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Kunstverein Grafschaft Bentheim e.V.

Hauptstraße 37
49828 Neuenhaus
Tel. 05941 - 980 19, Fax 980 65
Mi - Sa 15 - 18 Uhr, So 11 - 18 Uhr u.n.V.
kunstverein.neuenhaus@t-online.de
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

30.5. - 25.7.1999

Hede Brühl

Skulpturen, Zeichnungen

und neue Arbeiten für den Skulpturengarten des Kunstvereins.


Hede Bühl, 1940 in Hann bei Düsseldorf geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Von 1958 bis 1963 Studium der Bildhauerei an der Staatl. Kunstakademie Düsseldorf bei S. Mages und Joseph Beuys. Danach bis 1965 Mitarbeit im Atelier von Ewald Mataré. Ab 1968 diverse Preise und Stipendien: u.a. 1968 Grünholz-Preis, Düsseldorf, 1971 Stipendium des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie, Köln, 1973 Villa Romana-Preis, Florenz, 1974 Förderpreis der Stadt Düsseldorf, 1978 Großer Preis für Skulptur, Triennale Neu-Delhi, 1979/80 Villa Massimo-Preis, Rom 1982 Kunstpreis der Künstler, Düsseldorf.

Von der Künstlerin existiert seit 1986 die Arbeit "Wächter" (1975), im Bereich Innenstadt des Skulpturenwegs Nordhorn. Auch im Zuge der Verbindung des Skulpturenweges Nordhorn mit der "art-line", Niederlande - unter dem Namen 'kunstwegen'- erhält diese Ausstellung einen besonderen Stellenwert. (Im Jahr 2000 ist eine Ausstellung mit Christiane Möbus geplant. Sie realisierte 1988 die zweiteilige Skulptur "Einerseits und andererseits" für den Skulpturenweg Nordhorn. Mit Marin Kasimir - vgl. unsere Ausstellung in 1998 - wird in Lage eine weitere Station des kunstwegen realisiert werden. Es erscheint uns sinnvoll, unsere Programmlinie "Skulptur" gerade auch mit jenen Positionen zu besetzen, die einen engen Bezug zur kulturellen Tradition der Region haben.

Hede Bühl stellt mit den traditionellen Materialien Stein (Alabaster, Marmor und Basalt), Bronze und Holz die menschliche Gestalt ins Zentrum ihrer bildhauerischen Arbeit. Deneben bearbeitet sie ihre Themata Schädel, Kopf, Büste und Ganzfigur auch zeichnerisch. Diese traditionellen Themata innerhalb der Skulptur aller Jahrhunderte sowie die bearbeiteten Materialien lassen Hede Bühl eine Bildhauerin im klassischen Sinn bleiben. Ihre Arbeiten nähern sich in unserem Jahrhundert den archaischen Formensprachen der Totenkulte der Ägypter. Die Präsens von Gestalten, die eigentlich abwesend sind, hat ihre Arbeit beeinflußt. "Und während Hede Bühl dem Realismus den Garaus macht, ohne die Figur abzuschaffen, gelingt ihr die Quadratur des Kreises: Ihre jüngsten Werke führen den Kopf, die Büste oder die Figur der absoluten plastischen Form sehr nahe. Assoziationen zu Brancusis Ei tauchen auf. Eine Delle in der Gehirnschale genügt jedoch, um dem Betrachter klar zu machen, wie gering die Entfernung zwischen dem Absoluten und der unperfekten menschlichen Natur ist." Quadratur des Kreises: Ihre jüngsten Werke führen den Kopf, die Büste oder die Figur der absoluten plastischen Form sehr nahe. Assoziationen zu Brancusis Ei tauchen auf. Eine Delle in der Gehirnschale genügt jedoch, um dem Betrachter klar zu machen, wie gering die Entfernung zwischen dem Absoluten und der unperfekten menschlichen Natur ist." (Zitate: Helga Meister)

Eröffnung am 30.5.1999, 11.30 Uhr

Einführung Prof. Dr. Heribert Schulz, Osnabrück

Die Ausstellung wird unterstützt durch die Stadt Neuenhaus und das Land Niedersachsen.

 

Hede Bühl, Skulpturen und Zeichnungen.

