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Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig

Karl-Tauchnitz-Str. 11
04107 Leipzig
Tel. 0341 - 14 08 10; Fax 0341 - 140 81 11
office@gfzk.de
Di - So 12 - 19 Uhr
Führungen So 15 Uhr und nach Vereinbarung
www.gfzk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

09.08. - 21.09. 2008

Kabinett I ­ aus der Sammlung

kuratiert von Heidi Stecker


Viele Sammlungen enthalten Werke, die nicht ständig gezeigt werden
können, z.B. aus Gründen des Platzmangels und aus konservatorischen
Rücksichten. Zeichnungen, Fotografien, Blätter der verschiedensten
grafischen Techniken, Objekte und Multiples sind oft licht- oder
anderweitig empfindlich. Daher werden solche Werke oft in
Kabinettsausstellungen in einem kürzer wechselnden Rhythmus präsentiert.
Die GfZK hat jedoch kein spezielles grafisches Kabinett. Deshalb wird
die Reihe >Kabinett< einmal jährlich ausgewählte Arbeiten aus der
Sammlung der GfZK vorstellen und eine vertiefte Auseinandersetzung mit
ihnen ermöglichen, ohne sich auf Grafik zu beschränken.
So besitzt die GfZK von Carlfriedrich Claus mehrere durchaus fragile
Werke. Eine Zeichnung widmete Claus dem Künstler Albert Wigand. Das
Blatt mit dem anspielungsreichen Titel "Allegorischer Essay für Albert
Wigand. Ein kommunistisches Zukunftsproblem: Naturalisierung des
Menschen, Humanisierung der Natur" von 1965 ist Anlass, es mit drei
Grafiken von Wigand aus dem Bestand des Museums der bildenden Künste
Leipzig zu kombinieren.
Kabinett, der "kleine Raum", assoziiert aber auch Traditionen wie die
der Kunst- und Wunderkammern, aus denen viele Sammlungen und Museen
hervorgingen. An diese Wunderkammern erinnern Collagen von Kiki Smith.
"Kabinett" lässt ebenso an den Fachraum für den Schulunterricht denken.
Passend dazu übt sich Hanne Darboven systematisch mit ihren
"Weltansichten" mit Wandzeitungscharakter in Schreib-Exerzitien ein.
Die Ausstellung wird in dem Zusammenhang auch mehrere Arbeiten
präsentieren, die erst einmal oder noch nie in der GfZK ausgestellt
gewesen sind.

Mit Werken u.v. von Julius Bissier, Hans Brosch, Carlfriedrich Claus,
Hanne Darboven, Gunda Förster, Dieter Froelich, Martin Gerwers, Hervé
Graumann, Martin Greenhalgh, Frank Maibier, Alexej Meschtschanow, Olaf
Nicolai, Sigmar Polke, Inken Reinert, Christian Riebe, Karl Rössing,
Friedrich Schröder-Sonnenstern, Hendrik Silbermann, Kiki Smith, Auke de
Vries, Simone Westerwinter, Albert Wigand, Jun Yang

Dank an das Museum der bildenden Künste Leipzig.

Lab I/GfZK-1
Eröffnung am 08.08.08, 19:00 h

 

 

*Carte Blanche diskursiv: Thomas Macho - **>Z**EITEN DES **S**AMMELNS<*
Vortrag in der Galerie für Zeitgenössische Kunst

Sammeln lässt sich prinzipiell alles. Keine Objektklasse, gleichgültig
ob sie Serien oder Unikate betrifft, ist von vornherein ausgenommen.
Daraus ergibt sich, dass Sammlungsgeschichte nicht von Sammlungsobjekten
handeln kann, sondern lediglich von Sammlungskriterien und
Ordnungssystemen. Wer obsessiv sammelt, artikuliert das Pathos seiner
Tätigkeit gerne mit dem Verweis auf eine konkrete, sinnlich vermittelte
Realität, welche ihm in Gestalt seiner Sammlungsobjekte begegne. Dabei
erreicht er niemals die Welt, sondern stets nur seine eigene,
spezifische Konstruktion einer Welt, die aus der Differenz zwischen
sammlungsrelevanten und sammlungsirrelevanten Elementen aufgebaut wird.
Die Faszination folgt der Konstruktion ­ und das Sammeln dem
Klassifizieren. Sammlungsgeschichte muss darum als Wissensgeschichte
studiert werden; dabei verlieren ehemalige Leitdifferenzen ­
beispielsweise zwischen »Kunst« und »Natur« oder zwischen »Kultur« und
»Technik« ­ ihr strategisches Gewicht. Für die Zwecke einer umrisshaften
Skizze der Sammlungsgeschichte lässt sich unterscheiden zwischen
sakral-magischen Sammlungsidealen und den Sammlungsidealen der
frühneuzeitlichen Kunstkammern, zwischen enzyklopädischen und
chronologischen Sammlungsidealen. Diese Ideale lassen sich zwar in einer
historischen Reihe anordnen, doch haben sie einander nicht ­ nach der
Logik wissenschaftlicher Paradigmenwechsel ­ einfach abgelöst; sie
manifestieren sich bis heute in den unterschiedlichsten
Erscheinungsformen von Museen, temporären Ausstellungen, Katalogen und
Datenbanken.

Thomas Macho
1952 in Wien geboren; Studium der Philosophie, Musikwissenschaft und
Pädagogik an der Universität Wien; 1993 Berufung auf den Lehrstuhl für
Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin; Gastprofessuren an
der Universität Klagenfurt, an der Kunstuniversität Linz und am Institut
für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung Wien; seit 2008
assoziierter Ko-Direktor des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung
Berlin und Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung
und Medienphilosophie der Bauhaus-Universität Weimar

Publikationen (Auswahl):
Hrsg. (gem. mit Karin Harrasser und Burkhardt Wolf): Folter. Politik und
Technik der Schmerzen. München: Wilhelm Fink 2007.
Hrsg. (gem. mit Kristin Marek): Die neue Sichtbarkeit des Todes.
München: Wilhelm Fink 2007.
Menschen ­ Tiere ­ Maschinen. Zur Kritik der Anthropologie. Frankfurt am
Main: Fischer Taschenbuch 2008.

 

 

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