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Galerie für Zeitgenössische Kunst LeipzigKarl-Tauchnitz-Str. 11
04107 Leipzig
Tel. 0341 - 14 08 10; Fax 0341 - 140 81 11
e-mail: office@gfzk.de
Di - So 12 - 19 Uhr
Führungen So 15 Uhr und nach Vereinbarung
http://www.gfzk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
26.08. - 04.11.2001
Palomino
Mit Werken von / Including works by
Diana Deutsch, Marcel Duchamp, Olafur Eliasson, Brion Gysin, Carsten Höller, Henrik Plenge Jakobsen, Katarina Löfström, Len Lye, Anthony McCall, Ritchie Riediger, Bridget Riley, Victor Vasarely, Max Wertheimer, Heimo Zobernig sowie Phänomenen der psychologischen Optik / as well as psycho-optical phenomena
Eine Ausstellung von Carsten Höller und Jan Winkelmann / An exhibition by Carsten Höller and Jan Winkelmann
Wahrnehmung heißt >für wahr nehmen< spätestens seit Plato aber zweifelt der Mensch an der Übereinstimmung des Wahrgenommenen mit seiner Beschaffenheit. Vermeintlich verbirgt sich in den Dingen hinter unseren Empfindungen etwas Unzugängliches, Rätselhaftes, etwas, was aus verborgenen Materien gemacht zu sein scheint. Dieser eigentümlich paranoide Zweifel wiederum ist nicht nur Teil der Wahrnehmung, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil des Seins.
Perception means >to seize entirely< [from Latin percipere]; yet since Plato human beings have consistently doubted about the relationship between the perceived and its actual constitution. Supposedly, objects - beyond our sensory perception of them - possess an inaccessible, mysterious quality, a concealed material nature. In turn, this strangely paranoid doubt is not only a part of perception but also an essential element of being.
Wir kennen alle das Gefühl, daß >hier irgend etwas nicht stimmt<. Dieses Gefühl tritt besonders dann auf, wenn die Dinge ihre gewohnte Schärfe, ihre beruhigende Eindeutigkeit oder Wiederholbarkeit verlieren, wenn sie - mehrdeutig, unvorhersehbar - sich unscharf zeigen. PALOMINO ist eine Ausstellung, die die Wahrnehmung der Betrachter irritiert und sie in ihrer >Wahr<haftigkeit in Frage stellt. Es sind Werke von Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, die auf unterschiedlichen Ebenen Wahrnehmungsverschiebungen oder Halluzinationen erzeugen. Des weiteren werden ausgewählte Phänomene der psychologischen Optik [geometrisch-optische und akustische Täuschungen] sowie Max Wertheimers >Phänomen Phi< ausgestellt.
We all know the feeling of >something being wrong<. This feeling particularly arises in instances when things lose their accustomed clarity, their comforting definiteness or repetitiveness, when they appear ambiguous, unpredictable, unclear. PALOMINO is an exhibition seeking to irritate the observer's perception and to question its intrinsic truthfulness. The works on display generate hallucinations and/or shifts of perception on a variety of levels. The exhibition also includes selected psycho-optical phenomena [geometric/optical and acoustic illusions] as well as Max Wertheimer's >Phänomen Phi< [>Phenomenon Phi<].
Die Ausstellung ist als Parcours der täuschenden Wahrnehmung konzipiert. Als einer der ersten Künstler im 20. Jahrhundert hat Marcel Duchamp sich bereits in den 20er Jahren mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen von optischen Täuschungen beschäftigt. So sind Duchamps hypnotischen >Rotoreliefs< von 1935 prototypisch für seine Auseinandersetzung mit visueller Wahrnehmung. Sein gemeinsam mit Marc Allegret und Man Ray produzierter Film >Anémic Cinéma< [1925-26] ist eines der ersten Beispiele für die Auseinandersetzung mit visuellen Effekten im Medium Film und stellt gleichzeitig auch eine >Vorstufe< zu den >Rotoreliefs< dar.
