german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Karlsruhe
Staatliche Kunsthalle KarlsruheHans-Thoma-Straße 2
76133 Karlsruhe
Tel. 0721 - 926 31 88; Fax 0721 - 926 67 88
Di - So 11 - 18 Uhr, Mittwoch 11 - 20 Uhr
http://www.kunsthalle-karlsruhe.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
18.1. - 9.3. 1997
Bruno ErdmannWeiß
Provokationen der Stille
Bruno Erdmann ist einen langen Weg gegangen, seit er von 1933 bis 1907 an der Frankfurter Städelschule Malerei studiert hatte. Nach dem Krieg in Darmstadt als freier Maler tätig, führte er sich langsam an die Malerei heran, nachdem er anfangs Collagen montiert hatte, die er in den sechziger Jahren zusehends strenger komponierte. In den frühen siebziger Jahren war er zu einfachen, konstruktiven Formen in minimalistischem Geist gekormmen. Zeichen der Ausrichtung an einer neuen, internationalen Kunst.Damals begann sich allerorten eine neue Kunst zu formulieren, die sich der Schlichtheit, Einfachheit, Gradlinigkeit und Subjektivität verschrieb. Bruno Erdmann begann, Licht, Form und Konstruktion so miteinander zu verbinden, daß seine Bilder immer stärker auf einfache Farben und Formen reduziert wurden. Und: Er begann zu malen. Es wurden weiße Gemälde, deren Kompositionsprinzip durch Prismen und Winkel erklärt wurde. Flächenreibungen und Verschiebungen von Farbkörpern, Lichtkanten und Klänge zogen nach klassischer Ordnung über das Bild, Reste einer konstruktivistischen Tradition, die in die konkrete Malerei umgesetzt wurde. Doch schon damals war die Strenge der Methode einer ausgesprochen klangvollen, lyrische Malerei gewichen, nur auf sich selbst zu verweisen, eine eigene Essenz zu entwickeln.
Bruno Erdmann löste sich von der Objektivität seiner Gestaltungen, sah sich selbst stärker nun als handelndes (malendes) Subjekt. Heute sind seine Gemälde von allen Schematismen leergeräumt. Ein Rest an Zeichenhaftigkeit freilich bleibt dank der Handwerklichkeit des Farbauftrags, Testat eines Malers, in all diesem objektivem Weiß, in dieser Erscheinung von Licht und Klang, in diesem Wechsel aller farblicher Möglichkeiten zur Reinheit selbst, zu sich selbst zu finden. Bruno Erdmanns Gemälde der achtziger und neunziger Jahre wurden bar jeglicher Erzählung, ja selbst der Abbildlichkeit, sie leben allein aus ihrer Präsenz, sind fern jeder Mediatisierung, sind allein Körper in ruhiger Proportion.
So ist diese Malerei zum Rückzug auf das Individuum geworden, wurde zur Möglichkeit der Kontemplation bar jeder Weltfremdheit. Bruno Erdmann sagt: "lch möchte einfach erreichen, daß die Menschen endlich einmal still sind".
Dr. Gerd Reising