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Heidelberger Kunstverein

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9.1. - 6.2 2000


Carsten Gliese

Verleihung des ORDO-Preis an Casten Gliese


Zum zweiten Mal wird der 1997 gestiftete ORDO-Preis für Rauminstallation verliehen, diesmal an Carsten Gliese aus Münster. Die Preissumme von 35 000 DM dient zum Teil dazu, in Heidelberg und später in Leipzig je eine aus den spezifischen Gegebenheiten zweier unterschiedlicherAusstellungsräume entwickelte Installation zu realisieren. Beide Arbeiten sollen nach Abschluß der für Sommer 2000 geplanten Leipziger Ausstellung in einem gemeinsamen Katalog dokumentiert werden. - Bevor wir im Folgenden auf das Schaffen von Carsten Gliese näher eingehen, sei kurz noch einmal der ORDO-Preis vorgestellt:

Der Preis

1997 stiftete Wolfgang Kasprowicz, Geschäftsführender Gesellschafter der ORDO Unternehmensberatung GmbH Zülpich, aus Anlaß des zehnjährigen Jubiläums seiner Firma den ORDO-Förderpreis für Rauminstallation. Maßgeblich beteiligt war als Anreger Jochen Heufelder, Ausstellungsleiter des Kunstraums "Fuhrwerkswaage" in Köln-Sürth und langjähriger Freund des Stifters. In mehreren vorbereitenden Gesprächen, u.a. mit Prof. Dr. Manfred Schneckenburger (Kunstakademie Münster) und Dr. Gerhard Kolberg (Museum Ludwig, Köln), wurden Ziele und Modalitäten des Preises festgelegt, den Schneckenburger damals wie folgt charakterisierte:

"Das jüngste, intelligent durchdachte Beispiel (eines Förderpreises, d. Red.) heißt "ORDO"-Preis und kommt alle zwei Jahre bei der Zülpicher Unternehmensberatung mit dem gleichen monasterisch klingenden Namen auf den Tisch. Er ist erstens auf die nichtkommerzielle Kunstform "Rauminstallation" beschränkt. Er summiert sich zweitens auf stolze 35 000 DM. Er vergibt drittens zweimal 10 000 DM für die Realisierung einer Installation und liefert die prominenten Häuser, in denen diese gezeigt werden, gleich mit. Er finanziert viertens mit 10 000 DM einen Katalog. Er hält fünftens den Künstler mit (knappen, allzu knappen?) 5 000 DM ein Vierteljahr lang über Wasser, damit er in Ruhe arbeiten kann. Und er stellt sechstens einen erfahrenen Kurator bereit. Er steuert also zum Unterhalt, zur Arbeit, zur Dokumentation, zur Vermittlung und zu den Kontakten bei. Maßgeschneidert." (Kunstzeitung 12/1997)
Erster Preisträger war 1997 Thomas Klegin, seine endrucksvolle Installation "postum-" aus gestelzten Stühlen istnoch in lebhafter Erinnerung (vgl. gegenwärts 1/98; Katalog im Kunstverein noch erhältlich). Die beiden mit dem Preis verbundenenAusstellungen fanden 1997/98 im Ludwig Forum Aachen sowie im Heidelberger Kunstverein statt, in diesem Jahr ist als zweiter Ausstellungsort die Leipziger Galerie für zeitgenössische Kunst vorgesehen. Beide Ausstellungshäuser sind auch in der Jury des Preises vertreten:

Vorschlagende und Juroren:

