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Heidelberger Kunstverein

Hauptstraße 97
69117 Heidelberg
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13.02. - 19.03.2000


Christopher Cook

Graphites

Christopher Cook wurde 1959 in North Yorkshire, England, geboren. Nachdem er sechs Monate lang in Nordamerika umhergereist war studierte er von 1981-83 Englische Literatur und Kunst an der Universität Exeter Im letzten Jahr seiner dortigen Studien wurde er mit dem Gladys Hunkin-Preisfür Poesie ausgezeichnet. Zwei Jahre verbrachte er malend in einem abgelegenen Tal in Devon, bevor er sich Begrüßung und Einführung: am renommierten Royal College of Art in London einschrieb. Auch später hat er Hans Gercke bewußt die Konfrontation zwischen Natur und Zivilisation, Einsamkeit und städtischem Leben gesucht, schließlich auch zwischen dem eigenen kulturellen Hintergrund und außereuropäischen Traditionen.

Reisen und Stipendien führten Christopher Cook nach Amsterdam und Bologna, zwei Jahre lang lebte er mit seiner Familie in Italien. Es folgten Jahre intensiver Lehrtätigkeit in England, u.a. am Exeter College of Art 1991 wurde Cook als Gast an die Städelschule in Frankftirt eingeladen, 1993 als Visiting Fellow an die Ruskin School der Universität Oxford. 1994 verbrachte er einige Monate in Indien, außerdem ein Semester als Distinguished Visiting Artist an der California State University in Long Beach, USA.

Wir zitieren aus dem einführenden Katalogtext von Hans Gercke:

In seinem Atelier in Exeter stehen ein graphitüberkrusteter Tisch und ein Rollwagen mit eingetrockneten Ölfarben. Malerei ist derzeit nicht angesagt bei Christopher Cook, dessen Schaffen zwischen Dichtung, Malerei und Graphik oszilliert, gegensätzliche Phasen, aber auch einander überlappende Perioden einbeziehend, insgesamt ein komplexes Netzwerk bildend, das bezogen ist auf unterschiedliche Orte und Erfahrungen, auf Kunstgeschichte und Aktualität, auf Archetypisches und Autobiographisches.

Auf geheimnisvoll nächtliche Zeichnungen, die 1988-92 entstanden und 1992 im Beaford Centre in Devon ausgestellt und zusammen mit Gedichten publiziert wurden, folgte nach einem ersten Aufenthalt in Indien - zwei weitere sollten folgen - in Kalifornien die Serie der Pleasure Domes, surreale Variationen eines beklemmenden Spiels mit dem Kitsch, mit den Trivialsymbolen einer vorgeblich heilen Welt. Parallel zu diesen Ölbildern entstanden neue graphische Arbeiten, die in Motivwahl und fortnaler Struktur an die erwähnten anknüpften, auch wenn die Technik eine völlig andere war.

Das Wort Graphik hängt bekanntlich mit dem Material Graphit zusammen: Das weiche Material, eine der kristallinen Varianten des Elements Kohlenstoff, eignet sich vorzüglich zum Zeichnen (gr. graphein). Doch Christopher Cook verwendet es nicht in der gewohnten Weise, sondern schwemmt es mit Harz und Wasser zu einer Suspension auf, mit denen er seine Blätter übergießt, die er anschließend auf diffizile Weise bearbeitet. Dabei wird die "Graphitsoße", eine Art Ursuppe, hin- und hergeschoben, wobei als Rakel ein Stück desselben Materials dient, aus dem auch der Bildgrund besteht.

Naturanaloge Vorgänge der Sedimentation und Erosion werden so im graphischen Verfahren gleichsam "nachgestellt". Das Arbeiten mit Graphit resultiert für Cook aus einem Bedürfnis, das die Malerei nicht befriedigen konnte: Unmittelbar mit Materie zu arbeiten, Natur nicht allein im Bild zu reflektieren, sondern mit ihr unmittelbar in Kontakt zu treten.

Betrachtet man Cooks Graphites genauer, so finden sich neben landschaftlichen Strukturen und Reminiszensen unterschiedlicher Art - darunter auch solchen, deren parallelperspektivische Anlage an indische Miniaturen erinnert oder auch an ostasiatische Tuschbilder, in denen eine vergleichbare Virtuosität des Umgangs mit den Parametem Weiß und Schwarz zu Tage tritt, - immer wieder auch dezidierte Hinweise auf Detailformen der Natur, auf Mineralisches, Animalisches und Pflanzliches. Aus der Bewegung des Rakels ergeben sich etwa Formen, die etwas mit einem Tunnel zu tun haben, doch unversehens mutiert das ebenso technoide wie archetypische Motiv zur vieldeutigen Metapher, zur Muschel, zum Fächer.

Die für Cook typische Zweiteilung zahlreicher Kompositionen hat viel zu tun mit der an heimischen und fernöstlichen Stränden gemachten Erfahrung der pulsierenden, oszillierenden Nahtstelle zwischen den Elementen, zwischen dem Festen und dem Flüssigen, da, wo angeschwemmt und weggenommen wird, wo etwas anbrandet gegen ein Hindernis, wo das Meer bringt und nimmt, Leben schafft und zerstört, wo Statik als Resultat von Bewegung und Veränderung, Bewegung und Veränderung aber als Statik erfahren wird.

Eröffnung: Sonntag, 13, Februar, 11 Uhr

Lesung und Künstlergespräch (in englischer Sprache): Di., 15.02.,19 Uhr

Führungen:
So., 27.02., 11 Uhr, Hans Gercke
So., 05.03., 11 Uhr, Dr. Christmut Präger
So., 12.03., 11 Uhr, Christine Breitschopf
Mi., 15.03.,18 Uhr, Christine Breitschopf

Christopher Cook, "Tunnel",1998
Christopher Cook, " Vertical Hold ", 1998
Porträt des Künstlers

 

Biographie

1959 geboren in NorthYorkshire
1981-83 Studium in Exeter
1983-86 Studium in London
1985 Erste Einzelausstellung London
1986 Stipendium in Bologna, Ausstellung in Exeter
1987 Ausstellung in der Galleria Maggiore, Bologna
1988 Studio bei Siena,
1989 Rückkehr nach England, Publikation von Gedichten, Ausstellungen in Middlesbrough und Plymouth
1991 Gaststipendium an der Städelschule Frankfurt, Ausstellungen in Frankfurt, Manchester und Florenz
1992 Ausstellungen in Rotterdam, Exeter und Oldham
1993 Stipendium der Ruskin School, Oxford, Ausstellung in Chicago ICAF
1994 Erste Reise nach Indien, Kalifornien-Stipendium, im Auftrag des British Council in Nairobi
1995 Ausstellung in der Galerie Papst, Frankfurt
1996 Ausstellungen in Bangkok, Frankfurt, Neu Delhi, Kalkutta, Puri
1997 Dozent für Malerei an der University of Plymouth in Exeter
1998 Beginn der"graphites" Serie
1999 Publikation der gesammelten Gedichte
Lebt in Exeter, England

 

 

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