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Heidelberger Kunstverein

Hauptstraße 97
69117 Heidelberg
Tel. 06221 - 18 40 86: Fax 06221 - 16 41 62
Di - So 11 - 17 Uhr, Mi 11 - 20 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
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1.9. - 3.10.1999


Samboon Hormtientong

Mekong

 

 

Samboon Hormtienton, The Mekong River, 1994

 

"The only important thing is life's intensity", zitiert Carla Schulz-Hoffmann den Künstler Samboon Hormtientong in einem 1989 entstandenen Text, der in Samboons 1993 vom Bangkok Fine Art Center herausgegebenem Katalog abgedruckt wurde. Und sie betont, es sei ganz unwichtig, nach spezifisch östlichen oder westlichen Elementen im Schaffen eines Künstlers zu fahnden, so lange dessen Werk Metaphern bereit halte, die über die Barrieren unterschiedlicher kultureller Wurzeln und Wahrnehmungsweisen hinweg auf Fragen und Erfahrungen von allgemeingültiger und allgemeinverständlicher Relevanz verweisen.

Samboons Schaffen umfaßt zwei- und dreidimensionale Arbeiten, Malerei, Zeichnung und Skulptur sowie Objekt-Installationen. Seine Ausbildung und Arbeit als Bildhauer bestimmt entscheidend auch sein seit geraumer Zeit dominierendes Schaffen in der Fläche, sowohl was die Anordnung der Blätter im Raum als auch deren Binnenstruktur betrifft. Schattierungen evozieren Plastizität, Schichtungen und trapezoide Bildungen suggerieren scheinperspektivische Räumlichkeit. Zeichnung, wenngleich sie malerische Komponenten enthalten kann, ist der Gattung Skulptur generell näher verwandt als Malerei. Die Leere des Papiers, die zugleich Fülle ist, kann unmittelbar Äquivalent sein zu dem Raum, den der Bildhauer "bespielt", zum Raum auch in einem weiteren, metaphorischen Sinn. Hier darf durchaus an die Rolle gedacht werden, die das leere Blatt in der Tradition der ostasiatischen Tuschmalerei spielt.

Bei Samboon kommt es zu medienübergreifenden Gegenüberstellungen - etwa, wenn schwere, unregelmäßig geformte Steine, gleichwohl geometrische Grundmuster umspielend und sich im keineswegs abgeschlossenen Prozeß ihres Wandels weiterhin auf solche zu entwickelnd, dem Fluß entnommen, von Künstlerhand dem Kreislauf der Natur entrissen und im Raum angeordnet werden, wobei nicht nur Raum und Objekt, Natur und Artefakt, unterschiedliche Materialien, Eigenschaften und damit verbundene Assoziationen - das Harte und das Weiche, das Helle und das Dunkle -, sondern auch unterschiedliche Zeit-Ebenen zueinander in eine spannungsreiche Verbindung gebracht werden. Das auf dem Boden ausgebreitete Feld der Jahrmillionen alten Fundstücke, jedes kostbar und körperhaft wie ein Juwel auf ein Kissen gebettet, steht in unmittelbar korrespondierender und zugleich kontrastierender Beziehung zu den Bildfeldern der Wand.

Konfrontation von Gegensätzlichem - im Sinne ostasiatischen Denkens eher Ergänzung einander bedingender Teile als Konfliktpotential - bestimmte schon früh Samboons Schaffen. Große, weiße, mit Fäden dem Raum oder einer Fläche verbundene Skulpturen entstanden in den 70er Jahren. Samboon Hormtientong hatte in Bangkok und später - bei Robert Jakobsen - an der Münchner Akademie der Künste studiert und sich in der Bayern-Metropole niedergelassen, die er erst unlängst, nach 23jährigem Aufenthalt, wieder verließ, um in sein Heimatland zurückzukehren. Die genannten Arbeiten verbanden tektonische Strenge mit organischen Wucherungen. Viel später erst knüpfte Samboon in einer Installation mit vierzehn historischen Säulen, 400 Jahre alten Baumstämmen, die 150 Jahre im Dienst eines Tempels gestanden hatten, wieder an jene frühen Skulpturen an. Seine Installation mag als Beispiel gelten für eine sehr spezifische Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur und ihrer Geschichte, die gleichwohl, wie der Direktor des neugegründeten Museums für zeitgenössische Kunst in Bangkok, Petch Osathanugrah, feststellt, "in außergewöhnlicher Klarheit Elemente des traditionellen Thailand zu einer Aussage von universaler und aktueller Gültigkeit" verbindet.