Aus 14 vorgeschlagenen Künstlerinnen und Künstlern - Eigenbewerbungen sind nicht zulässig - wählten die Juroren - Jochen Heufelder, Gerhard Kolberg, Manfred Schneckenburger, Jan Winkelmann (Leipzig) und Hans Gerske - einstimmig den Preisträger aus, der diesmal vom Direktor des Sprengel-Museums Hannover, Ulrich Krempel, vorgeschlagen worden war. Vorschlagende waren des weiteren Jean Christophe Ammann (Museum für Moderne Kunst Frankfurt/M.), Eugen Blume (Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin), Christoph Brockhaus (Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg), Gail Kirkpatrick (Kulturamt, Stadthaus II, Münster), Tilman Osterwold (Stuttgart), Beate Reifenscheid (Ludwig Museum Koblenz), Dieter Ronte (Kunstmuseum Bonn), Ulrike Rüdiger (Kunstsammlung Gera), Uwe Rüth (Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl), Klaus Schrenk (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe), Raimund Stecker (Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf), Ferdinand Ullrich (Kunsthalle Recklinghausen) und Evelyn Weiss (Museum Ludwig, Köln).

Der Preisträger

Für Carsten Gliese ist nicht seine unmittelbare sinnliche Wahrnehmung des Raumes ausschlaggebend für die künstlerische Intervention, sondern die Fotos, die er dort macht. Die Fotos treten an die Stelle des Raumes. Aus einer facettenreichen, aber zweidimensionalen Darstellung konzipiert er eine temporäre Architektur, die das Resultat der Beschäftigung mit einer Beschreibung ist.

Milo Köpp, aus der Eröffnungsrede zur Installation "Bildschleuse", peripherie, Tübingen 1998

Ich fotografiere, um den Raum zu verändern. Das Foto zeigt den Ausschnitt eines Raumes. Ich arbeite mit ausgewählten Fragmenten einer vorgestellten Totalansicht. Die Perspektive des Fotos dient als konstruktives Gerüst, um dem fotografischen Blick stoffliche Gestalt zu verleihen. Das immaterielle Sehen wird fixiert. Meine Sicht durch die Kamera wird Architektur. Die baulichen Eigenschaften des Raumes sind der Anlaß für die Konstruktion einer Arbeit. Ich suche den idealen Blickpunkt, um in die vorhandene Architektur nach bestimmten Vorstellungen einzugreifen. Die Entscheidung für eine bestimmte Perspektive ist die Entscheidung für eine bestimmte plastische Gestaltung.

Carsten Gliese, 1994

Ausgehend von der "Flachware" des fotografischen Abzugs hat er die perspektivischen Fluchtpunkte errechnet, die das Auge der Kamera mit den anvisierten Objekten im Raum unsichtbar verbindet. Diese Fluchtlinien hat er als hölzerne, weißbemalte Architektur in die Ausstellungshalle gebaut, so daß nunmehr kompakte Wände den natürlichen Vorgang des Sehens oder besser: den medialen Akt der Lichtbildnerei repräsentieren.

An jenem flüchtigen Ort, wo sich die Gegenstände mit ihren Schatten verbinden, die Ideen mit der Wirklichkeit, in jenem Zwischenreich, in dem sich Sehen und Erkennen, Konstruktion und Rekonstruktion begegnen, dort findet sich das bestimmende Thema der Kunst von Carsten Gliese. Die "eigenen vier Wände" des Künstlers eben. Markus Heinzelmann, zwei Zitate aus dem Beitrag " Von der Fläche in den Raum ", Katalog "Bildgestützte Räume", Münster 1998

Biographie
1965 in Krefeld geboren
1988 Beginn des Studiums bei Prof. Lutz Mommartz
1991 Studium bei Prof. Timm Ulrichs
1993 Meisterschüler bei Timm Ulrichs
1995 Akademiebrief
Lebt in Münster/Westfalen

Ausstellungen (Auswahl)
1990 Wewerka-Pavillon, mit Mark, Formanek, Münster
1993 "Blickfänger", Installation, Galerie Weber, Münster
1994 "ln vier wesffälischen Schlössern", Meisterschüler der Kunstakademie Münster, Rheine
1995 "Die eigenen vier Wände", Kunsthaus Essen
1996 Moltkerei Werkstatt, Köln
1997 "Zwischenebenen", Kunstverein Gelsenkirchen
1998 "Transfer", Muzeum Dunikowskiego, Warschau
1999 "2 captains, 1 mission", Städtische Ausstellungshalle am Hawerkamp, Münster

 

 

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