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Heidelberger KunstvereinHauptstraße 97
69117 Heidelberg
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
13.10. - 14.11.199
Jinran KimMuseumsmöbel
Parallel zur Juretzek-Ausstellung zeigen wir im "Studio" im Untergeschoß eine Installation der in Berlin lebenden Koreanerin Jinran Kim, die 1998 den dritten Preis des Wettbewerbs "Junge Kunst" der Saar-Ferngas AG Saarbrücken erhielt. In dem kleinen Katalog, der aus diesem Anlaß erschien, charakterisiert Richard W Gassen, Leiter des Wilhelm-Hack-Museums Ludwigshafen und Mitglied der Saargas- Jury, das Schaffen der Künstlerin wie folgt.
Das "Soap project" besteht aus einem rotlackierten Vitrinenschrank, in dessen oberem Teil fünf benutzte Seifenstücke präsentiert sind. Die darunter angebrachten Namen verweisen auf die Personen, die das jeweilige Stück Seife im Laufe eines Monats benutzt haben. Während dieses Zeitraums, den die Künstlerin "Seifenbenutzungszeitraum" nennt, haben die von ihr ausgewählten Personen Aufzeichnungen in der Art eines Tagebuches gemacht: diese sind in den fünf Schubladen des Schrankes aufbewahrt. Mal sind es die einfachen Dinge des Alltags, mal auch für den jeweiligen Menschen wichtige Ereignisse, die dort notiert sind. Während die Seifenstücke sichtbar sind, werden die privaten Notizen im Verborgenen aufbewahrt, sie sind dem Betrachter nicht zugänglich.
Das "Soap project" stellt sich als eine biographische Arbeit dar, für deren Entstehung die Teilnahme anderer Menschen unerläßlicher Bestandteil ist. Nimmt die Künstlerin einerseits ihren emotionalen Anteil an dem Werk weitestgehend zurück (es sind ja die Befindlichkeiten der Seifenbenutzer und nicht ihre eigenen, die hier dokumentiert werden!), so liegt andererseits ihr wesentlicher Part in der Erarbeitung des gedanklichen Entwurfs und der ästhetischen Präsentation des Artefaktes.
Die Idee, Nichtsichtbares zum Bestandteil des Kunstwerkes zu erheben, dokumentiert sich gleichfalls, entsprechend den in den Schubladen aufbewahrten Tagebuchnotizen des "Soap project", in der zweiten eingereichten Arbeit von Jinran Kim. Hierbei handelt es sich um ein kreisrundes Objekt aus Aluminium, in dessen Zentrum ein ebenfalls kreisrunder Reißverschluß angebracht ist. Dahinter verbirgt sich eine Zeichnung, die aber, da der Verschluß zugezogen ist, vom Betrachter nicht wahrgenommen werden kann. So eignet der Arbeit ein Moment des Geheimni svollen, nicht Enträtselbaren. Die Arbeit behält das letzte Geheimnis für sich.
Über ihre neueste, in Heidelberg realisierte Arbeit schreibt die Künstlerin:
Jinran Kims jüngste Arbeiten sind selbst Museen: In eleganten Holzkonstruktionen sind Sammlungen von Intimitäten untergebracht, die die verlorenen Winzigkeiten des täglichen Lebens verewigen. Kims Museumsmöbel beleben den Ausstellungsraum mit der beruhigenden Dauerhaftigkeit traditioneller Handwerkskunst. Ihre feinen Unstimmigkeiten führen den Besucher dazu, intime Räumlichkeiten zu erfahren, die zugleich beschwörend wie auch erregend sind.
Ein Sarg mit Schubladen feiert den 30. Jahrestag von Kim's irdischer Existenz. Die Arbeit ist Teil der Seifen Projekt-Serie, in der die Künstlerin seit 1994 Seife als Metapher für tägliche Lebenszeit benutzt. Die zwölf Stücke gebrauchter Seife im Schaukasten des Deckels repräsentieren die letzten zwölf Monate im Leben der Künstlerin. Sechs Mahagony-Schubladen am Sockel beinhalten die Abfälle dieser Zeit in bewegender Intimität: die Autobiographie der Künstlerin, Selbstportraits, geschnittene Finger- und Fußnägel, Unterwäsche (eine ganze Schublade voll Unterwäsche) und verbrauchtes Verpackungsmaterial. Sie erinnern so an die koreanische Tradition des Bewahrens von intimen Dingen zur Verehrung der Vorfahren.
Zeit-Möbel: Die makellos glänzende Politur auf diesem soliden, weiblichen Möbelstück hat einen klassisch häuslichen Reiz. Das Objekt beinhaltet Zeit in Form von achtzehn Seifenstücken, die während eines Monats von achtzehn Vertrauten der Künstlerin, die zwischen sechs Monaten und 90 Jahren alt waren, benutzt wurden, und die im mittleren beleuchteten Fenster aufgestapelt sind. 18 kleine Bullaugen durchlöchern die Front des Objekts und beinhalten winzige, beleuchtete Portraits der einzelnen Teilnehmer. Die Vermischung der Lebenszeiten von Künstlerin und Teilnehmern oszilliert in der Kunstfertigkeit dieses schönen Museumsstück.
(Aus dem Englischen übersetzt von Daniel Böckmann)
Eröffnung: Mittwoch, 13. Oktober, 19 Uhr
Begrüßung und Gespräch mit der Künstlerin: Hans Gercke
Ein Katalog erscheint als Dokumentation nach Beendigung der Ausstellung. Subskriptionspreis während der Ausstellung DM 12,- (später DM 24,-)
Jinran Kim - Biographie
1968 geboren in Seoul, Korea1987 - 93 Studium der Bildhauerei an der Seoul National Universitat
1991 Erwerb des "B.A. of Fine Art"
1992 New Form Exhibition, Yun Gallery, Seoul
1993 Erwerb des "M.A. of Fine Art", Material Being and Space Exhibition, Seoul Arts Center
1994 Hochschule der Künste Berlin, Künstlerische Weiterbildung
1996 Winchester Fine Art College in England/WS Projekt Ausstellung Kunst & Knast Saalbau Gallery, Berlin
1997 Projekt Ausstellung Sicherheit, HdK, Berlin
Das kleine Glück die große Sehnsucht, Darmstadt
1998 Kunstverein Ludwigshafen
Stadt Museum Osaka, Japan
Prisma-Haus, Berlin
GalleryAsian Art Now, Berlin
1999 Arco, Madrid, Spanien
Ausstellung Moskau, Rußland