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Heidelberger KunstvereinHauptstraße 97
69117 Heidelberg
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
21.11. - 31.12.1999
Uschi LeonhardtLeinöl, Asche, Papier 1995 - 1999
Mit einer Ausstellung der 1960 in Mettmann geborenen, seit 1994 in Berlin lebenden Uschi Leonhardt beendet der Heidelberger Kunstverein sein diesjähriges Ausstellungsprogramm in der Großen Halle. Das eigenwillige, spezifische Wirkungen aus dem Einsatz gegensätzlicher Materialien und Techniken gewinnende Schaffen der Künstlerin wird erstmals in einen ausführlichen Katalog dokumentiert und erläutert. Wir zitieren aus dem Einführungstext von Peter Anselm Riedl:
Uschi Leonhardt provoziert Zufallssituationen, um sich von ihnen zu Bilderfindungen anregen zu lassen, die man als zwar bewußt gestaltete, aber gleichsam eine zweite Ebene der Offenheit herstellende Antworten auffassen darf. Man muß das Verfahren beschreiben, um diese Aussage verständlich zu machen. Drei Materialien stehen am Anfang der Prozedur: Papier, Leinöl und Braunkohlenasche. Im ersten Arbeitsgang wird das Öl mit dem Quast ganzflächig oder zonenweise so satt auf das Papier aufgetragen, daß es in den Filz eindringt und eine bindefähige Schicht bildet, in die das Aschepulver eingebracht wird. Im zweiten Arbeitsgang wird auf die klebrige Masse aus Öl und Aschepigment ein anderes Papier gedrückt. Wird dieses nach kurzer Zeit abgezogen, hinterläßt es auf dem Grund Figurationen, die sich mehr dem physikalischen Eigenverhalten der beteiligten Substanzen verdanken als einer gestaltenden Absicht. Solche Absicht gelangt in der dritten Arbeitsphase als ein Akt imaginationsgesteuerter Auslegung der entstandenen Formen zum Zuge.
Mit dem Graphitstift, mit Ölkreide, aber auch mit ritzenden Instrumenten wird auf der jetzt angetrockneten Schicht ausgesponnen, was die Phantasie in den Flecken, Akkumulationen, Gerinnseln und Schlieren entdeckt. Das Ergebnis sind Formen, die zwischen Wiedererkennbarem und frei Erdachtem angesiedelt sind: zeichenhafte Formen neben ornamental stilisierten, änigmatische neben beinahe vertraut anmutenden. Doch auch dort, wo sie Lesbarkeit versprechen, entziehen sie sich völliger Enträtselung, und umsomehr gilt das für die Zusammenhänge, in die sie eingebunden sind. Das Ungewisse der Ausgangsfiguration geht in einer Vieldeutigkeit auf, die ihren Ursprung hinter sich läßt und zugleich bestätigt.
Uschi Leonhardts Kunst hat, wie man sieht, unterschiedliche Facetten. Immer bleibt sie aber auf eine Tonart gestimmt, die man als ernst, wenn nicht melancholisch empfindet. Dem Zutrauen in die stimulierende Kraft zufälliger Strukturen hat die Künstlerin einen Sinn für das Kompositionelle entgegenzusetzen, der sich auch dort bewährt, wo sie sich betont zurückhaltend gibt. In der Regel werden vom tendenziellen All-Over der ersten Bildschicht aus relationale Ordnungsmuster entwickelt, die sich als Rahmenbildung, geometrisierende Binnengliederung oder innere Gewichtung geltend machen. Daß manche Arbeiten Züge des Raffinierten besitzen, 1989 wird durch Eigenschaften wie die buntheitsverweigernde Farbgebung und die niemals heitere und oft genug hermetische Thematik aufgewogen.
Man wird sagen dürfen, daß Uschi Leonhardt auf dem weiten und ungebrochen aktuellen Orientierungsfeld zwischen Figuration und Abstraktion ihren ganz eigenen Ort gefunden hat. Fern von aller Schollenromantik bringt sie die Kräfte der Erde ins Bild als Materialien und als Sublimate ihrer Gestaltungsphantasie.
Peter Anselm Riedl
Eröffnung: 21.11 um 11 Uhr
Einführung: Prof. Dr. Peter Anselm Riedl
Biographie
1960 geboren in Mettmann
1975-78 Berufsausbildung Druckerei Dropmann, Erkrath
1979-86 Zweiter Bildungsweg
1987-93 Hochschule der Künste Berlin. Studium bei Professor Herbert Kaufmann; Meisterschülerabschluß bei Prof. Dieter Hacker
Ausstellungen (Auswahl)
1989 "O" Galerie der Hochschule der Künste Berlin
1992 Senat fürWissenschaft und Forschung, Berlin
1993 "Werkschau", Tarragona, Spanien
1995 Künstlerförderung, Berlinische Galerie
1996 "Linoleum", Kommune von Codogno-Mailand und Venature. Codogno-Mailand
1997 "Fünf", Galerie Nord, Berlin Ruine der Charité, Berlin
1995-97 Stipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft, Berlin