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Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Hans-Thoma-Straße 2
76133 Karlsruhe
Tel. 0721 - 926 31 88; Fax 0721 - 926 67 88
E-mail: info@kunsthalle-karlsruhe.de
Di - So 11 - 18 Uhr, Mittwoch 11 - 20 Uhr
http://www.kunsthalle-karlsruhe.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

verlängert bis 18.04.2004
Wilde Tiere, Orient und Abendland - Kindermuseum - Geschichten zu Bildern der Kunsthalle Karlsruhe

 

 

07.01. - 28.02.2004


Das besondere Blatt

Ausgewählte Meisterwerke aus dem Kupferstichkabinett

Ernst Fries (1801-1833)
Der Watzmann, 1820
Bleistift und Aquarell; 35,0 x 53,0 cm
Bez. u. r.: Berchtoldsgaden d 28 Juny 1820
Inv. Nr. VIII 1391

Der Watzmann ­ wer würde seine imposante Gestalt innerhalb des Alpenpanoramas nicht erkennen? Noch heute übt sein mächtiger, und doch irgendwie freundlicher Umriss eine tiefe Wirkung auf den wandernden Betrachter aus. "Groß und mächtig ­ schicksalsträchtig...," dichtete vor über zwanzig Jahren der österreichische Musiker Wolfgang Ambros in seinem launig-schrillen Alpenmusical "Der Watzmann ruft." In feinen Aquarell-Lasuren bannte Ernst Fries 1820 den Berg detailliert auf Papier. Die charakteristische Silhouette der beiden sich zugeneigten Gipfel, verbunden durch eine niedriger gelegene Felsspitze in der Mitte, ragt schneebedeckt in die zarten Wolken eines hellblauen Himmels. Rechts im Hintergrund ist der benachbarte Hochkalter zu erkennen. Das reduzierte Kolorit des Bergmassivs und des Himmels in grau, blau und weiß, dazu die grünbraunen Hänge im Mittelgrund, die dem kühlen Massiv eine Art Podest verleihen, zeugen von dem strahlenden Licht, das Fries bei seinem Anblick auf die Alpen genoss. Die klare Sicht auf die faszinierende, erhabene Bergwelt vermochte der Künstler in all ihrer Frische durch wenige, kunstvoll eingesetzte und verdünnte Wasserfarben auf dem Papier festzuhalten. Das Talbecken von Berchtesgaden sowie das sich weiter in den linken Hintergrund erstreckende Panorama deutete er lediglich mit zarten, skizzenhaften und doch minutiös gesetzten Bleistiftlinien an. Sein malerisches Interesse galt allein dem alles dominierenden Anblick des Watzmanns.

Die Aquarelle von Ernst Fries gehören zu den besten künstlerischen Leistungen der deutschen Kunst des frühen 19. Jahrhunderts. Seine in der Tradition der Romantik ausgebildeten Landschaftsbetrachtungen gewannen im Laufe seines kurzen Lebens immer mehr an realistischer Beobachtungskraft, für deren Unmittelbarkeit er in der leuchtenden Transparenz der Wasserfarben ein kongeniales Medium fand. Nach erstem Zeichenunterricht in seiner Heimatstadt Heidelberg wurde er für jeweils einige Monate in Karlsruhe, München und Darmstadt ausgebildet. Während eines zweiten Aufenthaltes 1820 in München, von wo er häufige Wanderungen auch in die weitere Umgebung unternahm, entstand bei einer Reise über Berchtesgaden dieses Aquarell, dessen Motiv er etwa zwei Jahre später in einem Gemälde (heute in Heidelberg, Kurpfälzisches Museum) wieder aufnahm. Die Jahre von 1823 bis 1827 verbrachte er in Italien, wo er unter zahlreichen deutschen Kollegen auch den französischen Künstler Camille Corot traf. Nach einem anschließenden zweijährigen Aufenthalt in München wurde er 1831 zum Badischen Hofmaler ernannt, doch starb er bereits 1833 an einem Scharlachfieber. In dem Nachruf seines Heidelberger Malerfreundes Christian Koester heißt es über seine Kunst:
"Seine Bilder waren frisch und gesund, vernünftig und wahrhaftig; nichts Gesuchtes, nichts Phantastisches; nicht barock, keine Schwindeleien; er steuerte glücklich und mit vollen Segeln an den Klippen der Zeit vorüber."

Das Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe besitzt 87 Zeichnungen, 15 Lithografien und eine Radierung von Ernst Fries.

Das Blatt wird vom 7. Januar bis 28. Februar 2004 im Studiensaal gezeigt.

 

 

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