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GAK

Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
Teerhof 21 (Weserburg)
28199 Bremen
Tel. 0421 - 50 08 97; Fax 0421 - 59 33 37
Di - So 11 - 18 Uhr, Do bis 21 Uhr, Do bis 21 Uhr, Mo geschlossen
office(at)gak-bremen.de
www.gak-bremen.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

30.08. - 02.11. 2008

John Stezaker


Der Brite John Stezaker (geb. 1949) hat sich früh entschieden, der vorhandenen Bildwelt keine weiteren Bilder mehr hinzuzufügen, sondern mit gefundenem Material zu arbeiten ­ mit dem, was er in Katalogen, Büchern oder Magazinen, als Albumbildchen, Post- oder Autogrammkarten bereits vorfindet. Diese Abbildungen nimmt er auseinander und fügt sie im Collageverfahren zu neuen Konstellationen zusammen. Was als Vorgehensweise zurückgenommen und vergleichsweise simpel anmutet, legt eine erstaunliche inhaltliche Vielschichtigkeit offen: Ursprüngliche Bedeutungszusammenhänge und Narrationsstränge werden aufgelöst und neue Bildräume durch die Kombination, Drehung oder Hinzufügung von Elementen geschaffen, die ursprünglich nie zusammengedacht waren, nun aber erstaunlich exakt ineinander greifen. Seinen künstlerischen Ansatz beschreibt Stezaker selbst als den Versuch, "Dinge ernst zu nehmen, die gewöhnlich nicht ernst genommen werden". So thematisieren seine fragilen Kleinformate Genderfragen, den Gegensatz von Realität und Schein, das surrealistische Interesse an ausrangierten Gegenständen, den Versuch, eine durch Bilderfluten ausgelöste kulturelle Amnesie zu unterlaufen, die Vielfalt von Möglichkeiten, die allen Dingen zugrunde liegt, und die Brüchigkeit des scheinbar Gegebenen.

Beispielsweise zerstört er die Einheit von s/w-Filmportraits aus einer vergangenen, glamourösen Hollywood-Ära, indem er die perfekt frisierten und geschminkten Gesichter von Starlets zerteilt und mit denen distinguierter männlicher Schauspieler zu monströsen Zwitterwesen zusammenfügt, die die Perfektion der Vorlagenbilder konterkarieren. Ähnlich geht er vor, wenn er Stills verschiedener s/w-Filme zerschneidet und zu Szenen entwickelt, die in ihrer Neuzusammenstellung eigenartig sinnfällige Bedeutungen ergeben, die von absurd über grotesk und komisch bis zu unheimlich reichen. In einer anderen Serie kombiniert er Postkarten von Blumengestecken mit Poesiealbumbildchen familiärer Heimeligkeit und bringt so Vorstellungen häuslicher Harmonie auf eine Weise zusammen, dass durch wechselseitige Verstärkung deren Fragwürdigkeit offen gelegt wird. Diese Potenzierung wird durch den Titel der für Stezaker ungewöhnlich farbigen Serie Red Yellow Blue weiter geführt, der sich auf Barnett Neman's epochemachendes Gemälde Who's afraid of Red, Yellow and Blue? von 1966 bezieht, in dem dieser seine Ideen von bildimmanenter Harmonie und Ausgeglichenheit formulierte. Die Serie Sublimes dagegen nimmt kulturtheoretische Vorstellungen von der Idee des Erhabenen und Sublimen auf und unterläuft sie: Scheinbar an traditionelle Darstellungen des Sublimen in Form von Nebel oder Wolken anknüpfend, zeigen sie formatfüllende weiße Formationen. Die durch den Anschnitt am unteren Bildrand sichtbaren Schornsteine jedoch entlarven die erhabenen Verballungen als Rauchschwaden. Ideen von Erhabenheit werden hier mit Sinnbildern terretorialer und industrieller Eroberung kombiniert ­ wie die Dampflokomotiven, die einst den Wilden Westen erschlossen, oder die Schornsteine der industriellen Revolution ­ und durch die Aufschlüsselung als Luftverunreinigung nachhaltig in Frage gestellt.

Seit Anfang der 1970er Jahre verfolgt John Stezaker konsequent seine künstlerischen Haltung der Dekonstruktion und Neuaufladung vorgefundener Bildquellen. Bereits früh als wichtiger Vertreter der zeitgenössischen Kunst anerkannt und Partizipierender an wichtigen internationalen Gruppenausstellungen (z.B. Biennale Venedig, 1982), hat er nie die breite Bekanntheit erfahren, die die Qualität seines Werkes nahe legt, sondern ist auf dem europäischen Kontinent eher im Stadium des anerkannten Geheimtipps verblieben. Seit langem wird er jedoch von vielen Künstler/innen einer jüngeren Generation geschätzt und immer wieder als wichtiger Einfluss für deren künstlerische Produktion benannt. Auf diese Weise schlägt Stezakers Arbeit eine Brücke aus den 1970er Jahren in die Gegenwart. Die Ausstellung der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst berücksichtigt dies, indem Werke seit Mitte der 1980er bis in die jüngste Gegenwart gezeigt werden.

Die Präsentation in Bremen ist John Stezakers erste institutionelle Einzelausstellung außerhalb Großbritanniens seit 1979.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog bei Ridinghouse.

Bremen erleben!

