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Heidelberger Kunstverein

Hauptstraße 97
69117 Heidelberg
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13.9. - 25.10. 1998

Hildegard und Erwin Heerich und Horst Keining

 

Erwin Heerich, 1922 in Kassel geboren, ist ohne Frage einer der bedeutendsten Bildhauer der Nachkriegszeit. Allerdings kennzeichnet der Begriff Bildhauerei sein Schaffen nur ungenau: Heerichs Werk bedient sich mit Vorliebe simpler, unprätentiöser Materialien wie etwa Karton. Der Eigenwert des Materials soll von der Klarheit und Logik der formalen Konzeption nicht ablenken, die es nicht nötig hat, durch ein edles Material nobilitiert zu werden.

Andererseits, dies zeigen Heerichs Bronze-Arbeiten, kann materiale Schönheit dem formalen Konzept nichts anhaben. Diese Erfahrung wird in den neuen Arbeiten, die Heerich zusammen mit seiner Frau Hildegard seit einigen Jahren gemeinsam fertigt, auf eindrucksvolle Weise bestätigt. Im Katalog der Heidelberger Ausstellung, die später in Mülheim/Ruhr gezeigt werden soll, charakterisiert die Leiterin des dortigen Museums, Gabriele Uelsberg, die neuen Stoffbilder wie folgt:

"Die Stoffbilder von Hildegard und Erwin Heerich sind in einer besonderen Form gestalterischen Dialoges gemeinsam entwickelt und zeigen ein ungewöhnliches kooperatives Konzept. Erwin Heerich legt dabei in diesem Zusammenwirken die Zeichnung an und gestaltet damit Raum und Maßstäblichkeit der Komposition. Dann werden in gemeinsamer Absprache die Farbklänge als Richtwerte festgelegt, und im dritten Schritt setzt Hildegard Heerich die Farbklänge mittels unterschiedlich bemusterter Stoffe in Raumwerte um, aus denen sie das Bild Form für Forrn zusammensetzt beziehungsweise -näht. Aus dieser gestaffelten Vorgehensweise entwickelt sich eine besondere Spannung zwischen Zeichnung und Material, zwischen Struktur und Farbigkeit und zwischen Raum und Fläche".

Überraschend wie die Stoffbilder des Ehepaars Heerich sind auch die neuen Arbeiten seines ehemaligen Schülers Horst Keining. Keining hat in den letzten Jahren in überaus sorgfältiger und bedachter Arbeit verschiedene Serien nach bestimmten Prinzipien angelegter Bild-Reihen geschaffen, in denen ein eigenartiges Spannungsverhältnis besteht zwischen dem streng konzeptuellen, konstruktiven Ansatz und der Binnenstruktur durchaus anti-konstruktiver, informeller, freilich keineswegs gestisch freier, sondern ebenfalls wohlgeordneter Texturen. Umso mehr mag die neue Werkgruppe der scheinbar fotorealistisch gestalteten, ihre Motive aus der Welt des Produktdesign beziehenden Tafeln zunächst verblüffen. Den Gegensatz zu den vorausgegangenen Arbeiten, aber auch die Konstanten der Werkentwicklung, beschreibt Stephan Berg im Ausstellungskatalog folgendermaßen:

"In der neuesten Werkgruppe wird nicht nur die bislang eher verhaltene, tonige Farbpalette mit einer bisweilen fast neonhell strahlenden Farbigkeit angereichert, sondern auch die strikt antinarrative Haltung der früheren Serien zugunsten einer stärker assoziativ aufladbaren Weltzugewandtheit aufgelöst. Die hier diskutierte Bildfolge, entstanden seit April 1997, besteht aus 165 x 55 cm großen Tafeln, welche ausschließlich Namen amerikanischer Automarken und Modell-Reihen enthalten. Wobei "enthalten" für die meisten Arbeiten allein schon deshalb nicht zutrifft, weil die jeweiligen Schriftzüge, analog zu dem Verfahren, das Keining auch in früheren Arbeiten verwendet hat, tatsächlich aus dem Feld der Grundfarbe ausgekratzt wurden, also, wenn man will, unter der Farbe liegen, die doch scheinbar als Träger für die in Originaltypographie ausgeführten Schriftzüge dient. Schon hier kann der Betrachter ein wenig ins Trudeln geraten, denn ungeachtet der Prominenz der Schriftzeichen, kommt ihnen malfaktisch eben eigentlich nur sekundäre Bedeutung zu: Sie sind ein aus der Farbe herausgenommenes Produkt, das ohne die primäre Anwesenheit der Farbe gar nicht zu sehen wäre."

Innerhalb von Keinings Werk berühren sich die neuen Arbeiten mit der Gegenständlichkeit früher architekturbezogener Aquarelle. Die Unterscheidung von gegenständlich und abstrakt aber wird gegenstandslos angesichts der Bedeutung, die in Keinings künstlerischen Recherchen Farbe und Form in ihrer wechselseitigen Relation und spezifischen Funktion im "Verhältnis von Bildraum und Bildfläche, Malgrund und Malgegenstand" (Berg) zukommt.

 

Erwin Heerich


1922 in Kassel geboren

1945 - 1959 Studien an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Ewald Matare

1950 Heirat mit Hildegard Müller

1954 Freischaffend

1959 Erste Karton-Skulpturen und isometrische Zeichnungen

1957 Assistent von Ewald Matare an der Salzburger Sommer-Akademie

1969 Professor an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf

1980 - 1993 Planung und Ausführung von Gebäuden für die Museumsinsel Hombroich

Zahlreiche Ausstellungen, Ausstellungsbeteiligungen, Arbeiten im öffentlichen Raum, Ehrungen

Lebt und arbeitet in Düsseldorf

 


Horst Keining


1949 geboren in Hattingen

1968 Abitur in Bochum

1969 Studium der Ingenieurwissenschaften in Bochum

1970 - 76 Studium der Malerei an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf

1994 Stipendium in Slowenien

Lebt und arbeitet in Düsseldorf

 

 

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