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Heidelberger KunstvereinHauptstraße 97
69117 Heidelberg
Tel. 06221 - 18 40 86: Fax 06221 - 16 41 62
Di - So 11 - 17 Uhr, Mi 11 - 20 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
7.2. - 7.3.1999
Werner HaypeterKunststoff und Papier
Werner Haypeter, Ohne Titel, 1991, PVC-"natur",
PVC-schwarz, 246 x 402 cm
Werner Haypeter
Werner Haypeter, Jahrgang 1955, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war dort Meisterschüler des Bildhauers Erwin Heerich. So sehr diese Herkunft zunächst bei einem Künstler, der seine Werke als "Bilder" sieht, auch überraschen mag, so ergeben sich doch in der klaren, auf einem konkreten Vokabular basierenden Formensprache sowie durch das sehr bewußt gewählte und den Eindruck seiner Werke bestimmende Material, das selbst zum Bildelement wird, Zusammenhänge, die sehr wohl auf seine künstlerischen Ursprünge verweisen.
Haypeters künstlerischer Weg führt von der Tuschemalerei über die unterschiedliche Papierqualitäten nutzenden Konstruktionen, die das Element der Faltung, der Überlagerung und Schichtung einschlossen, bis zu den monochromen PVC-Arbeiten, die ihn in letzter Zeit beschäftigen. Über die gestische Aktion gelangte er zu jede Handschriftlichkeit ausschließenden Bildkonstruktionen. Die Alltäglichkeit seiner Materialien - Malerkrepp, Rohfilzpappe, PVC - führt nicht zu einer Annäherung oder gar Durchdringung von Kunst und Leben, sondern entscheidend bleibt jeweils die Verwandlung des Stofflich-Alltäglichcn, des Materials, in eine künstlerische Form von großer Einfachheit und Klarheit, die jeden Verweis auf den außerkünstlerischen Bereich aufhebt und ihre Autonomie behauptet.
Haypeters Arbeiten fanden bereits vielfältige Aufmerksamkeit. So wurde er 1986 mit dem Kunstpreis der Stadt Bonn ausgezeichnet. Neben weiteren Stipendien erhielt er 1991 ein Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die Heidelberger Ausstellung beschließt eine im vergangenen Jahr begonnene Dreierreihe, die im Saarland-Museum Saarbrücken ihren Anfang nahm und in der Kunsthalle Winterthur weitergeführt wurde. Jede der drei Ausstellungen hatte und hat ihren eigenen Charakter - einerseits wegen Haypeters sorgfältiger Bezugnahme auf die jeweils vorgegebenen Räume, andererseits, weil im Laufe der Tournee Neues entstand und eingefügt wurde. In der Heidelberger Präsentation werden alle im Katalog abgebildeten Arbeiten auf der Empore gezeigt, darüber hinaus sind ältere und neue Arbeiten aus Papier und Kunststoff, Wand- und Bodenobjekte, zu sehen.
Eröffnung: Sonntag, 7. Februar, 12.30 Uhr
Der Künstler ist anwesend.
Einführung: Hans Gercke
Der Katalog kostet 22,-- DM, für Mitglieder 18,-- DM
Künstlergespräche mit Werner Haypeter: Mi, 10.02.,18 Uhr, und So, 7.3.,16 Uhr
Parallel zur Ausstellung des Heidelberger Kunstvereins zeigt die Galerie Lüpke, Frankfurt, vom 9.2. bis 27.3.1999 neue Papierarbeiten und eine Kunststoffarbeit von Werner Haypeter.
Der folgende Text ist dem Beitrag "Alchimie der Wahrnehmung" von Ernest W. Uthemann im Ausstellungskatalog entnommen:
Nicht immer geht die Verwendung von Kunststoffen in der Kunst einher mit dem Glauben an unaufhaltsam hervordrängendes Neues, wie bei den Künstlern der frühen Moderne, vielmehr findet man auch in diesem Zusammenhang deutliche kulturpessimistischc Ansätze, die den morbiden Charakter alternden Plastikmaterials betonen, das eben mit der Zeit keine noble Patina ansetzt, sondern schlicht schäbig wird. In den aus farblich sortierten Kunststoffobjets trouvés arrangierten Arbeiten Tony Craggs berührt sich der Abscheu vor dem Wohlstandsmüll mit der Faszination durch die Schönheit der klaren und doch differenzierten Industriefarben.
