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Haus am Waldsee

Argentinische Allee 30
14163 Berlin
Tel. 030 - 8091-2234; Fax 030 - 802 20 28
Di - So 12 - 20 Uhr, Führungen So 16 Uhr
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

19.12.1998 - 7.2.1999


Stalins Retuschen - Foto- und Kunstmanipulationen in der Sowjetunion


Noch vor den Weihnachtsfeiertagen eröffnen wir im Haus am Waldsee ein neues Ausstellungsprojekt, das wir Ihnen in besonderer Weise empfehlen möchten: Vom 19.12.98 - 7.2.99 zeigen wir die Ausstellung

Stalins Retuschen - Foto- und Kunstmanipulationen in der Sowjetunion

mit einzigartigen Exponaten aus der Londoner Sammlung David King. Die Ausstellungseröffnung findet am gleichen Abend urn 18:00 Uhr statt. David King, der Sammler und Leihgeber sowie Ernst Volland als Kurator der Ausstellung werden zu beiden Terminen anwesend sein und eine Einführung in die Ausstellung geben.

"Stalins Retuschen" verrnittelt in eindrucksvollen Zeugnissen der sowjetischen Geschichte von den 20er bis 50er Jahren einen Einblick in die Propaganda- und Terrormethoden des stalinistischen Regimes und seines Geheimdienstes. Die von David King, ehemals Art-Director der London Sunday Times seit den 70er Jahren zusammengetragenen Exponate veranschaulichen anhand von Originalfotos und Retuschen die Jahre der Großen Säuberung unter Stalin, denen Millionen Menschen zum Opfer fielen - nicht nur aus der Bevölkerung, sondern auch aus dem Kreise der engsten Vertrauten Stalins. Der Verbannung oder Vernichtung der physischen Existenz folgte in aller Regel die Auslöschung der Persönlichkeit mittels fotografischer Retusche.

"Stalins Retuschen - Foto- und Kunstmanipulationen in der Sowjetunion" war ursprünglich nur als Buchprojekt geplant (HIS-Verlagsgesellschaft, Hamburg 1997), doch entschied sich David King aufgrund des zunehmenden öffentlichen Interesses an dem von ihm seit den 70er Jahren zusarnmengetragenen, bisher unveröffentlichten Material einer Ausstellung im Haus am Waldsee zuzustimmen. Die Ausstellung umfaßt ca. 80 Originaldokumente und Retuschen (Fotografien, Plakate, Objekte und Bücher, Textilien, Alben, Zeitungen und Zeitschriften sowie ca. 120 Fotoreproduktionen von Bild- und Textdokumenten aus ehemaligen sowjetischen Archiven). Darunter befindet sich auch eine einzigartige Porträtreihe von mehr als 200 anonyrnen sowjetischen Bürgern verschiedenster Sozialschichten, Nationalitäten und Generationen, die während der Jahre der "Großen Säuberung" vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und erschossen wurden.

Zu den "Ikonen" der Ausstellung gehören Originalplakate von Gustavs Kluzis sowie Dokumentarfotos und Retuschen von Jewgeni Chaldei (Eroberung des Reichstags, Potsdamer Konferenz) sowie Fotografien, Reproduktionen (Alexandr Rodtschenkos Übermalungen des Albums "10 Jahre Usbekistan") und Retuschen offizieller sowjetischer Pressefotografen wie Leschenko, Smirnov, Bulla und Goldshtein. In Einzelfällen gelang es David King, bis zu 4 verschiedene Varianten der Originalfotos ausfindig zu machen.

Weitere Ausstellungsschwerpunkte thematisieren den russischen Bürgerkrieg, die Jahre der Revolution. den II. Weltkrieg, die Geschichte der Parteiorganisation, Künstler im Dienste Stalins, die Tätigkeit des sowjetischen Geheimdienstes und das Alltagsleben unter Stalin, sowie die Führerfiguren W.I. Lenin und J.W. Stalin im Kreise ihrer Berater. Am Ende der Ausstellung wird deutlich, daß Stalin selbst, in dessen Namen zahllose menschliche Existenzen ausgelöscht wurden, durch die poststalinistische Geschichtsschreibung unter Chruschtschow der "Retusche" zum Opfer fiel: in Buchveröffentlichungen der 50er Jahre und noch während der Jahre der Perestroika (1985 - 1990) findet sich kaum ein Foto oder Dokument des ehemaligen Diktators.

"Stalins Retuschen" dokumentiert darüber hinaus die Techniken der Fotomanipulation (Montage, Collage und Retusche), die seit den 20er Jahren von den Künstlern der sowjetischen Avantgarde ebenso eingesetzt wurden, wie sie durch das Regime zu propagandistischen Zwecken mißbraucht wurden. Damit eröffnet sich für die Besucher der Ausstellung ein Rückblick auf die Techniken der Fotobearbeitung, die heute - im Zeitalter der Neuen Medien - zum fast alltäglichen Betätigungsfeld jedes PC-Besitzers geworden sind. Beispiele des künstlerischen Umgangs rnit dem manipulierten Foto wurden im Haus am Waldsee bereits mit den Ausstellungen "Lutz Dammbeck " und "Hajek Halke - Der große Unbekannte" (beide 1997) gegeben. Die brisante Frage nach der Authentizität des fotografischen Bildes, seinem Wert und seiner Bedeutung als Zeugnis der Geschichte wird damit ein weiteres Mal gestellt. Heute, in einer Zeit des kritischen Rückblicks auf die politischen Entwicklungen und die Geschichtsschreibung des 90. Jahrhunderts, rührt die AussteIlung an Tabuzonen und propagandistische Leitbilder, deren Infragestellung noch bis zur Auflösung der Sowjetunion undenkbar gewesen wäre. "Stalins Retuschen" steht damit auch irn aktuellen Zusammenhang mit der z. Zt. im Bonner Haus der Geschichte gezeigten Ausstellung zun Thema "Bilder, die lügen ", an der auch der Kurator der Ausstellung "Stalins Retuschen", Ernst Volland, mit Fotomontagen beteiligt ist.

Katalogbuch
Zur Ausstellung "Stalins Retuschen" liegt die 1997 von David King verfaßte Buchveröffentlichung gleichen Titels vor, erschienen in der Hamburger Edition HIS Verlagsgesellschaft mbH (Verkaufspreis 48.- DM).

 

Eröffnung 19.12.1998, 18 Uhr.

Es sprechen: Bezirksstadtrat Stefan Schlede; Barbara Straka, Haus am Waldsee; David King, Sammler und Leihgeber; Ernst Volland, Kurator

Pressevorbesichtigung am Freitag, dem 18.12.98 von 12 - 14.00 Uhr

 

 

Sonnabend, 19.12., 19 Uhr

Konzert

"Ein Kammermusikabend für Hornfreunde"

mit Kristina Mascher, Horn

Werke von Mozart, Schubert, Poulenc, Reinicke, Schmidt-Kowalski (Uraufführung!)

Mitwirkende:
Angela Gassenhuber, Klavier
Ralf Forster, Klarinette
Die Pythagoras Strings (Dimitri Tombassow, Violine; Peter Mascher, Viola; Bettina Marquardt, Viola; Thilo Krigar, Violoncello)

 

 

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