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Staatliche Kunsthalle KarlsruheHans-Thoma-Straße 2
76133 Karlsruhe
Tel. 0721 - 926 31 88; Fax 0721 - 926 67 88
E-mail: info@kunsthalle-karlsruhe.de
Di - So 11 - 18 Uhr, Mittwoch 11 - 20 Uhr
http://www.kunsthalle-karlsruhe.de/
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
09.12.2000 - 11.02.2001
Alexander KanoldtEin Klassiker der Neuen Sachlichkeit
Graphik und Malerei aus dem Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Alexander Kanoldt, am 29.9.1881 als Sohn des Malers Edmund Friedrich Kanoldt in Karlsruhe geboren, war einer der bedeutendsten Künstler der Neuen Sachlichkeit. Er studierte an der Kunstgewerbeschule und Akademie in Karlsruhe. Zusammen mit seinem Vater, einem Landschafts- und Historienmaler, bereiste Kanoldt schon als junger Mann Italien, was für seine spätere Entwicklung von entscheidender Bedeutung werden sollte. 1906 sah Kanoldt in Karlsruhe eine Ausstellung unter anderem mit Werken von Seurat, Signac und van Gogh, die ihn tief beeindruckte. Im selben Jahrmrurde Kanoldt Meisterschüler mit eigenem Atelier. 1909 übersiedelte er nach München und gehörte dort zu den Mitbegründern der "Neue Künstlervereinigung München". Damit trat er mitten in den Kreis der deutschen Avantgarde. Er hegegnete hier unter anderem Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, dessen Werke ihn am nachhaltigsten beeinflussten, und Franz Marc, der etwas später zur Neuen Künstlervereinigung stieß. Die Künstlervereinigung zerbrach schon Ende 1911 an Streitigkeiten zwischen Kanoldt und seinem Freund Adolf Erbslöh einerseits und den Künstlern, die sich zur Künstlergruppe "Der Blaue Reiter" zusammenschlossen, andererseits. Die Kontroverse, die diese Künstler entzweite, war jene, die das 20. Jahrhundert immer wieder und bis zu seinem Ende beherrschte: Der Streit zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Kanoldt hielt am Gegenstand fest. Er steigerte dessen Präsenz zu einer geradezu magischen Intensität.
Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe zeigt vom 9. Dezember 2000 bis 11. Februar 2001 rund 130 Werkg des Malers: zehn Gemälde, 50 Zeiehnungen und rund 70 Druckgraphiken aus allen Werkphasen. Schon 1921 kaufte die Kunsthalle ein erstes Bild des Malers an, der größte Teil ihres Kanoldt-Bestandes ging dem Museum 1955 als Schenkung seiner Witwe aus dessen Nachlass zu.
Zu Beginn seiner Laufbahn gingen in Kanoldts Werk romantische Einflüsse ein, die ihm sein Vater vermittelt hatte. Später verarbeitete er Anregungen des Neo-Impressionismus, in der Folge beeindruckten ihn die Entdeckungen der französischen Kubisten. Schon Kanoldts Bilder der Jahre 1911 bis 1913 zeigen neusachliche Züge: die kubistisch-verknappende Verfestigung der Form, die dichte Komposition, die Nahansichtigkeit der Bildgegenstände, die ins Dunkel-Dramatische gebrochene Orchestrierung der Farben. In der legendären Mannheimer Ausstellung "Neue Sachlichkeit", die 1925 stattfand und der Bewegung ihren Namen gab, war Kanoldt mit einer größeren Auswahl an Werken als jeder seiner Kollegen vertreten. Ausgestellt wurden sieben seiner eindrucksvollen italienischen Architekturlandschaften und acht Stilleben, in denen die Gegenstände in einer Atmosphäre unterkühlter Leblosigkeit arrangiert sind. Im Medium der Lithographie variierte Kanoldt fortgesetzt und intensiv diese Architekturlandschaften. Diese Lithographien sind in der Karlsruher Ausstellung vollständig zu sehen.
Im Spätwerk nehmen die menschenleeren Landschaften mit Motiven der Ostseeküste und der oberbayerischen Gebirgswelt den größten Raum ein. Es entstehen Bilder voller Melancholie und Poesie.
Im Jahr 1925 erhielt Kanoldt eine Professur an der Akademie in Breslau, ab 1933 lehrte er an der Staatlichen Kunstschule in Berlin und war Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Er-starb am 24.1.1939 in Berlin.
Die Karlsruher Ausstellung gibt einen Gesamtüberblick über Kanoldts Entwicklung. Dabei zeigt sie auch, dass die Neue Sachlichkeit nicht einfach als polare Gegenbewegung zum Expressionismus zu begreifen ist, sondern ihn in vielerlei Hinsicht fortsetzt und verwandelt. Im Falle Kanoldts verdankt sie sich einem ebenso intensiven Gestaltungs- wie Ausdruckswillen.
Ausstellungseröffnung: Freitag, 8. Dezember 2000, 19 Uhr
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Text von Dr. Holger Jacob-Friesen. Öffentliche Führungen durch die Ausstellung finden samstags und sonntags um 15 Uhr statt. Dr. Michael Koch (Bayerisches Nationalmuseum München) hält am 8. Februar 2001 einen Vortrag zum Thema "Zwischen Tradition und Moderne. Alexander Kanoldt und die Kunstströmungen seiner Zeit".