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Kunstverein Grafschaft Bentheim e.V.

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24.02. - 22.04.2001

Silke Leverkühne

Malerei

 

Gegen Ende von Silke Leverkühnes Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie kündigte sich der Aufschwung der jungen "wilden" neoexpressiven Malerei, der "Hunger nach Bildern" an. Malerei wurde damals zum inflationären Gegenstand. Als der Boom abebbte, waren viele Talente verbraucht, das Vertrauen in die Malerei zerstört. Silke Leverkühne, die Auf- und Abwertung ihres Mediums mehrfach erlebt hat, widersetzt sich in ihrer Arbeit der Vereinnahmung durch Zeitgeist und Trends. Im einzelnen Bild, in Bilderserien lotet sie beharrlich die Möglichkeiten der Malerei immer wieder neu aus. In monatelangen Arbeitsprozessen entstehen auratische Bilder, die dem Betrachter in einer - nur noch flüchtig wahrnehmbaren - Welt rasanter synthetischer Bildproduktion Zeit abverlangen und so mit unspektaktulären Mitteln Welten öffnen.

Wolken sind paradoxe Erscheinungen, einerseits ephemer, andererseits unvergänglicher Bestandteil der Natur. Sie stehen am Übergang von Himmel und Erde, Metaphysik und Realität, dienten - in früheren Jahrhunderten - als Projektionsflächen für Erwartungen, Hoffnungen, Angste. Beim Betrachten von Silke Leverkühnes Wolkenbildern schwingen Konnotationen aus
Kunst-, Kultur- und Religionsgeschichte unweigerlich mit. Angesichts der Präsenz ihrer Malerei wird aber schnell deutlich, wie radikal die Künstlerin sich hier von der lkonographie des Motivs löst und - in einer Serie von bisher ca. dreißig Bildern - eine autonome Malerei entwickelt.
Seit 1995 stellen die Wolkenbilder - nuancen- und spannungsreiche Farb-Räume - die zentrale Werkgruppe dar.
Lapidare Titel - Kleine Wolken, rosa, Wolken grünlich, Wolken aufsteigend, Himmelsstück dunkel, Himmeisstück heil - zeigen an, daß Leverkühnes Interesse um Farbe, Licht und den malerischen Prozess kreist. Kräftige Pinselschwünge bleiben sichtbar auf der Leinwand stehen, werden hinter - und nebeneinander gesetzt und verdichten sich zu vibrierenden Farbstrudeln, -flecken und -feldern, die die Leinwand nach allen Seiten hin entgrenzen.

Silke Leverkühne spielt mit der Vorgeschichte ihres abgenutzten Motivs, indem sie es durch Malerei neu entdeckt, die materiellen Bedingungen der Malerei offenlegt. Barocker Überschwang, der die von Leverkühne geschätzte venezianische Hochrenaissance zitiert, wird in den Bildern gedämpft durch eine spröde Textur, eine stumpfe Oberfläche, die aus der Verwendung von Eitempera resultiert. Da Eitempera schnell trocknet, können - anders als bei der Ölmalerei - farbliche Übergänge nicht vermalt werden. Dadurch wirken die Bilder unprätentiös, gegen jede Art von lllusionismus und Peinture gerichtet. Dadurch kommt auch ein zeitlicher, mit der Flüchtigkeit des Motivs korrespondierender Ablauf ins Bild.

Mit einigen, 1999 entstandenen Bildern kehrt Leverkühne, die parallel an der Werkgruppe der Wolkenbilder weiterarbeitet, zum konkreten Gegenstand zurück. Bei einem mehrmonatigen Aufenthalt auf dem Werkgelände der Leverkusener Bayer AG begann sie, industrielle Motive in Malerei umzusetzen. Die gedeckten Farbtöne, die das Bild zweier rauchender Fabrikschlote vor dunklen aufgetürmten Wolken bestimmen, schaffen Distanz, wirken wie ein Filter, der das Motiv
aus Zeit und Kontext heraushebt. Das Salzlager des Chemieunternehmens, das auf einem anderen Bild zu sehen ist, wird durch seine kompakten, vereinheitlichenden Farbformen zum abstrakten Gebirge.
Silke Leverkühne interessiert der Punkt an dem die Farbe sich vom Motiv löst, keinen spezifischen Gegenstand mehr beschreibt, zur reinen Malerei wird. Auf einer Gratwanderung zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit entsteht so eine Malerei über Malerei.

(Leicht gekürzt zitiert nach Susanne Rennert, Katalogbeitrag "2356 KM Kunst aus Diisseldorf in Mokau", 2000)

Eröffnung der Ausstellung am 23. Februar 2001 um 20 Uhr

Einführung: Souris Roja Kassimi, Düsseldorf

 

SILKE LEVERKÜHNE

geboren 1953 in Rendsburg, lebt und arbeitet in Düsseldorf und S. Ellero, Italien.

1993-95 Gastprofessur für Malerei an der Gesamthochschule Kassel
seit 1999 Lehrauftrag Gesamthochschule Essen
seit 1985 verschiedene Stipendien u.a. 1985-86 Atelier im Künstlerhaus Bethanien, Berlin
1987-89 Stipendiatin der Günter-Peill-Stiftung
1989 Förderpreis der Stadt Düsseldorf

Einzelausstellungen sowie Ausstellungsbeteiligungen u.a.

1984 Von hier aus Düsseldorf
1989 Leopold-Hoesch-Museum, Düren
1990 Westfälischer Kunstverein Münster, Kunstverein Mannheim und Erfurt
1991 Kunstverein Braunschweig
1995 AbenteuerderMalerei in den Kunstvereinen Düsseldorfund Stuttgart
1997 Von der Heydt-Museum, Wuppertal
1997 Was ist. Deutscher Künstlerbund, Kunsthalle Rostock;
1998 Galerie Conrads, Düsseldorf
1999 Kunstverein Recklinghausen
2000 Altonaer Museum Hamburg
2001 Kunstverein Grafschaft Bentheim, Neuenhaus
Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel

 

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