100 S., 24,00 DM.
von laut bis lautlos.
Installationen von Bogomir Ecker, Rolf Julius, Hans Peter Kuhn, Thomas Schulz, 1996, 48 S., 18,00 DM
Radioapparate aus der Sammlung "Kunst + Design". 1996, 48 S., 18,00 DM
Curt Querner. Aquarelle und Zeichnungen aus der Graphischen Sammlung
(Graphische Blätter Nr. 1). 1996, 4 S., 3,00 DM
Reflexionen.
20 Jahre Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus, 1997, 56 S., 15,00 DM
Publikationsangebot erweitert
Publikationen begleiten Ausstellungen eines Museums und bieten Besuchern die Möglichkeit, sich in aktuelle Kunstströmungen und -prozesse oder die jeweilige Ausstellung einzutiefen. Die Brandenburgischen Kunstsammlungen Cottbus haben in 20 Jahren 275 Publikationen herausgegeben. Hierzu zählen 77 Bestands- und Ausstellungskataloge, Faltblätter, Editionen, ein Museumsführer, ein Ringbuch mit monographischen Analysen der Kunstwerke sowie 121 Ausstellungsplakate. Des weiteren sind verschiedene Werbeplakate, Postkartenmappen und die 4 x im Jahr erscheinenden INFORMATIONEN hinzuzurechnen.
Darüber hinaus bietet das Cottbuser Kunstmuseum seit einigen Jahren Kunstpostkarten zum Verkauf an. Anfangs überwiegend ausstellungsbegleitend sind seit Ende 1996 auch andere Karten an der Museumskasse erhltlich, so u.a. mit Werken von Kandinsky, Klee, Lissitzky, Malewitch, Mondrian, Picasso, Rietvield, Rodtschenko oder Warhol. Das Sortiment umfaßt nunmehr ca. 100 verschiedene Motive zu einem Stückpreis zwischen 0,50 und 1,30 DM.
Ein komplettes Publikationsangebot - sowohl von Katalogen, Editionen und Faltblättern als auch Plakaten - senden wir Ihnen gern auf Anforderung zu. Schreiben Sie, schicken Sie ein Fax oder rufen Sie uns einfach an. Unsere Anschrift finden Sie auf der Rückseite. Wir übersenden Ihnen die gewünschte Publikation per Rechnung, zuzgl. Versandspesen.
Eike Steffen