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Kunstverein Göttingen e.V.

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vorausgegangene Ausstellungen / previous exhibitions

 

17.06. - 29.07. 2012

Mariechen Danz

CUBE CELL STAGE

In Kooperation mit der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen

 

(Please scroll down for English)

Sprache und Lernprozesse bilden den Kern der umfassenden Praxis der irisch-deutschen Künstlerin Mariechen Danz (geboren 1980 in Dublin), die von Installation über Zeichnung, Musik, Performance bis hin zu Video reicht. Danz greift dabei auf so unterschiedliche Inspirationsquellen wie wissenschaftliche Illustration und Mythen zurück und nutzt Elemente wie Piktogramme, Landkarten und Wortspiele, um Wege der Wissenstradition zu hinterfragen ­ einschließlich der Logik des geschriebenen Wortes. "Language is a map ­ not a tracing", sagt Danz in einer Performance und spricht damit vom Aufzwingen von Informationsstrukturen und Sprache als kolonialen Praktiken, die das Bezeichnen und Definieren zum Geltendmachen autoritärer Ansprüche nutzen, im Unterschied zu der Möglichkeit, sie für gegenseitige Verstehensprozesse zu nutzen.

In Kooperation mit der Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen, zeigt der Kunstverein Göttingen die erste institutionelle Einzelausstellung von Mariechen Danz in Deutschland. Das Ausstellungskonzept von CUBE CELL STAGE ist prozessorientiert: Die in Bremen erarbeitete Installation und Performance werden in Göttingen mit anderen Schwerpunkten weiterentwickelt. Als Herzstück beider Ausstellungen fungiert der riesige Würfel "Learning Cube", dessen Außenfläche mit ihren Abbildungen von Organen, gestikulierenden Händen, Pyramiden, Diagrammen, Alphabeten und grafischen Symbolen als didaktisches Hilfsmittel fungiert. Der Würfel erinnert an frühe Lehrmittel und Lernspielzeuge. Er ist ein Element und eine Struktur, die als eine Art Schlüssel oder Landkarte für den Körper dient, auf der die Organe sichtbar mit unterschiedlichem sozialen und kulturellem Verhalten und Geschichten verbunden sind.

Es ist entscheidend für die Ausstellung und für Danz' Werk, dass der menschliche Körper nicht nur als ein Medium porträtiert wird, das Lernen ermöglicht, sondern auch als Element, dem Strukturen und Systeme aufgezwungen werden-und das diese wiederum auch weitergibt. Danz präsentiert großformatige anatomische Zeichnungen auf Papierrollen, die an Lehrdiagramme erinnern. Wissenschaftlich anmutende Darstellungen des Körpers werden vergrößert gezeigt und nehmen dadurch die Erscheinung einer Rüstung oder eines Schildes an. In plastischen Arbeiten wird der Körper oft auseinandergenommen ­ im wahrsten Sinne des Wortes zerteilt in Form von Abgüssen durchsichtiger Körperteile ­ als Anspielung auf wissenschaftliche Klassifikationssysteme. In ihren "Common Carrier Case"-Skulpturen werden Danz' Zeichnungen plastisch. Das Abbild wird zu einem Avatar-artigen Kostüm oder einer Körperhülle und einem anthropologischen Gegenstand ­ gerahmt hinter Glas. Eine intimere Skulptur, der durchsichtige Abguss eines offenen Buches, legt eine Aktion und Haltung nahe: Eine Handvoll Buchstaben scheint willkürlich über die Seiten verteilt zu sein, womit sie die Ordnung und die Hierarchie des Textes korrumpiert.

Neu ist in Göttingen eine Installation mit von Danz' angefertigten Kostümen. Im Ausstellungsraum hängend, legt die Präsenz dieser symbolüberlagerten Kleidungsstücke dem Zuschauer nahe, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und Danz' kritische Haltung gegenüber tradiertem Wissen zu übernehmen.

