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Kunsthaus Dresden
Städtische Galerie für Gegenwartskunst
Rähnitzgasse 8
01097 Dresden
Di bis Fr 14 - 19 Uhr, Sa/So 12 - 20 Uhr
Tel. +49-(0)351-804 14 56; Fax 804 15 82
office@kunst-haus-dresden.de
http://www.kunsthausdresden.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
Eröffnung am Samstag, den 10.12. 2005, verlängert bis 19.02. 2006
SCHWEIZER KRANKHEIT + die Sehnsucht nach der Ferne
Mit Arbeiten von
JOSEPH BEUYS, MITCH COPE, USCHI HUBER, BRITTA JONAS, STEFFI JÜNGLING, BERND
KILIAN, NADIN RESCHKE KINDLIMANN, ULRIKE KUSCHEL, EVA MEYER, LISL PONGER,
RAFFAEL RHEINSBERG, ERAN SCHAERF, ANTJE SCHIFFERS, TIM SHARP und BARTHÉLÉMY
TOGUODie Ausstellung "Schweizer Krankheit + die Sehnsucht nach der Ferne" zeigt
Positionen zeitgenössischer Kunst seit den 70er Jahren, in denen das Reisen
eine zentrale Ausgangsfigur darstellt. Die auf das Reisen bezogenen
Gefühlszustände von Heimweh und Fernweh und damit verbundenen Vorstellungen
der Sehnsucht nach dem Anderen und vor allem Abwesenden werden in den
künstlerischen Arbeiten neu verhandelt.Die Schweizer Krankheit als Bezeichnung für das Heimweh taucht erstmals im
17. Jahrhundert in Folge der Dissertation eines Baseler Arztes, Johannes
Hofer (Dissertatio medica de Nostalgia oder Heimweh, 1688) auf und war
seither lange Zeit in der Medizin als solche bekannt. Durch die Beobachtung
der Beschwerden von Schweizer Soldaten im Ausland kam Hofer zu dem Schluss,
dass das Heimweh Ausdruck der Verletzung einer vertrauten Vorstellungswelt
sei. Durch die Wiederbegegnung mit Bildern, Tönen und anderen
Sinneseindrücken wurden Symptome ausgelöst, die nach damaliger Vorstellung
von schwerer Melancholie bis zum Tode führen konnten.Ausgehend von dem Projekt "so far so good" der Dresdner Künstlerin Nadin
Reschke Kindlimann, einer anderthalbjährigen Weltreise, greift die
Ausstellung diese Überlieferungen auf und verbindet sie mit einem weiteren
Bild: dem Fernweh. Auch die Kulturgeschichte des Reisens und des Fernwehs
sind traditionell verbunden mit der Erwartung von Sinneseindrücken, hier
des "exotischen Anderen", die unsere Sehnsucht und Erfahrungen fernab der
Heimat konfigurieren.
Das Sammeln von Gegenständen und Bildern als ethnografisches Motiv des
Reisens steht in der Ausstellung in Beziehung zu Folklore in Form von
Bildern und Klängen als Codes des Vertrauten: Von Joseph Beuys Reise 1974
in die USA und seiner Begegnung mit dem Koyoten, über Raffael Rheinsbergs
Erfahrungen in der Transsibirischen Eisenbahn 1984, bis hin zu Lisl Pongers
Weltreise durch ihre Heimatstadt Wien 1991/2004 und Bernd Kilians
"Einwohner von Dresden" 2000 spannt sich ein Bogen, an dessen Ende sich die
Kategorien von Heimat und Fremde unter anderem durch die Lebenswirklichkeit
von Migration auflösen. Die Reisen führen nicht nur in die Ferne und die
Bilder vom Fremden stellen sich immer wieder auch als die eigenen heraus.
Kuratiert von Christina Beifuss, Maja Linke und Christiane Mennicke
Eröffnung der Ausstellung am Samstag, den 10. Dezember 2005 um 19.00 Uhr im Kunsthaus Dresden.
