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Kunstverein Grafschaft Bentheim e.V.

Hauptstraße 37
49828 Neuenhaus
Tel. 05941 - 980 19, Fax 980 65
Mi - Sa 15 - 18 Uhr, So 11 - 18 Uhr u.n.V.
kunstverein.neuenhaus@t-online.de
http://gaugefield.net/Neuenhaus
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vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

09.12.2000 - 28.01.2001

Alexander Timtschenko

Foto- und Filmarbeiten

In seinen Großfotografien zeigt Alexander Timtschenko artifiziell anmutende Stadtstrukturen und konstruierte Landschaften mit Modellcharakter und dennoch realem Ursprung. Die vor allem in USA entstandenen Aufnahmen thematisieren die Übersetzung von realer Weit in die Pseudowirklichkeit der Freizeit- und Unterhaltungsindustrie als Kombination und Konzentrat von Stilen, ohne dabei wertend einzugreifen. Der Standpunkt des Fotografen und die Wirkung der Fotografien dokumentieren vielmehr eine Gratwanderung zwischen der Faszination über die (vermeintlich) perfekte Schönheit der Motive und dem Wissen über ihr oberflächliches, substanzloses Dasein...

In seinen Filmstills vereint er Standfotos aus dem unendlichen Bildvorrat bekannter Kinofilme, ursprünglich als repräsentative Momentaufnahmen zu Werbezwecken eingesetzten Fotografien. Autorenlos und dennoch subjektiv vom Künstler ausgewählt, erweist sich die Reproduktion der Bildquelle schnell als selbständig und entwickelt auratische Qualitäten, die mit der statischen Ruhe einer lkone vergleichbar sind. Extreme Ausschnitte oder Vergrößerungen heben Details hervor, die im Erzählverlauf des Films als marginaler Teil der Handlung vorkommen und sich der natürlichen Wahrnehmung deshalb oft entziehen. Dadurch suggerieren die (nach klassischen Kompositionskriterien der Malerei ausgewählten) Filmstills neue, scheinbar wichtige Bedeutungen. Als auratische Standbilder einer Wirklichkeit aus dritter Hand lenken sie, ohne zu diffamieren, den Blick auf die Parallelwelten realer, fiktionaler und virtueller Bilder.

In seinen Filmarbeiten nutzt er Filme und Videos als Dokumente zeitgenössischer Weltbilder, funktionalisiert sie zur Bildressource um, analysiert ihre Struktur und destilliert daraus zunächst Filmstills. Anachronistisch und ironisch zugleich stellt das Ergebnis ein Changieren zwischen Sehnsucht und Kitsch nach dem Elegischen und Sublimen, sozusagen nach der nicht auffindbaren Wahrheit dieser Welt dar. In diesem Jahr präsentierte er in München erstmals gemeinsam mit Jakob Moravek (Technik) digitalisierte und lediglich in der Geschwindigkeit bearbeitete Kinofilme der 70er, 80er und 90er Jahre. Sie werden auf wenige Minuten beschleunigt. In dem gerade noch erkennbaren Bilderfluß streut Timtschenko je Film drei bis fünf Standbilder wie Inseln ein. Als zeitlose Entschleunigungen nehmen diese zeitlich einen wesentlich größeren Raum ein als der gesamte Handlungsablauf. Das Verhältnis von Erzählung und deren Verlauf kehrt sich radikal um. Die inhaltlichen Erzählstränge gerinnen in einem für den Film belanglosen Detail, welches zeitlich aufgeblasen wird. Damit kehrt sich jeder Film um. Die Hektik der Fiktion kontrastiert zu absolut vertrauten Bildern wie Sonnenuntergänge, Sternenhimmel, Schneeberge und Meereswogen. In solchen Bildern gleichen sich die Filme und ihre Stories. Der Betrachter begegnet sich in den Stills in einem Stück Welt, Sehnsucht nach Erhabenheit und Zeitlosigkeit. Gerade das Ferment aus jener Sehnsuchtsgeste nach dem Sublimen der Natur und die Entlarvung dieser als Kitsch bestätigen die gewählten Ausschnitte als Bilder der Weit. Das Herauswachsen der Motive und wieder in den Handlungsablauf hineinfließen basiert auf dem Prinzip von Be- und Entschleunigung, also auf der Veränderung der Zeitachsen. Die extreme Beschleunigung des realen wie fiktiven aggressiven und chaotischen Lebensrhythmus im Verhältnis zu den friedlichen und meditativen Lebensinseln, welche menschenleer und sozusagen "kosmisch" sind, ermöglichen die Veränderung der Perspektive. Sie zeigen eine perfekte Welt, sie zeigen einen freien Planeten in seiner ganzen natürlichen Vitalität und Schönheit. Das Sublime dieser Strategie beschreibt eine historische Geste des Religiösen!"

(""Leicht bearbeitet zitiert nach Dr. Markus Wimmer)

Eröffnung: 08.12.2000, 20 Uhr

Einführung: Susanne Prinz, Berlin

Frühstück: 09.12.2000, 11 Uhr

Buchvorstellung u. Künstlergespräch: 21.01.2001, 11.30 Uhr

 

Biographie
1965 geboren in Starnberg
1987-99 Studium der Kunstgeschichte in München
1985-87 Studium und Assistenz an der Akademie der Bildenden Künste, München (bei Gerd Winner)
1992 Steiner-Stiftung
1993 Förderpreis Junge Kunst, Frankfurt
1994 Debütantenpreis, Kunstakademie München
1995 Bayerischer Staatsförderpreis
1997 USA-Stipendium der Bayerischen Staatsregierung

Einzelausstellung(Auswahl)
1994 PERFECTWORLD Galerie Wittenbrink/München
Galerie Michel Zink/ Regensburg
1996 NATURETHEHUMANRACETECHNOLOGY SBS Consulting/München (K)
1997 Galerie Alberto PeolalTurin (K)
1998 SCENE-SHIFT Galerie Wittenbrink/München
SCENE SHIFT Goethe-InstitutNVarschau
1999 Galerie Rudolf Kicken/Köln
Galerie Wittenbrink/München (zus. mit Tony Bevan)
2000 Galerie Helga de Alvear/Madrid
Kunstverein Grafschaft Bentheim, Neuenhaus (K)

Gruppenausstellungen (Auswahl)
1993 URBAN CAMERA Kunstverein Augsburg (K)
1994 URBAN CAMERA KunstvereinAschaffenburg
1995 Galerie Michael Zink, Regensburg
STANDPUNKTSTADT Städtische GalerielRegensburg (K)
DERZWEITEHLICK Haus der Kunst, München (K)
LANDSCHAFTEN Austellungshalle der Dresdner Bank/Frankfurt (K)
Kunstsammlung Tumulka, München
1996 VONHIERGaler!eW!ttenbrinkMünchen
FÖRDERPREISEBBK München (K)
1997 Shanghai Art Gallery; Shanghal (K)
Bejing National Gallery, Peking (K)
1998 DIE SAMMLUNG IV Lenbachhaus, München
Nationales Kunstmuseum der Ukraine, Klew
1999 Kunstverein/Geisenkirchen
KUNSTDER GEGENWARTZDF Mainz
DIAL "M FOR... Kunstverein München
Das Gedächtnis öffnet seine Tore Kunstbau Lenbachhaus, München
2000 AutoWerke Deichtorhallen Hamburg (K)
2001 Close up Kunstverein Hannover (K)

 

 

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