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Kunstverein Göttingen e.V.

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25.04. - 06.05.2004


Jörg Ahrnt

Zeichnung im Dialog


Gedacht wird auf dem Papier - mal mit Buchstaben, die sich zu Worten verbinden, mal mit Konturlinien, die Menschen oder Dingen ähneln, manchmal aber tatsächlich ohne eines von beiden. Die Zeichnungen von Jörg Ahrnt machen es vor: Kreise ziehen, auf den Punkt kommen und dabei dennoch nie die eigene Linie aus den Augen verlieren. Gleich auf den ersten Blick lassen die Arbeiten des Künstlers (*1965) erkennen, daß man nicht zwangsläufig gegenständlich werden muß, um inhaltlich zu sein. Seine filigranen Gebilde aus feinmaschigen Farbstiftfäden - jedes davon ein kugelförmiges Universum für sich - läßt Ahrnt ohne jede Bodenhaftung durch einen farblosen Papierraum schweben. In Größe und Farbe stets leicht variiert, treffen sie in immer wieder neuen, anderen Konstellationen aufeinander. Gehalten werden die beweglichen, flüchtigen Farbkugeln lediglich durch ein dünnes Liniengewebe, das sie aneinander kettet. Geometrisches Puzzle? Ahrnts akribische Schlaufenbildungen mit dem Zeichenstift, mit denen er die dichtmaschigen Bälle genauso wie den Linienweg von dem einen zum anderen entstehen läßt, sind weit davon entfernt, sich im abstrakten Formenspiel zu erschöpfen.
Die punktgewaltigen kleinformatigen Mikrokosmen überzeugen gleichermaßen als Molekülstrukturen, als gesellschaftliche Beziehungsgeflechte oder als gedankenschwere Rosenkranzperlen, die durch die Hände der Beter gleiten. Mit nicht mehr als einer bewegten Linie und unermüdlichem Kombinationsgeist öffnet Jörg Ahrnt die Tür für einen ausgiebigen Dialog zwischen Gedachtem und Gestaltetem.
Auch für seine neue Serie kleinformatiger Schwarz-Weiß-Arbeiten, hat Ahrnt mehr als einen Dialogpartner gefunden. In Rhythmus, Reihung und Reichhaltigkeit erinnern die verschiedenen Kombinationen weißer Kreisformen, die sich vor schwarzem Untergrund mal näher mal weiter zueinander gruppieren, an den komplizierten Aufbau orientalischer Ornamentstrukturen. Anstoß für den Blick in die ferne Fremde war für Jörg Ahrnt die Entdeckung der privaten, scheinbar unspektakulären Musterbänder, mit denen am Anfang des 20. Jahrhunderts der Europäer Ludwig Wilde (Freiburger Weinhändler und Patient einer psychiatrischen Anstalt) seine Vorstellungen von einem Orient jenseits von Haremsversionen und Schauergeschichten zu Papier brachte.

Der die Ausstellung begleitende Katalog bezieht sich inhaltlich ausschließlich auf die zeichnerische Auseinandersetzung Jörg Ahrnts mit den Zeichnungen Ludwig Wildes. Er entstand in Zusammenarbeit mit der Sammlung Prinzhorn der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg und dem Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main.

Eröffnung: 25. April um 11.30 Uhr im Künstlerhaus/ Gotmarstraße 1

Sonntag 15 Uhr: kostenlose Führungen

 

 

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