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Kunsthalle zu KielChristian-Albrechts-Universität
Gemäldegalerie und Graphische Sammlung
Düsternbrooker Weg 1
24105 Kiel
Tel. 0431 / 880-5756, Fax 0431 / 880-5754
Di - So 10.30 - 18.00 Uhr, Mi 10.30 - 20.00 Uhr, Mo geschlossen
http://www.uni-kiel.de/kunsthalle
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
22.6. - 3.8. 1997
Olav Christopher JenssenRadio
Bilder 1992 - 1997
Auf der documenta 1992 war der Raum mit Bildem des Norwegers Olav Christopher Jenssen und der Amerikaner Jonathan Lasker und Brice Marden eines der herausragenden Malerei-Ereignisse. Die Kestner-Gesellschaft holte den norwegischen Maler daraufhin 1994 zu einer Einzelausstellung nach Hannover.
Korrespondierend zum Norwegen-Schwerpunkt des Schleswig-Holstein Musik Festivals zeigt nun die Kunsthalle eine umfassende Ausstellung mit neuen Bildem, Zeichnungen und Monotypien von Olav Christopher Jenssen.
Der 1954 in Sortiand/Norwegen geborene Maler lebt seit 1983 mit seiner Frau und den 4 Kindem in Berlin. Den Entschluß, Norwegen zu verlassen und sich hier nach einem einjährigen New York Stipendium anzusiedeln, hält er noch im Nachhinein für wichtig. Erst inmitten einer Großstadt mit ihrer damals bizarren Begrenztheit war es ihm möglich, die Dimensionen seiner norwegischen Heimat zu begreifen. Anfangs in Berlin vermied er es bewußt, jene weiten skandinavischen Landschaften zu malen, die man gemeinhin mit Norwegen verbindet. Doch dann brach sich Bahn, was man eine vielleicht eine spezifisch nordische Expressivität nennen könnte. Es entstanden Ölgemälde in dunkelleuchtender warmer Farbigkeit, vielschichtige Malerei mit verhaltener Figuration und Anmutungen an mythenumwobene landschaftliche Tiefenräume. Titel wie "vergessene Ritter", "Priesterbett" oder"meines Vaters Land" machten die Leinwand zur Bühne einer Erzählung.
Anfang der 90er Jahre beginnt die Malerei sich zu wandeln. Zwischen 1990 und 1992 entsteht die Serie "Lack of Memory", ein Werkkomplex von nahezu 50 Gemälden - alle im gleichen Format. Es sind Biider, die nicht unmittelbar abbilden und dennoch ihren Ort in der Erinnerung haben - Bilder, in denen verblaßte Erinnerungen unter aktuellen Eindrücken zu neuen Bildem geformt werden. Erzählerische Momente treten zurück, lasierende und deckende Schichten, organische Formen, Schlieren, Tropfen und Linien füllen den Bildraum. Labyrinthische und rhythmisierende Geflechte und Strukturen überziehen die Fläche in einem "All-Over". Sie ergreifen den Betrachter durch die Unmittelbarkeit der malerischen Geste.
"Lack of Memory" meint "Mangel an Erinnerung". Trotz des Bewußtseins über seine Eingebundenheit in malerische Bezüge und den Diskurs der Malerei schätzt Jenssen während seiner Arbeit einen Zustand "konstruktiver Gieichgültigkeit" gegenüber der historischen Tradition. So kann er in einen puren Zustand der Malere, eintauchen. Er führt sie aus theoretischer Reflexion heraus und überläßt sich ihren außersprachlichen Kräften. Die Bildsache, die er so entwickelt, ist eigenständig und persöniich. Sie ist aber auch archaisch, elementar unduniversal:
Werkkomplex "Since We All nSince We All Came From The Same Place" - so lautet der Titel einer Serie von 1994, aus der die Kunsthalle 1995 ein Bild für ihre Sammlung erworben hat. In den "Since"-Bildern greift Jenssen den in der klassischen Modeme bereits tradierten Bildtypus des"Schwarzen Bildes2 auf. Das Schwarz unterlegt er mit einem orangefarbenen und neapelgelben Grund, der zum Vorschein kommt, wenn er in einer Art Sgrafittotechnik konzentrische Kreisformen in das Schwarz hineinritzt.
Die Bilder der "Once Serie", die ca. 40 Gemälde umfaßt, weisen eine fast geometrische Gestaltung auf. Ihre Komposition ähnelt Gerüsten oder Baukonstruktionen, die den scheinbar davor schwebenden opaken schwarzen und weißen Kreisen Halt geben und 3dabei immer wieder neue Konstellationen durchspielen.
Die Ausstellung in Kiel zeigt Bilder aus den Serien "Lack of Memory" (1990-1992), "Since We All Came From The Same Place" (1994), ,,Once" (1995/96), sowie ganz neu entstandene großformatige Malerei, die Jenssen unter dem Titel "Biographie" zusammenfaßt. Außerdem wird ein Block mit 80 Monotypien präsentiert, der den Titel "Andamios Interiores" (Innere Gerüste) trägt sowie eine große Anzahl von Zeichnungen.
Zur Ausstellung in Kiel erscheint ein Katalog (deutsch/englisch) im Kerber Verlag / Bielefeld. Ca. 80 Seiten, 46 Farbabb., 30.- DM. Die Eröffnung ist am ersten Sonntag der Kieler Woche, Sonntag, dem 22. Juni 1997, um 11.30 Uhr. Grußworte sprechen Kjell Eliassen, Botschafter des Königreiches Norwegen und Dr. Dieter Svvatek, Staatssekretär des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein. Die Einführung hält Dr. Hans-Werner Schmidt, Direktor der Kunsthalle zu Kiel.
Zur Finissage am Sonntag, dem 3. August 1997, findet in der Kunsthalle ein Abschlußkonzert norwegischer Musik statt. Es beginnt um 18.00 Uhr. Peter Herresthal (Violine) und Gonzalo Moreno (Klavier) spielen Werke von Edvard Grieg (1843-1907), Johan Halvorsen (1864-1935), Johan Svendsen (1840-1911) und Olav Anton Thommessen (geb. 1946).
Dr. Hans-Werner Schmidt