Anfang der 80er Jahre war, unter dem Titel "Das Lied", eine umfangreiche Serie großformatiger Papierbilder entstanden, deren virtuose kalligraphische Binnenstrukturen sich zu monochromen schwarzen Flächen verdichteten. Die partielle Auflösung des Schwarz setzte (bild) räumliche Energien frei, die Blätter wiesen gleichermaßen partiturhaften wie naturanalogen, an athmosphärische, später auch organische Phänomene erinnernden Charakter auf. Hieraus entwickelte sich in stürmisch-expressivem Duktus - es war die Zeit, in der die "Neuen Wilden" von sich reden machten - eine zunächst noch ganz auf die Tonalität Schwarz-Weiß gestimmte gestische Malerei, der freilich immer auch ein mehr oder minder deutlich hervortretender geometrischer Kontrapunkt beigesellt, vielleicht sogar zugrunde gelegt wurde. Farbe trat hinzu, die Fläche öffnete sich einem atmosphärischen Blau, das kalligraphische Gewölk verblaßte zu lichten Grau- und Brauntönen, mutierte schließlich zu einem hellen, vibrierenden Fond, auf dessen Bühne nun einzelne kraftvolle, chiffrenartige Formen ihren Auftritt probten.

Manch einer wird Samboons Abschied von diesen großformatigen und starkfarbigen, vitalen Bildern bedauert haben. Doch die neuerdings auf mehreren Ebenen zugleich einsetzende Reduktion bringt keine Verarmung mit sich, sondern eröffnet im Gegenteil Dimensionen eines neuen Reichtums. Samboon konzentriert sich einmal mehr auf den Dialog zwischen Hell und Dunkel, das Graphische dominiert, Linie und Fläche interagieren im dialektischen Gespräch. Von der üppige Farbpalette der vorausgegangenen Phase ist allenfalls ein monochrom kontrastierender Gelbton - Farbe des Lichtes, der Wärme - geblieben.

Der Kreis rundet sich, ohne daß damit bereits ein definitiver Abschluß erreicht wäre. Der - vorläufige - Rückblick auf ein Werk, das im Spannungsfeld östlicher und westlicher Kultur, kompromißloser Internationalität und gleichzeitig bewußter Verankerung in einer spezifischen Tradition sehr unterschiedliche Facetten entwickelt hat, ergibt als Balance von Weiterentwicklung und Wiederanknüpfung an frühere Phasen ein Gesamtbild von eindrucksvoller Konsequenz und Intensität.

Hans Gercke

 

Eröffnung: Mittwoch 01. September, 19 Uhr

Begrüßung und Einführung: Hans Gercke

 

Bitte beachten:

Aus betrieblichen Gründen ist die Ausstellung an den Freitagen 03. und 17.09.1999 geschlossen.

 

Der Katalog kostet DM 28,- , Mitglieder DM 20,-

 

Führungen:

So, 05.09., 11 Uhr durch beide Ausstellungen (Disler und Samboon): Christine Breitschopf

Mi, 08.09., 19 Uhr durch beide Ausstellungen (Disler und Samboon): Christine Breitschopf

So, 12.09., 11 Uhr durch beide Ausstellungen (Disler und Samboon): Christine Breitschopf

Mi, 15.09. , 19 Uhr Hans Gercke

So, 19.09., 11 Uhr Christine Breitschopf

Mi, 22.09., 19 Uhr Dr. Christmut Prager

So, 26 .09., 11 Uhr Dr. Christmut Prager

Mi, 29 09., 19 Uhr Dr. Christmut Präger

So, 03.10., 11 Uhr (letzter Tag der Ausstellung): Dr. Christmut Präger Sonderführungen für Gruppen nach Vereinbarung und Voranmeldung, auch außerhalb der Öffnungszeiten

 

 

Biographie


1949 geboren in Bangkok, Thailand

1968-70 Besuch des Poh Chang College, Bangkok

1973-79 Meisterschüler bei Prof. Robert Jakobsen, München

1981 Stipendium der Stadt München

1984 Förderpreis der Stadt München

1989 Ausstellungen im Goethe-Institut in Bangkok, Thailand

 

Ausstellungen (Auswahl)

1974 Kunstsalon, München

1982 Städtische Galerie im Lenbachhaus München

1983 "Jürgen-Ponto Foundation", Kunstverein, Frankfurt

1989 Retrospektive, The National Gallery, Bangkok

1991 "The Nameless Time", Außenarbeit, Chiang Mai, Thailand

1992 Galerie Leger, München

1996 Galerie Anais, München

 

 

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