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Kölnischer Kunstverein

Kölnischer Kunstverein
Die Brücke
Hahnenstraße 6
D-50667 Köln
Di - So 13 - 19 Uhr
Tel. 49-221-217021, Fax 49-221-210651
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12.09.2003, 21 Uhr Rosa Barba und Microstoria/Sounds Like Film

 

19.07. - 21.09.2003


Július Koller

Univerzálne Futurologické Operácie

kuratiert von Roman Ondák

Julius Koller fand in den Denkansätzen der internationalen modernismuskritischen Avantgarden, die an Dada und Duchamps anschlossen, im Nouveau Réalisme und Fluxus, in den "psychogeographischen" Erkundigungen der Situationistischen Internationale, ein neues Verständnis vom sozialen Raum der Stadt formuliert - ein Thema, von dem aus eine andere Position gedacht werden konnte. Gegen die zynischen technoiden Allmachtsphantasien des sozialistischen Staatsapparats und seiner Gestalter oder die gestalttherapeutischen Bestrebungen der modischen Modernisten war dem Individuum wieder die direkte Erfahrung der Realität des Kunstwerks zurückzugeben. Von diesem Gedanken aus entwickelt Koller bis heute konsequent seine Position und ein Werk, das in seiner Stringenz, Obsession und Eigenart eines der wohl erratischsten und konsequentesten der europäischen Gegenwartskunst zu nennen ist. Am ehesten vielleicht noch mit dem Universum eines Marcel Broodthaers vergleichbar". (Georg Schöllhammer)

Július Koller, geboren 1939 in Piestany (ehern. Tschechoslowakei), war während seines Studiums stark vom Dadaismus beeinflusst. Als man in der Slowakei über das Happening zu reden begann (die ersten theoretischen Texte erschienen 1966), trug Július Koller seinen radikalen Standpunkt dieser aktuellen, künstlerischen Entwicklung gegenüber vor und kommunizierte ihn mit seiner als Postkarte versandten Arbeit mit der Aufschrift "Antihappening". Durch den Begriff "Antihappening", der eine typische Manifestation Július Kollers "subjektiven Systems der Objektivität" darstellt, hat er dem Aktivismus eine besondere Bedeutung als radikales Konzept der Distanzierung zugewiesen. Er lehnt damit jede "Regie der künstlerischen Aktionen ab" und fordert "eine unauffällige Formgestaltung von sich selbst und der eigenen Umgebung" sowie die Notwendigkeit einer "ununterbrochenen intellektuellen Reflexion kultureller Situationen". Diese Forderung kommunizierte er mit Textmitteilungen, mit verschiedenen Aktionen, "Anti-Bildern" und "Anti-Happenings".

1970 betont Július Koller im Zusammenhang mit seinem U.F.O.-Manifest (Universelle-kulturelle Futurologische Operationen) sein Interesse an der Eigeninitiative des Subjekts, das zukunftsorientierte, kulturelle Situationen gestalten sollte. Im selben Jahr begann Jülius Koller diesen Ansatz in seiner Aktion einer fortwährenden Selbstverwandlung in einen"U.F.O.-nauten" zu realisieren. Diese sich verwandelnde Gestalt, die sich von 1970 bis heute einmal jährlich manifestiert und fotografisch festgehalten ist, führt diverse "Operationen" durch, die verschieden benannt sind, immer aber die Abkürzung U.F.O. im Titel tragen. Die fotografischen Dokumentationen der "U.F.0.-nauten" zeigen den Künstler in jährlich modifizierender Gestalt, ständig wechselndem Charakter als Manifestation persönlicher Lebensumstände, wie auch als Kommentar auf die kulturelle und soziopolitische Situation des jeweiligen Jahres. Jülius Koller transformierte sich so über die Jahre hinweg zu einem Gestalt-Zeichen, das sich durch minimale Aktionen und Gesten mit Situationen und Konfigurationen des Alltags in Verbindung setzt und in der Abkürzung U.F.0. ironisch verschlüsselte Mitteilungen kommuniziert.

Jede "Operation", die Július Koller in der Folge selbst durchführte, stellt eine solche "kulturelle Situation" her, die auf eine "aktive Veränderung der Wirklichkeit" hin ausgerichtet ist.

