german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Kiel


Kunsthalle zu Kiel

Christian-Albrechts-Universität
Gemäldegalerie und Graphische Sammlung
Düsternbrooker Weg 1
24105 Kiel
Tel. 0431 / 880-5756, Fax 0431 / 880-5754
Di - So 10.30 - 18.00 Uhr, Mi 10.30 - 20.00 Uhr, Mo geschlossen
http://www.uni-kiel.de/kunsthalle
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellungen / previous exhibitions

 

13.06. - 30.08. 2009

Gefrorene Zeit

Kunst aus der Antarktis

Mit dem Antarktisvertrag (1959), der territoriale Ansprüche bis auf Weiteres auf Eis gelegt hat, wurde auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges ein mustergültiges Abkommen geschaffen, das bis heute eine Schlüsselstellung in der globalen Umwelt- und Friedenspolitik innehat. Als einziger Erdteil kennt die Antarktis keine militärischen Waffen, keine wirtschaftliche Nutzung und kein Eigentum an Grund und Boden; ja, nicht einmal die reichlich vorhandenen Bodenschätze dürfen ausgebeutet werden: utopische Zustände also.

Die natürlichen Zyklen der Antarktis sind mit den unsrigen aufs Engste verwoben und ihr fragiles Ökosystem reagiert empfindlich selbst auf Störungen, die in anderen Weltgegenden verursacht wurden. Sie fungiert als "Messgerät" der Erde. Der Eispanzer dieses mythischen Raums gleicht einem riesigen Archiv, in dem die Klimageschichte der Erde gespeichert ist. Die Antarktis ist gefrorene Zeit.

Obschon von den Umweltsünden der restlichen Welt betroffen, befindet sich der Südkontinent aber weitgehend noch im Zustand der Unschuld und Erhabenheit. Es ist das Land vor dem Sündenfall und vielleicht das letzte große Versprechen an die Menschheit, nachdem die Tropen ein Stück ihrer paradiesischen Anmut eingebüßt haben.

Die wenigen Reisenden, die das Privileg hatten, dieses Wunder zu schauen, stimmen darin überein, dass die Antarktis mit Kategorien der diesseitigen Welt nicht zu fassen ist. Zu überwältigend ist die Naturerfahrung, zu groß der Abstand zu unserem gewohnten Maßstab von Temperatur und Wetter, zu rein und unberührt die Umwelt und zu sublim die Ahnung des Anderen. Man fühlt sich dort zu Recht auf einen fremden Planeten versetzt.
Dieser Nullpunkt der Kultur, der die gewohnten Bezüge zur Welt und zur Erde verwandelt, eignet sich bestens für ein intellektuelles und künstlerisches Nachdenken über die Welt. Leere, Stille, Abgeschiedenheit, aber auch Reinheit, Klarheit, Frieden, Spiritualität und Uneigennützigkeit sind einige der existenziellen Kategorien, die in der transzendentalen Antarktis zu thematisieren wären. So wie der "white cube" der modernen Kunstgalerien in seiner völligen Neutralität die Schwächen eines Kunstwerks gnadenlos offenlegt, entblößt der nackte, weiße Raum der Antarktis die Unzulänglichkeiten menschlichen Tuns.

Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung setzen dort an, wo die Wissenschaftler mit ihren Messungen nicht hinreichen und erlauben somit eine neue, frische Lesart dieses neuralgischen Punktes der Erde. Sie zeigen ausschließlich Videos und Filme, die in der Antarktis entstanden sind.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Erika Blumenfeld (USA); Phil Dadson (Neuseeland); Simon Faithfull (Großbritannien); Lutz Fritsch (Deutschland); Frank Halbig (Deutschland); Andrea Juan (Argentinien); Mireya und Mercedes Masó (Spanien); Thomas Mulcaire (Brasilien); Nunatak (Großbritannien); Jorge und Lucy Orta (Argentinien); Tina Velho (Brasilien)
sowie
Adriana und Stefan Oliva Groisman (Argentinien); Peter Hertling (Deutschland) und Frank Hurley (Großbritannien 1885-1962).

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Rio de Janeiro und wurde kuratiert von Alfons Hug (Direktor des Goethe-Instituts Rio de Janeiro) und Alberto Saraiva (Kurator am Centro Cultural Oi Futuro, Rio de Janeiro). Sie ist Bestandteil des Programms zur "2. Bienal del Fin Del Mundo", die unter anderem Ausstellungsorte in Ushuaia (Feuerland/Argentinien) sowie Rio de Janerio und São Paulo (beide Brasilien) hatte. Die Stadtgalerie Kiel ist die einzige Station der Ausstellung außerhalb des südamerikanischen Kontinents.

Stadtgaleriedirektor Wolfgang Zeigerer erklärt, warum Kiel der richtige Ort für diese Ausstellung ist: "Gefrorene Zeit - Kunst aus der Antarktis zeigt Arbeiten von internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die sich in den letzten Jahren auf Einladung unterschiedlicher nationaler Forschungsstationen in der Antarktis aufgehalten haben. Die Landeshauptstadt Kiel beherbergt seit Jahren das bedeutendste Institut zur Erforschung der Weltmeere und auch der arktischen Regionen, das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IfM-Geomar. Als Institution, die ihren Schwerpunkt in der Präsentation zeitgenössischer Kunst hat, ist die Stadtgalerie Kiel somit idealer Ort der Ausstellung hier in Deutschland. Der Nestor der deutschen Polarforschung, Professor Dr. mult. Gotthilf Hempel (Institut für Polarökologie der Universität Kiel) wird die Ausstellung in der Stadtgalerie Kiel eröffnen.
Wir freuen uns, dass mit dieser Ausstellung eine erneute Kooperation mit dem Goethe-Institut in Rio de Janeiro zustande gekommen ist. Bereits im Jahr 2006 mündete die erfolgreiche Zusammenarbeit in der Präsentation einer Ausstellung zur zeitgenössischen brasilianischen Fotografie."

Zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 12. Juni, um 19 Uhr sprechen Kiels Stadtpräsidentin Cathy Kietzer, Prof. em. Dr. Dr. h.c. Gotthilf Hempel (Institut für Polarökologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel), Thomas Mulcaire (Künstler aus Ubatuba/Brasilien) und Stadtgaleriedirektor Wolfgang Zeigerer.

 

 

 

Ort konzentriert werden, der sonst Sichtbares speichert.

 

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists