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GAK

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ab 22.02. 2014

Peles Empire

- English version: see below -

Kopien sind eng mit ihrem Original verknüpft und geben doch ein verzerrtes Bild auf das ab, was sie duplizieren. Kopien wiederholen und sichern ihre Vorlage, aber eröffnen auch die Möglichkeit, eine neue Perspektive auf sie einzunehmen ­ denn bereits der Vorgang der Reproduktion selbst entfernt sich vom Original, so dass die Kopie immer im gewissen Sinne eine Abstraktion ihrer Vorlage ist und eine Verschiebung in Wahrnehmung, Ausformung oder Material stattfindet.

Diesen Mechanismen spüren Peles Empire, ein Zusammenschluss der Künstlerinnen Katharina Stöver und Barbara Wolff, auf vielfältige Weise nach. Ausgangspunkt ist dabei das Schloss Peles, eine für König Carol I. Ende des 19. Jahrhunderts fertig gestellte Sommerresidenz in den rumänischen Karpaten. Die Innenausstattung von Peles zeichnet sich durch einen kruden Stilmix aus, in dem jeder Raum unterschiedlichen Epochen der Vergangenheit gewidmet ist. So gibt es etwa ein gotisches, ein barockes, ein Renaissance- oder ein Art Déco-Zimmer. Der Grundgedanke des Schlosses ist also der einer Architektur gewordenen Kopienansammlung, ein Gestalt gewordener Traum historistischer Bau- und Ausstattungskultur. 2005 hat das Künstlerduo Peles Empire begonnen, seine einzelnen Räume fotografisch festzuhalten. Seither sind diese Aufnahmen auf unterschiedliche Weise Dreh- und Angelpunkt ihres künstlerischen Schaffens. Sie bilden die Grundlage nicht nur von eigenen Arbeiten, sondern auch von kuratorischen Projekten.

Für EVER BUILD in Bremen haben Peles Empire neue Arbeiten entwickelt, die sie in eine eigens für den Ort konzipierte Präsentation integrieren. Der Ausstellungsparcours beginnt mit bodenlangen Papierarbeiten, die den Raum in kleine Kompartimente unterteilen, Bewegung von den Besucher/innen erzwingen und in den meisten ihrer Darstellungen noch deutliche Hinweise auf das Schloss als Methode des präsentierten künstlerischen Ansatzes geben. Doch handelt es sich auch hier schon nicht mehr um die Wandtapeten, die auf die fotografische Dokumentation des Peles-Schlosses folgten, sondern um eine Akkumulation von DINA3-Kopien von Ansichten und Details aus früheren Installationen, die die Künstlerinnen mit den Wandtapeten umgesetzt haben. Die Papiere hängen von der Decke bis zum Boden, wobei ihr monumentales Format und das architektonische "Gesetzt-Sein" ihrer Darstellungen von der Leichtigkeit konterkariert wird, mit der sie auf jeden Luftzug im Raum reagieren und leise hin und her schwingen.

Konkrete Bezüge auf das Schloss sucht man im hinteren Bereich der Ausstellung vergebens: Hier lösen sich monumentale Zementabgüsse und abstrakte Pappmaché-Arbeiten an den Wänden und auf dem Boden visuell scheinbar vollständig von ihrem Gegenstand (obwohl auch sie Details aus dem fotografischen, schlossbasierenden Fundus von Peles Empire als Grundlage haben) und stellen eher Fragen nach der Materialbeschaffenheit, von Fragilität vs. Monumentalität, den unterschiedlichen Qualitäten von Fläche und Raum oder nach dem malerischen Gestus. Kleinformatige Keramiken sind ebenfalls auf dem Boden angeordnet und führen in ihrer Zersplitterung den Ausstellungstitel EVER BUILD ad absurdum. Darüber hinaus demonstrieren sie ein ähnlich unvereinbares Nebeneinander wie schon die Stilakkumulationen des Schlosses Peles ­ fügen sie doch mit Porzellan und Ton zwei Materialien zusammen, die nicht ohne Schäden gemeinsam gebrannt werden können.

Die kobaltblauen Zementtüten der Firma Ever Build ergänzen die Präsentation im hinteren Ausstellungsteil um ein Readymade-Element, das nicht nur der Ausstellung ihren Titel gibt, sondern darüber hinaus Farbakzente setzt (die sich zum Teil auf den Keramikobjekten fortsetzen), gelegentlich zum Träger für die Pappmaché-Platten wird, das Material für die großen Abgüsse lieferte und sich inhaltlich mit architektonischen Vorstellungen von Ewigkeit verknüpft (ein Anspruch, mit dem König Carol I. das Peles-Schloss Ende des 19. Jahrhunderts hatte bauen lassen und den die Zersplitterung der Keramiken sofort wieder unterläuft).

Vom Beginn von EVER BUILD bis zu seinem Ende vollzieht sich also eine schrittweise Abstrahierung, die das Schloss als solches zunehmend in den Hintergrund treten lässt, jedoch seiner Methode der hierarchielosen Reihung von Materialien und Gattungen strikt verhaftet bleibt und eben dadurch neue Denkräume öffnet. EVER BUILD führt damit exemplarisch den eigenständigen Umgang von Peles Empire mit dem Medium Fotografie vor ­ entwickeln die Künstlerinnen die Gattung doch auf ihrer Suche nach immer weiterführenden Verzerrungen nicht nur in Kopiencollagen, sondern auch in Skulpturen und malerisch anmutende Werke weiter.

Die Ausstellung wird begleitet von einem ausführlichen Rahmenprogramm - alle DONNERSTAGSTERMINE finden sie hier.

 

Copies are closely connected to their originals yet create a distorted image of whatever they duplicate. Copies replicate and preserve their originals but also make it possible to view them in a new perspective. Even the process of reproduction itself is removed from the original, in a certain sense making the copy an abstraction of its original and causing a shift in perception, shapes, or materials.

The artist duo Peles Empire (Katharina Stoever and Barbara Wolff) is an exploration of these mechanisms. Their starting point is Peles Castle, a historism residence in Romania's Carpathian Mountains. Its interior décor is characterized by a crude mash-up of décors, each room dedicated to a different historical era such as Gothic, Baroque, Renaissance or Art Deco. In its quintessence, the castle is a collection of copies in architecture. 2005 Peles Empire started by compiling a photographic documentation of the castle's rooms. These images then served as the focal point of their artistic work in myriad ways.

As such, Stoever and Wolff initially reconstruct some of the castle's rooms by wallpapering gallery spaces with the photos taken in Peles. This environment often serves as a backdrop for the exhibition of works by other artists or can also function independently (as seen in 2009 in the group exhibition Space Revised. Friendly Takeovers in the GAK). But Peles Empire push the concept of abstracting an original through its reproduction even further. Key of the stepwise distortion of the original are the non-hierarchical juxtaposition of different materials and styles, the displacement of material and the interface between three and two-dimensional spaces or objects.

For EVER BUILD the artists copy details from their b/w large-format castle photographs onto DIN A3 paper (the standard copy size), thus creating reproductions whose colours, materiality and excerpt nature hardly contain a single reference to the original. This copies are then processed into paper-mâché and transformed into large minimalistic sculptures which often play a role in the overall architectural context of the space, functioning as walls or pedestals for the ceramics and smaller objects by Peles Empire ­ further distortions of the DIN A3 images or the original interior furnishings of the castle.


 

 
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