Sport als parallele und zugleich reale Welt wurde für Július Koller zu einem weiteren Spielfeld, als Möglichkeit "einer radikalen Transformation des Werkes weg vom Objekt und hin zur Spur einer Handlung oder einer Handlungsanweisung" (G. Schöllhammer). So hat Július Koller in Vorbereitung auf seine Einzelausstellung den Ausstellungsraum des Kölnischen Kunstvereins während der EröfInungsausstellung im Mai 2003 mit weißen Kreidemarkierungen begrenzt, wie das von Tennis- und Fussballplätzen bekannt ist. Diese Aktion verweist auf eine Arbeit von 1970, in der Július Koller eine spielfertige Sportanlage aufgebaut hat, auf offene Räume für eine kommunikative Begegnung. "Eigentlich symbolisieren die Sportanlagen meinen Versuch, ein Terrain zu präparieren, so wie man beim Tennis traditionell im Frühjahr die neue Saison vorbereitet, den alten Bodenbelag entfernt und Reparaturen durchführt. Genauso habe ich die Fläche zum Spielen bzw. für die Ankunft oder die Vorwegnahme von etwas hergerichtet, das aus dem Kosmos kommen könnte. ( ... ) Im Grunde handelt es sich um eine Individualisierung des Strebens nach Verständigung.... Bis 1968 hatten wir noch die Vorstellung, dass diese Verständigung - oder der 'demokratische Sozialismus', wie wir sie damals nannten - besser funktionieren könnte, als sie es bis dato getan hatte." (Július Koller)

In allen Arbeiten Július Kollers scheint sich die Geste der universellen Aneignung mit der Geste der Skepsis zu verbinden. Immer wieder taucht das Fragezeichen als vieldeutiges Symbol des Fragens, Anzweifelns und Verunsicherns, aber auch der Kommunikation auf. Ob als "U.F.O-naut" oder in einer Aktion mit Kindern, mit denen Koller das Fragezeichen dargestellt hat, aber auch in anderen Variationen und an anderen Orten, scheint es, als kommuniziere das Fragezeichen mit der offenen Situation eines außerirdischen Wesens ("U.F.O.naut") mit unserer gegenwärtigen Wirklichkeit und deren ungewissen Zukunft.

Die Ausstellung im Kölnischen Kunstverein ist international die erste umfassende Einzelausstellung von Július Koller. Sie wird vom jungen Künstler Roman Ondäk kuratiert, der 2004 selbst mit einer Einzelausstellung im Kölnischen Kunstverein vertreten sein wird.

Arbeiten von Július Koller waren zuletzt zu sehen in der 50. Biennale, Venedig (Utopia Station) sowie in der Gruppenausstellung "Ausgeträumt ." Secession, Wien 2001.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (270 Seiten) im Verlag der Buchhandlung Walther König, mit Texten von Georg Schöllhammer, Hans Ulrich Obrist, Roman Ondäk und Vit Havränek in deutscher, englischer und slowakischer Sprache.

Eröffnung: 18.7.2003, 19 Uhr

Pressegespräch: Freitag, 18. Juli 2003, 11 Uhr

Vortrag von Georg Schöllhammer und anschließendes Ausstellungsgespräch mit Július Koller und Roman Ondák am 16. September 2003, 19 Uhr.

 

SOUNDS LIKE FILM

Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf und der Kölnische Kunstverein präsentieren am 5. September in Düsseldorf und in Köln anlässlich der Kölner Premierentage am 12. September die Performance Reihe SOUNDS LIKE FILM.

SOUNDS LIKE FILM, kuratiert von Kathleen Forde (Kunsthistorikerin, die bereits verschiedene Projekte für das MOMA in San Francisco realisiert hat), hat KünstlerInnen und MusikerInnen eingeladen, die das Medium Film mit elektronischer Musik verbinden und Klangräume entwerfen, die nur live erfahrbar sind.

Freitag, 5. September 2003, 21 Uhr
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf. Leah Singer/Lee Ranaldo

Im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen werden Leah Singer (Bandmitglied von "Sonic Youth" und bildender Künstler) und Lee Ranaldo (Filmemacherin, bildende Künstlerin), zwei in Amerika mittlerweile fast schon legendär zu nennende Künstler aus New York eine Performance realisieren. Zu selbst gedrehten 16 mm-Filmen entwickeln die Künstler elektronische Live-Musik, so dass die bewegten Bilder komplexe Sounds begleiten. Singer/Ranaldo werden das Bild- und Tonmaterial live aufeinander abstimmen vergleichbar eines spontanen Scratchings am Plattenteller oder einer Jazz Jam Session werden improvisierte Effekte und Synergien in Bild und Klang erzeugt.

 

Freitag, 12. September 2003, 21 Uhr
Kölnischer Kunstverein: Rosa Barba und Microstoria (Markus Popp, Jan Werner)

Im Kölnischen Kunstverein wird die Kölner Künstlerin Rosa Barba und die Musikgruppe "Microstoria", deren Mitglieder Markus Popp ("Oval") und Jan Werner ("Mouse on Mars") die kölnische Musikszene in den vergangenen zehn Jahren wesentlich mitbestimmt und die international renommierte Qualität mitgeprägt haben, ihren Premierenauftritt in Köln haben. In enger Zusammenarbeit werden die Künstler zu filmischem Material, das in der Vorbereitung für diesen Abend entsteht, live Musik realisieren. Veranstaltungsort: Kölnischer Kunstverein, Die Brücke, Hahnenstraße 6, 50667 Köln

Eintritt Euro 3,- / Euro 1,50 (Mitglieder der Kunstvereine Düsseldorf und Köln frei)

 

 

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