Mit einer Einführung von Christiane Mennicke, Leiterin
und anschließender Party.
Das Kunsthaus Dresden wünscht Ihnen und und Ihren Freunden ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2006 und lädt Sie - im Rahmen der Ausstellung SCHWEIZER KRANKHEIT + die Sehnsucht nach der Ferne -
herzlich ein zum Filmabend und Gespräch mit den in der Ausstellung vertretenen KünstlerInnen Lisl Ponger und Tim Sharpam Donnerstag, den 12. Januar 2006, 19.30 Uhr
Gezeigt wird unter anderem:
"déjà vu" von Lisl Ponger, 1999
"Der von den Bildern erzeugten Strömung von "déjà vu" kann man nicht
entrinnen, ebensowenig wie den Bildern selbst, doch täuscht der Film weder
Unschuld vor noch lässt er sich einordnen. In ein und derselben Bewegung
negiert und bestätigt er narrative, experimentelle und dokumentarische
Kategorien. Sein Gravitationszentrum ist ein Thema - die Art, in der wir
das Sichtbare strukturieren, und zwar als Wissen über andere Kulturen. Er
führt umgekehrt aber auch vor, wie diese Strukturen das Sichtbare
bestimmen.
Gleichzeitig handelt der Film von seiner Autorin, die aus einem kleinen
Binnenland stammt. Vom übrigen Europa unterscheidet sich dieses Land nur
darin, dass es nie Kolonialimperium in Übersee unterhielt. Dennoch finden
sich auch hier imperiale Attitüden und deren Nachklänge. "déjà vu" ist ein
Film über uns und zugleich eine Einladung, zwischen den Paradigmen
hidurchzusegeln, und wie bei allen guten Reisegeschichten bleibt die
Erinnerung haften."
Das Kunsthaus Dresden lädt Sie und Ihre Freunde im Rahmen der Ausstellung
SCHWEIZER KRANKHEIT + die Sehnsucht nach der Ferne
herzlich ein zum Gespräch mit den KünstlerInnen der Ausstellung Nadin
Reschke Kindlimann und Bernd Kilianam Donnerstag, 26 Januar 2006 um 19.30 Uhr.
Nadin Reschke Kindlimann wird ihr Projekt "so far so good" vorstellen, das
aus der Frage nach Heimat- und Ortlosigkeit und des Nomadischen entstand.
Nadin Reschke Kindlimann reiste mit einem von ihr entwickelten Zelt von Mai
2004 bis Oktober 2005 durch 11 verschiedene Länder. Die Reise begann in
Polen und endete in Vietnam. Das Zelt als über Jahrhunderte tradierte und
in verschiedenen Kulturen verstandene einfachste Form der temporären
Behausung bot die Möglichkeit, in sehr verschiedenen Situationen einen Ort
der Begegnung herzustellen. Es wurden von ihr Aktionen mit vor Ort
ansässigen KünstlerInnen entwickelt, die die Menschen direkt in eine
Handlung involvierten oder zumindest ihre tägliche Routine verunsicherten.Bernd Kilian zeigt Ausschnitte aus dem Film "Altpieschen", der einfühlsam
und mit experimentellen Mitteln die Atmosphäre im Großhof Altpieschen vor
seiner Sanierung festhält und damit einen besonderen Ausschnitt Dresdens
zeigt, in dem er die Geschichten der langjährig dort ansässigen und
verwurzelten Bewohner erzählt.Diese beiden Erzählungen von Orten und ihren Bewohnern stellen den
Ausgangspunkt des anschließenden Gespräches dar, dass sich zwischen den
Polen Heimat und Fremde und der Sehnsucht danach bewegt und somit
gleichwohl den Bogen aufnimmt, den die Ausstellung unter verschiedenen
Gesichtspunkten spannt.Das Gespräch wird moderiert von Christiane Mennicke