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Kunstforum Ostdeutsche Galerie
Dr.-Johann-Maier-Str. 5
93049 Regensburg
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Di - So 10 - 17 Uhr, Do bis 20 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
Ab 21.6. im Foyer des Museums
Michael Bielicky
The Inner Observer
Gleichzeitig mit der o.g. Ausstellung eröffnet das Museum die Installation The Inner Oberserver des Prager Medienkünstlers Michael Bielicky, die als Dauerleihgabe künftig im Foyer des Museums zu sehen ist.
Michael Bielicky, geboren 1954 in Prag, emigrierte 1969 in die Bundesrepublik Deutschland. Er studierte 1975 bis 1978 Medizin in Düsseldorf und war anschließend bis 1984, unter anderem auf Reisen in New York, als Fotograf tätig. 1984 bis 1987 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschüler bei Nam June Paik. 1991 gründete er die Abteilung für Neue Medien an der Prager Kunstakademie. Bis 1995 war er dort Privatdozent, organisierte Symposien für Neue Medien u.a. am Goethe-Institut in Prag und war Berater des Soros Centers for Contemporary Art in Prag. Seit 1995 Berater des Europäischen Rats für Kultur und Technologie in Straßburg. Professor an der Prager Akademie und Direktor der Abteilung für Neue Medien. Internationale Ausstellungen und Projekte, Installationen in zahlreichen internationalen Sammlungen. 1999/2000 war Sielicky Gastkünstler am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Eine seiner neuesten Arbeiten wird im neuen Jüdischen Museum in Berlin zu sehen sein.
Archaisches und Zeitgenössisches, Geschichtliches und Zeitloses, Starres und Fließendes, Spirituelles und Materielles läßt Bielicky in seiner Arbeit als nur scheinbar Gegensätzliches aufeinanderprallen. Sein Blick ist auf jene überzeitlichen Korrespondenzen gerichtet, mit denen Kontinuität, Tradition und das spezifisch Neue an einem Kristallisationspunkt in der Gegenwart erfahrbar gemacht werden können. Durch kulturelle Anverwandlung nimmt Bielicky einen Bescheidenheitsgestus ein, der sonst im Umgang mit den Neuen Medien vermißt wird, und meldet Zweifel an der Unvergleichlichkeit der Erscheinungen an. Das Nachwirken archetypischer Motive in Bielickys Skulpturen - sei es die immer wiederkehrende Siebenzahl, die Menora, die Kreis- und Spiralstruktur, Feuer und Wasser als metaphysische Bedeutungsträger - legt Zeugnis ab von der Synchronizität des Diachronen, von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, von unzeitgemäßen Parallelen.
Die Installation "The Inner Observer" besteht aus 7 Kugeln aus Eisenblech mit einem Durchmesser von 80 cm sowie einer im Zentrum stehenden Kugel aus Fiberglas mit einem Durchmesser von einem Meter. Im Innern der schwarzen Fiberglaskugel verbirgt sich eine Infrarotkamera, die das Wort "Licht" im Verborgenen aufnimmt und über einen angekoppelten Sender auf sieben Monitore ausstrahlt, die in die Eisenkugeln eingebaut sind. Wie bei anderen Objekten und Installationen von Bielicky ist auch hier der Sender der visuell erfahrbaren Informationen im "Irgendwo" verortet, dem am nächsten noch die Form einer kryptischen Kugel kommt - eine metaphorische Annäherung an die Bedingbarkeit menschlicher Wahrnehmungsprozesse.
Der Begriff des inneren Beobachters spielt im Judentum eine wichtige Rolle. Die griechische und die jüdische Idee der visuellen Erfahrung sind gegensätzlicher Natur. Die europäische Kunst wurde von der griechischen inspiriert, Kunst als Mimesis (Nachschöpfung von Natur) zu verstehen. Die Wortgruppe Ars - Kunst - Art ist verwandt mit Imitation, Kopie, Nachahmung, Fälschung. Das hebräische Wort Ornanut für Kunst ist jedoch in Worten wie Wahrheit, Glaube, Handwerk, Bildung enthalten. Die jüdische Philosophie ist begründet im Hören des Äußeren und im Sehen des Inneren. Der Künstler imitiert weniger Gott selbst als vielmehr den Prozeß der Schöpfung. Tastsinn, Geruch und Gehör stehen mit allen Dingen der äußeren Welt in direktem Kontakt. Nur das Auge verträgt diesen direkten Kontakt nicht. Wenn es unmittelbar auf einem Bild liegt, erkennt es dieses nicht; es muß sich vom Bild entfernen, um es richtig wahrzunehmen. So ist es zusätzlich das innere Licht und damit das Licht der Erkenntnis, das das Wesen unseres Lebens ausmacht. Es ist das innere Licht, das die Philosopie, die Religion, die Physik und die Kunst in ihrer Existenz begründet.
Eine Publikation ist zu dieser Installation nicht erhältlich. Eine Postkarte wird aufgelegt.
P.S. Die Stiftung Ostdeutsche Galerie begeht anläßlich dieser beiden Ausstellungseröffnungen auch die Verabschiedung des Wissenschaftlichen Direktors Dr. Axel Feuß, der zum 1. August als Direktor an das Altonaer Museum in Hamburg - Norddeutsches Landesmuseum geht.