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GAK
Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
Teerhof 21 (Weserburg)
28199 Bremen
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vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
20.09. - 18.10. 2014
Re-Discovery II
MARIANNE WEX MIT SHANNON BOOL, NINA HOFFMANN, MATT KEEGAN, JULIKA RUDELIUS UND JEREMY SHAW
Autocenter. Space for Contemporary Art, Leipziger Straße 56, 10117 Berlin
Eröffnung: Freitag, den 19. September, um 19 Uhr
Kuratiert von Janneke de Vries, Direktorin GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, im Rahmen des Projektes Re-Discovery
In den Jahren von 1972 bis 1977 fotografierte die Künstlerin Marianne Wex (*1937 in Hamburg) Menschen in Hamburgs Straßen und unterteilte die entstandenen Aufnahmen anschließend in Kategorien. Dabei stellte sie die Haltung von Köpfen, Armen oder Beinen von Männern und Frauen gegenüber. Ihr Interesse galt der Frage, in welchem Maße sich geschlechtsspezifische Konditionierungen und Hierarchien in alltäglichen Posen und Gesten widerspiegeln. Um ihre Recherche auszuweiten, ergänzte Wex die ca. 5.000 Fotografien aus dem öffentlichen Raum durch abfotografierte Bilder aus den Massenmedien sowie durch historische Darstellungen aus Antike und Mittelalter. Das Ergebnis übertrug sie auf Tafeln, auf die sie die Bilder und erklärende Texte montierte. Im Anschluss an diese installative Form bereitete die Künstlerin das Material in Buchform mit dem Titel "Weibliche" und "männliche" Körpersprache als Folge patriarchalischer Machtverhältnisse (1979) auf. Tafeln und Buch eröffnen eine Bandbreite an fotografischem Quellenmaterial von Straßenfotografien und fotojournalistischen Aufnahmen über Werbeanzeigen, kunsthistorischen Reproduktionen oder Schnappschüssen aus Familienalben bis hin zu pornografischen Bildern, Fotos berühmter Persönlichkeiten sowie Fernseh- und Filmstills.
Wex' Fototafeln wurden das erste Mal 1977 als Teil der Ausstellung Künstlerinnen International 1877-1977 in der NGBK in Berlin gezeigt. Sie wanderten Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre noch durch einige nationale und internationale Ausstellungen, gerieten im Kunstkontext dann aber weitestgehend in Vergessenheit. Erst 2009 wurde ein Teil des Körpersprache-Projekts in der Focal Point Gallery in Southend-on-Sea (UK) wieder gezeigt. 2012 präsentierte der Badische Kunstverein Karlsruhe dann erstmals alle vorhandenen Tafeln von "Weibliche" und "männliche" Körpersprache als Folge patriarchalischer Machtverhältnisse.
Das Fotoprojekt von Marianne Wex verdeutlicht einerseits einen spezifischen Umgang mit dem Medium Fotografie und der Appropriation gefundenen Bildmaterials. Andererseits verortet sich die Arbeit im Kontext der feministischen Bewegung der 1970er Jahre und untersucht das Verhältnis von Körper und Raum (so lautet etwa der Titel der englischen Buchausgabe bezeichnenderweise Let's Get Back Our Space).
Ausgehend von den Fragestellungen von Wex' fotografischem Atlas zeichnet die Ausstellung Re-Discovery II Verbindungslinien in die aktuelle Produktion zeitgenössischer Künstler/innen nach: So scheint etwa Matt Keegan (*1976, lebt in New York) in seinen C-Prints Men und Women direkt Ideen von Wex aufzunehmen und legt geschlechtsspezifische Körperhaltungen in gefundenen Sprachlehrmitteln offen. Darüber hinaus stellt er in der Arbeit More like die Frage nach genetisch und gesellschaftlich bestimmten Identitätsfindungen. Shannon Bool (*1972, lebt in Berlin) spürt in ihren Tanzstangen, Teppichen und Photogrammen der Verortung von Frauenbildern zwischen Projektion, Klischee und Realität nach, unter Involvierung von kunstgeschichtlichen Traditionen und Alltagsaspekten. Julika Rudelius (*1968, lebt in Frankfurt/Main und Los Angeles) inszeniert in ihrem Film Rituals chinesische Männer in ihrer fernöstlich konnotierten Umgebung in westlich inspirierten Verführungsposen und -gesten. Jeremy Shaw (*1977, lebt in Berlin) spielt in seinem Film 7 Minutes mit den Zugehörigkeitsmechanismen der Geschlechter und setzt sie ebenso außer Kraft wie Vorstellungen von Zeit, Raum, privat und öffentlich. Und Nina Hoffmann (*1980, lebt in Berlin) fragt ebenfalls nach geschlechtlichen Zuschreibungen, verknüpft ihre Annäherung in der Fotografie Gruppenbild mit Dame aber mit Vorgehensweisen vom Anfang des 20. Jahrhunderts oder untersucht in einer mehrteiligen Papierarbeit den aktuellen Stand geschlechtlicher Gleichstellung im Kunstbetrieb anhand von Kunstzeitungen.
Re-Discovery II ist die zweite Ausstellung im Rahmen der fünfteiligen Reihe Re-Discovery im Autocenter. Space for Contemporary Art. Ausgangspunkt aller in diesem Zusammenhang entwickelten Projekte nehmen eine vergessene oder unbekannte künstlerische Haltung einer älteren Generation als Ausgangspunkt, um von dort Entwicklungslinien in die aktuelle künstlerische Produktion aufzuzeigen. Teilnehmende Kurator/innen: Inke Arns (HMKV Hartware MedienKunstVerein Dortmund), Francesca Gavin (Kuratorin und Kritikerin, London), Martin German (S.M.A.K. Municipal Museum of Contemporary Art, Ghent), Ulrich Look (Kurator, Dozent und Kritiker, Berlin) und Janneke de Vries (GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen).
gefördert durch die
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