german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Osnabrück
Kulturgeschichtliches Museum/
Felix-Nussbaum-HausLotterstr. 2
49078 Osnabrück
Tel. 0541 - 323 -2207; Fax 0541 - 323 2739
Di - Do 11 - 18 Uhr, Fr 11 - 20 Uhr, Sa/So 11 - 18 Uhr
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
12.9. - 7.11.999
Grethe Jürgens zum 100. GeburtstagRetrospektive der bedeutenden Vertreterin der Neuen Sachlichkeit im Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück
Das Kulturgeschichtliche Museum Osnabrück zeigt vom 12. September (Eröffnung: 11.30 Uhr) bis 7. November im Oberlichtsaal die Ausstellung "Grethe Jürgens zum 100. Geburtstag". Mit dieser 60 Arbeiten umfassenden Werkschau wird eine Künstlerin vorgestelit, die als Veftreterin der Malerei der Neuen Sachlichkeit erst sehr spät Anerkennung fand, wie dies für die Künstler dieser sogenannten "Verschollenen Generation", der um 1900 Geborenen, beispielhaft ist.
Der Schwerpunkt der Retrospektive liegt auf Arbeiten aus den zwanziger Jahren. Grethe Jürgens' künstlerische Entwicklung der Nachkriegszeit ist mit wenigen Werken exemplarisch belegt.
Viele Aquarelle und Gouachen der Frühphase Grethe Jürgens' werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, sie stammen vornehmlich aus Privatbesitz. Bedeutende Gemälde der zwanziger Jahre wurden aus dem Besitz des Historischen Museums Hannover und des Sprengelmuseums Hannover, der Sparkasse und Sparkassenstiftung Hannover und Privatbesitz zur Verfügung gestellt. Auch die meisten Beispiele ihrer Arbeiten der Nachkriegszeit werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Grethe Jürgens wurde am 15. Dezember 1899 in Holzhausen bei Osnabrück geboren und starb am 8. Mai 1981 in Hannover. Sie begann nach ihrem Abitur 1918 ein Architekturstudium in Berlin, ging aber bereits 1920 nach Hannover, um an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in der Graphikklasse von Fritz Burger-Mühlfeld ihr Studium aufzunehmen. 1922 arbeitete sie bei der Firma Hackethal Draht- und Kabelwerke in Hannover als Reklamezeichnerin. Sie gab 1927 jedoch ihre Arbeit auf, um sich ganz der Malerei zu widmen.
Die Änderung ihrer Lebensverhältnisse ist deutlich an den Arbeiten der zwanziger Jahre abzulesen, die sich in zwei Werkgruppen unterteilen lassen. In den frühen zwanziger Jahren entstanden eine Vielzahl von Aquarellen, Gouachen und Tuschzeichnungen, die zwar noch Einflüsse des Expressionismus aufweisen, sich aber bereits in der Themenwahl und Malweise der Neuen Sachlichkeit annähern. Wie ihre Künstlerfreunde Gerta Overbeck, Erich Wegener, Ernst Thoms, Friedrich Busack oder Hans Mertens, die zur Gruppe der Neuen Sachlichkeit Hannover zählten und ihren Lebensunterhalt meist durch Gelegenheitsjobs und Arbeitslosengeld bestritten, widmete sie sich den Themen ihrer unmittelbaren Lebensumwelt. Außerdem zählen Bettler und Arbeitslose, die die Tristesse der sogenannten "Goldenen Zwanziger" widerspiegeln, und vor allem auch die "kleinen Leute", denen sich die jungen Künstler zugehörig fühlten, zu ihren bevorzugten Motiven.
Von 1926 bis 1933 entstanden ihre großformatigen Ölbilder und Aquarelle, die sie als typische Vertreterin der Neuen Sachlichkeit ausweisen und als ihre bekanntesten und bedeutendsten Arbeiten in die Kunstgeschichte eingingen. Bemerkenswert sind vor allem die neusachlichen Porträts dieser Zeit, die sie von ihren Künstlerfreunden schuf, aber auch die Selbstporträts, die Spiegelbilder ihrer Persönlichkeit wurden.
Nach 1933 konnte Grethe Jürgens nicht mehr ausstellen. Ihre Bilder galten als entartet. Sie überlebte die Zeit des Nationalsozialismus als Buchillustratorin und Reklamezeichnerin.
Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpfte sie mit ihren Trümmerbildern und anderen Arbeiten, die die Situation der unmittelbaren Nachkriegszeit thematisieren, zunächst an die Tradition der zwanziger Jahre an. Sie enffernte sich jedoch, wie viele ihrer Künstlerkollegen dieser Generation, unter der Vorherrschaft der abstrakten Kunst immer mehr von der Neuen Sachlichkeit und experimentierte mit abstrakter Formensprache. Es entstand ein umfangreiches Nachkriegswerk, das aber die Anerkennung ihrer künstlerischen Produktion der zwanziger Jahre nicht mehr erreicht.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der sich in erster Linie mit den zwanziger Jahren und der Standortbestimmung der Künstlerin in dieser Zeit in Hannover befaßt.
Eröffnung am 12. September 1999, 11.30 Uhr