 

Eröffnung: Freitag, 29. August 2008, 19 Uhr

 

 

DONNERSTAGSTERMINE

04.09, 19 Uhr: Führung mit Janneke de Vries
11.09, 19 Uhr: Filmabend zu John Stezaker:
Chris Marker, La Jetée (F 1962, 30 min.),
und Jack Goldstein, MGM (USA 1975, 7 min.)
18.09., 19 Uhr: Filmabend zu John Stezaker:
Alfred Hitchcock, Psycho (USA 1960)
25.09., 19 Uhr: Führung mit Janneke de Vries
20 Uhr: REM Konzert 60, Roigk + Studien 1
02.10., 19 Uhr: Filmabend zu John Stezaker:
Alfred Hitchcock, Der unsichtbare Dritte (USA 1959)
09.10., 19 Uhr: John Stezaker spricht über seine Arbeit (Vortrag in engl. Sprache)
16.10., 19 Uhr: Filmabend zu John Stezaker:
Andy Warhol, Kiss (USA 1963, 50 min.)
23.10., 19 Uhr: Filmabend zu John Stezaker:
Jean-Luc Godard, Pierrot le fou (F/I 1965, 110 min.)
30.10., 19 Uhr: Führung mit Janneke de Vries
20 Uhr: REM Konzert 61, Installation vs. Braindamage. Das Wandelkonzert
(parallel auch im Museum für moderne Kunst, Weserburg)
06.11., 19 Uhr: Führung mit Janneke de Vries

 

 

 

DONNERSTAGSTERMIN IN DER GAK

11. September, 19 Uhr:
Filmabend zu John Stezaker

Jack Goldstein, MGM (USA, 1975, 16mm, 7 min.)
Chris Marker,
La Jetée (F 1962, 30 min.)

 

Im Zusammenhang mit seiner aktuell zu sehenden Ausstellung in der GAK und seines künstlerischen Ansatzes, der sich häufig filmischen Ausgangsmaterials wie Schauspielerportraits oder Film Stills bedient, hat John Stezaker eine Reihe mit Filmen zusammengestellt, die er für sein künstlerisches Denken als wichtig empfindet. Die GAK zeigt diese Filme in lockerer Abfolge in den Donnerstagsterminen. Den Anfang machen MGM des amerikanischen Künstlers Jack Goldstein und La Jetée des französischen Filmpioniers Chris Marker.

Jack Goldstein (geb. 1945, lebt in Los Angeles) wird von Stezaker als der zeitgenössische Künstler benannt, dem er sich in seiner Arbeit am nächsten fühlt. Goldstein interessiert sich besonders für den Kontext des klassischen Hollywoodfilms und seiner Techniken. Dafür isoliert er Situationen oder Figuren aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang und steigert somit ihre bildhafte Wirkung ein Vorgehen, das direkt mit Stezakers Collagen und Bildfragmenten in Verbindung gesetzt werden kann. In MGM etwa wird das laute Brüllen des MGM-Löwen durch die ständige Wiederholung zu einer sinnlosen Machtbehauptung reduziert.

Chris Marker hat seinen 1962 entstandenen Film La Jetée als Photoroman bezeichnet als einen Film, der ausschließlich durch aneinander gereihte, überblendete SW-Standbilder erzählt wird. Jedes Bild bleibt so in sich bewegungslos. Dadurch entwickelt der Film eine spezifische Atmosphäre und versichert eine Art dokumentarischer Zuverlässigkeit, um seine Science Fiction Story und die darin eingebettete Liebesgeschichte zu erzählen. Für John Stezaker bezeichnet Markers Film eine Fortführung der eigenen Herangehensweise hat er doch in den späten 1970er Jahren selbst Photoromane gesammelt und zu neuen Bildfindungen collagiert.

Der Eintritt ist frei.

 

 

 

 

DONNERSTAGSTERMIN IN DER GAK
2. Oktober, 19 Uhr:
Filmabend zu John Stezaker:

Alfred Hitchcock, Der unsichtbare Dritte (USA 1959)

 

Im Zusammenhang mit seiner aktuell zu sehenden Ausstellung in der GAK und seines künstlerischen Ansatzes, der sich häufig filmischen Ausgangsmaterials
wie Schauspielerportraits oder Film Stills bedient, hat John Stezaker eine Reihe mit Filmen zusammengestellt, die er für sein künstlerisches Denken als
wichtig empfindet. Die GAK zeigt diese Filme in lockerer Abfolge in den Donnerstagsterminen.
In seiner Collageserie Fumetti, die das Zentrum von Stezakers Ausstellung in der GAK bildet und ihr auch den Titel verleiht, verwendet der Künstler Portraits
von Schauspieler/innen aus Hitchcock-Klassikern der 1950/60 Jahre. Hitchcocks Der unsichtbare Dritte stellt diese Verbindung her.

 

 

 

DONNERSTAGSTERMIN IN DER GAK

9. Oktober, 19 Uhr
John Stezaker spricht über seine Arbeit

Der Brite John Stezaker (geb. 1949) arbeitet seit Mitte der 1970er Jahre auf der Basis von gefundenem Bildmaterial, das er zu bestimmten Themenbereichen sammelt und in Collagen und Bildfragmenten zu neuen Bedeutungen zusammenstellt. Mittels seiner künstlerischen Arbeit sowie seiner Lehrtätigkeit hat er wesentlichen Einfluss auf das Schaffen einer jüngeren Künstler/innengeneration und ist mitverantwortlich für das derzeit zu beobachtende Revival der Collage in der zeitgenössischen Kunst. Seine aktuelle Einzelausstellung in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst ist die bisher umfangreichste Präsentation seines Werkes.

In seinem Vortrag wird John Stezaker sein künstlerisches Vorgehen, seine Beeinflussung durch surrealistische und philosophische Strömungen sowie sein Verhältnis zu Künstlerkollegen wie Duchamp, Cornell, Broodthaers oder der Konzeptkunst erläutern. Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.

 

Die Ausstellung wird gefördert von
British Council

 

 

 
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