The exhibition is conceived as a journey through the realm of sensory illusion. Marcel Duchamp was one of the first 20th century artists to investigate, as early as the 1920s, the scientific premises of optical illusions. The hypnotic >Rotoreliefs< [1935] are thus prototypical for Duchamp's examination of visual perception.The film, >Anémic Cinéma< [1925-26], made in collaboration with Marc Allegret and Man Ray, is one of the earliest films examining visual effects whilst also being the precursor of the >Rotoreliefs<.Des weiteren sind auch Beispiele anderer experimenteller Filmemacher zu sehen. Der Neuseeländer Len Lye ist vor allem durch seine Filme bekannt geworden, die ohne Kamera und nur durch die direkte Bearbeitung des Filmmaterials durch Zerkratzen, Bemalen und direkte Belichtung entstanden sind. Mit Anthony McCalls >Line Describing a Cone< wird ein Schlüsselwerk aus den 70er Jahren gezeigt: das projizierte Licht wird nach und nach zu einem >immateriellen< Lichtkegel im nebelgefüllten Ausstellungsraum. Neben diesen Arbeiten werden mit Gemälden von Bridget Riley und Victor Vasarely aber auch Werke von Künstlern präsentiert, die sich seit den 60er Jahren als Protagonisten der Op-art mit visuellen Phänomenen und deren Wirkung auf die Betrachter auseinandersetzen. Daneben produziert eine >Dreammachine< von Brion Gysin Visionen. Diese Beispiele sind als historische Referenzen in PALOMINO eingebettet.
PALOMINO furthermore includes works by other experimental film producers. Len Lye [New Zealand] primarily became known for his films produced without a camera, but solely through direct work on the film material itself by scratching, marking, and exposing it. Anthony McCall's >Line Describing a Cone< is a key work of the 1970s: a projected ray of light gradually turns into an >immaterial< cone in the fog-filled exhibition space. Alongside these works, paintings such as those of Bridget Riley and Victor Vasarely retrace the way in which the protagonists of Op Art have, since the 1960s, examined visual phenomena and their effect on the viewer. These are complemented by Brian Gysin's >Dreammachine< which literally generates visions. These works function as historical references within the context of PALOMINO.
Die zeitgenössischen Werke wurden ebenfalls im Hinblick auf ihre psychoaktive, wahrnehmungsmodifizierende Wirkungsweise ausgewählt. Carsten Höllers >Lichtecke< - eine Lichtfläche mit nahezu 2000 Glühbirnen, die in einer Frequenz von 7,8 Hz blinken - produziert besonders bei geschlossenen Augen psychedelische Farbeffekte. Seine >Umkehrbrille< erlaubt einen Ausstellungsbesuch >auf dem Kopf<, um >die wahre Welt zu betrachten<: so wie sie als umgekehrte Projektion auf der Netzhaut erscheint. >[Oszo 3]TM< von Ritchie Riediger reißt die Zuhörer in einen Strudel ungewöhnlicher akustischer Erfahrungen. Der >Stilleraum< hingegen wirft die Benutzer auf sich selbst zurück, indem sie in einem total schallisolierten Raum von jeglicher akustischer Information abgeschirmt werden: man hört sich selbst, das Rauschen im Kopf, das Fließen des Blutes.
The contemporary works have also been selected on the grounds of the psychoactive effects and the influences on and modifications of the senses they produce. Carsten Höller's >Lichtecke< [>Light Corner<], a light surface illuminated by some 2000 bulbs which, by flashing in a frequency of 7,8 Hz, create [especially with eyes closed] psychedelic colour effects. His >Umkehrbrille< [>Inversion Glasses<] enable the visitor to experience the exhibition upside down, in order to >view the way the world really is<, i.e. as an inverted projection on the retina. >[Oszo 3]TM< by Ritchie Riediger thrusts the listener into a vortex of unusual acoustic sensations. In contrast, >Stilleraum< [>Room of Silence<] reverts the visitor to him/herself. A perfectly sound-insulated room seals the visitor off from all acoustic information: one hears only oneself, the rushing in one's head, the blood flowing through one's veins.
Olafur Eliassons >Yet Untitled< verblüfft durch scheinbar schwebende Wassertropfen; sein sich von konkav zu konvex dehnender Spiegel erinnert an entsprechende Drogenerfahrungen. Katarina Löfströms Film >Whiteout< ist ein Versuch über die Flecken und Farben im Auge, welches zu lange die Sonne gesehen hat. Henrik Plenge Jakobsens Arbeit bietet die Möglichkeit, sich durch das Inhalieren von Lachgas zu verändern, so wie auch Heimo Zobernigs zerbrochener Spiegel eine Vielzahl fragmentarischer Reflexionen von Welt zeigt.
The hovering drops of water in Olafur Eliasson's >Yet Untitled< baffle the senses; his mirror, expanding from concave to convex, recalls similar drug experiences. Katarina Löfström's film >Whiteout< is an experiment with the spots and colours perceived by the human eye after being exposed to sunlight for too long. Henrik Plenge Jakobsen's work enables the visitor to change his/her behaviour by inhaling laughing gas, whilst Heimo Zobernig's broken mirror offers a myriad of fragmentary reflections of the outside world.
Eröffnung / Opening 10.11.2001 um 19 Uhr