Werner Haypeter nutzt Kunststoffe grundsätzlich anders. Die mit dem Kunststoff verbundenen Kombinationen sind ihm durchaus bewußt, aber weder geht es ihm darum, seinen Werkstoff in durchschaubar "aufklärerischer" Absicht zu denunzieren, noch teilt er die "All is possible"-Euphorie, die etwa die Bauhaus-Meister sich dem Kunststoff zuwenden ließ. In gewissem Sinne arbeitet Haypeter natürlich in der Tradition von Künstlern wie Gabo, Kliun oder Domela, wenn man denn sein Werk partout in eine Schublade sortieren will. Während aber diese Künstler die von Barthes konstatierte Willfährigkeit des Materials austesten, wirken Haypeters PE-, PVC- und Epoxidharz-Arbeiten absolut nicht so, als habe der Künstler an die Grenzen seiner Werkstoffe vorstoßen wollen.
Was man aus Kunststoffen alles herstellen kann, weiß Werner Haypeter. Er fühlt sich nicht bemüßigt, dies vorzuführen, und gerät deshalb auch nicht in Gefahr, sich von den Möglichkeiten seines Materials mitreißen zu lassen. Im Gegenteil: selten habe ich Gegenstände aus Kunststoff gesehen, die sich so deutlich als Unikate dargestellt hätten. Natürlich findet man nichts, was althergebrachter "Handschriftlichkeit" vergleichbar wäre. Prägend aber wirkt sich die Diskrepanz zwischen dem auf industrielle Serienproduktion ausgelegten Material und der Einzelanfertigung durch den Künstler aus, der seine Formvorstellungen entweder als "Störfaktor" in Industriebetriebe oder wissenschaftliche Institute einbringt, die ihre Produkte Haypeters Konzepten entsprechend abwandeln, oder aber im Atelier zu Werken gestaltet, die zwar die spezifischen Qualitäten des verwendeten Kunststoffs nutzen, aber mit den gewöhnlich aus ihm gewonnenen Artefakten wenig gemein haben.
"Die Entscheidungfür Materialien aus einem industriellen Herstellungsprozeß belegt, daß Werner Haypeter der künstlerischcn Handschrift in seinem Werk wenig Raum läßt. Folgerichtig spricht er vom Operieren mit Formen und Materialien. Die Vorgaben, die das gewählte Werkmaterial mit sich bringt, liefern das Grundmodul, an dem Werner Haypeter seine künstlerischen Operationen orientiert. Die Belanglosigkeit der Formen, die Beschränkung auf das Rechteck, lenken den Blick immer wieder auf die künstlerische Operation selbst. Diese Operationen bleiben transparent, der Betrachter wird nicht getäuscht, sondern kann die Bildsprache in einem Prozeß des produktiven Begreifens entschlüsseln."
Maria Müller, Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen
Werner Haypeter
1955 Geboren in Helmstedt (Niedersachsen)
1978-85 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
1982 Reisestipendium der Kunstakademie Düsseldorf für Italien
1983 Meisterschüler von Prof. Erwin Heerich
1986 Kunstpreis der Stadt Bonn
1991 "Transfer", Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen
1994/95 Atelierstipendium der Unternehmensgruppe A. Sutter
1996 Piepenbrock Nachwuchspreis '96 für Bildhauerei
Einzelausstellungen (Auswahl)
1985 Bonner Kunstverein
1990 Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach
Städtische Galerie Wendlingen/Neckar
1994 Städtische Galerie im Museum Folkwang, Essen
Galerie Wack, Kaiserslautern
Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
1995 Galerie Lüpke, Frankfurt
Staatsgalerie Moderner Kunst München
1996 Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach
Gruppenausstellungen (Auswahl)
1986 "Heerich und seine Schüler 1970-85" Städtische Galerie Peschkenhaus, Moers
1987 "Villa Romana", Staatsgalerie Stuttgart
1991 "Papier-Kunst", Neuer Kunstverein Aschaffenburg
1995 Neuer Kunstverein in Aschaffenburg mit Anna Tretter "Bonn direct", Bonner Kunstverein