Ausstellung im Kunstverein Grafschaft Bentheim 30.5.-25.7.1999


Hede Bühl

Gelassen aufgerichtet, frontal, symmetrisch, ernst und verschlossen, ohne Geste, Miene, Handlung, nur Haltung - so schweigen uns Hede Bühls im Raum stehende Standbilder, Büsten und Köpfe an. Sie proklamieren nichts, und so wissen wir wenig von ihnen, weniger als von den Jahrtausende alten Statuen der Ägypter.

Seit rund drei Jahrzehnten arbeitet Hede Bühl an ihrem Werk, an diesen Köpfen und Figuren aus Ton und Gips, aus Holz, Stein, Blei und Bronze. Drei Jahrzehnte, über zehntausend Tage und Nächte, langgezogene Zeit, in der diese Figuren erdacht und ins Werk gesetzt wurden, Griff um Griff und Schlag für Schlag. Seit rund drei Jahrzehnten werden wir von ihnen beharrlich angeschwiegen, und je länger das so geht, desto mehr merken wir: es geht gar nicht so sehr um diese Bildwerke, sondern es geht um uns, die wir sie betrachten. Seit drei Jahrzehnten sagen uns Hede Bühls Gestalten das, sagen uns immer wieder dasselbe, nämlich daß sie auf uns warten, um von unseren Blicken gestürmt und eingenommen zu werden wie Festungen.

Vielleicht ist das zu emphatisch ausgedrückt und irgendwie übertrieben angesichts der schnörkellosen Herbheit der Werke. Denn was sie auszeichnet, das ist nur, daß sie unwandelbar da sind und sich nicht eben mal schnell abhaken lassen. Sie stehen und schweigen und warten und füllen eine hohle Stelle aus in unserem Leben. Die Stelle heißt Beständigkeit, heißt Dauer, Tiefe, Unverrückbarkeit. Bedeutet: langsames Sein. Aufgestellt gegen Hast und Kurzatmigkeit.

Das Ägyptische an ihnen, die konzentrierte Reduktion der Formen, die zumeist glatt geschliffene Oberfläche, die von aller modischen Aktualität entfernten Ausrüstungen, die Ausrichtung der Ansichten auf die vier Hauptrichtungen hin, sie regen ein Anschauen an, das von schnell-gedankenlosem Konsum gehörigen Abstand hält. Das Ägyptische, das ist eine Langsamkeit, die etwas ahnen läßt von Ewigkeit. Die spannungsvollen Gestikulationen der klassischcn griechischen Skulpturen, das kontrapostische Gliederspiel der auf Antike und Naturstudium basierenden Renaissanceplastiken, sie wirken neben der schweigsam-feierlichen Reglosigkeit von Hede Bühls Werken ein wenig zu munter und ein bißchen zu sehr verliebt ins Erzählen. In ihnen ist, verglichen mit diesen Standbildern hier, zu viel Äußerlichkeit, Handlung, Aktion.

So wie die Figuren und Köpfe geformt sind, sind sie mit statischer plastischer Energie geladene Körper im Raum. Ihre Schnörkellosigkeit, ihre markanten Formzüge, die knappen Gliederungen, die Dominanz geschwellter Volumen - das alles versorgt sie mit bebender Kraft, die in ihnen wie in einem Kern zusammengeballt ist und gleichzeitig hinauswirkt in die Weite des Raums. (...) An diesem Prinzipiellen arbeitet Hede Bühl, am Form-Kondensat, das in einem langen, von ihr inzwischen souverän beherrschten Arbeitsprozeß destilliert wird. So wird zwar das Individuelle des jeweiligen Kunstwerks herausgetrieben, sein besonderer Charakter, nicht aber hervorgebracht wird dabei die Darstellung eines menschlichen Individuums. Insofern befinden sich Hede Bühls Köpfe ganz im Metaphorischen. Sie bringen etwas zur Sichtbarkeit, was am Menschen sonst nicht zu sehen ist. Trotz ihres metaphorischen Charakters sind sie nicht didaktisch. Wenn man die Künstlerin fragt, was etwa diese seltsamen Einschnürungen bedeuten sollen, die das Antlitz überkreuzen, sagt sie, sie seien notwendig, ohne sie ginge es nicht. Fessel, Folter, Unterdrückung und Pression - all das Naheliegende sei es aber nicht. (...)

 

Karlheinz Nowald

 

(gekürzte Fassung des Katalogbeitrages Hede Bühl, Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1995)

 

weitere Skulpturen im Skulpturengarten des Kunstvereins:

Leo Kornbrust, Gurke 1989

James Reineking, Circle squared 1972/82

 

 

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