Die Performance "Rhyme and Reason", die rund um den Würfel inszeniert ist, greift die Themen und Bilder, die in den Werken präsent sindm auf. Sie wird zum ersten Mal als Video gezeigt. Ihre einzelnen Schauspieler und Sänger spüren den persönlichen Vorgängen nach, sie zeigen wie man Informationen gewinnt und speichert, während sie auf die vier Seiten des Würfels reagieren. Wie viele der neueren Performances von Danz nimmt diese Arbeit Anleihen bei Musikvideos. Danz hat eine eigene Band, UNMAP. Indem sie mündliche Überlieferungstraditionen mit zeitgenössischem Vortragsformat verbindet, stellen ihre Choreografien ein einzigartiges Theater des Absurden dar, kanalisiert durch das Medium des Pop. Kreide und Zeigestab verweisen auf typische didaktische Hilfsmittel, während Danz selbstbewusst die Rolle der Professorin oder Mediatorin einnimmt ­ oder manchmal auch die der erstaunten Studentin. Als Raum für das Vermischen kultureller Codes hat die Popkultur ihre ritualisierte Funktion, als kollektive kulturelle Erfahrung und Sphäre, als Bühne für die anhaltenden Veränderungen des Anderen. Danz bedient sich beider Aspekte in ihrem veritablen "Gesamtkunstwerk": sie betont den Wert des Bildes und die unlogisch und irrationale Vermittlung des Wissens.

 

 

BEGLEITPROGRAMM

1. Juli, 8. Juli und 15. Juli 15.00 Uhr
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SONNTAGSFÜHRUNGEN durch die Ausstellung, jeweils um 15.00 Uhr.
Mit der Kunsthistorikerin
CAREN BARBARA SCHWEDER

 

Donnerstag 28. Juni 2012 19.00 Uhr
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VON DER KUNST ZUR KULTUR AUSSTELLUNG?
BLICK AUF DIE DOCUMENTA UND IHRE VORGESCHICHTE
Ein Vortrag von Dirk Schwarze

In Kooperation mit d
em Kunsthistorischen Seminar der Georg-August-Universität
Göttingen
Im Vorfeld seiner Tagesfahrt zur dOCUMENTA (13) nach Kassel lädt
der Kunstverein Göttingen alle Interessierten zu einem Vortrag des Publizisten
und ehemaligen HNA Kulturredakteurs Dirk Schwarze ein.
Dirk Schwarze begleitete die documenta als Berichterstatter und
Kritiker seit 1972 und ist Herausgeber der Publikation "Meilensteine - documenta
1-12 (2007)". In seinem Vortrag wird er kurz in die Geschichte
der documenta einführen und anschließend einen Überblick über die thematischen
und künstlerischen Schwerpunkte der dOCUMENTA (13)
geben. Eine empfohlene Veranstaltung für alle die einen Besuch des "Museums
für 100 Tage" planen.
Veranstaltungsort:
H
örsaal im
Auditorium (Audi 11) Weender Landstr. 2

 

Donnerstag 19. Juli 2012 19.00 Uhr
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GEGENÜBER mit Anja Marrack
In dieser Abendveranstaltung werden die Kunstwerke der Ausstellung von Mariechen Danz im Rahmen einer thematischen Führung mit Klassikern der Kunst konfrontiert und bei einem guten Glas Sekt oder Wein mit den Teilnehmern diskutiert.
Eintritt 5 euro / 3 euro (Mitglieder)

 

English press release

Language and learning processes are at the core of Irish-German artist Mariechen Danz' (born 1980 in Dublin) broad practice, which ranges from installation, drawing, music, performance, and video. Working from materials as disparate as scientific illustration and myths, Danz uses elements such as pictograms, maps, and wordplay in questioning the structures through which knowledge is traditionally mediated-including the logic of the written word. "Language is a map, not a tracing," states Danz in a performance, thereby suggesting the imposition of language or information structures as colonial practices, in which labeling and definitions become acts of claiming authority in contrast to responsive processes of understanding.

In cooperation with Gesellschaft for Aktuelle Kunst , Bremen, Kunstverein Göttingen is presenting Danz' first institutional solo exhibition in Germany. CUBE CELL STAGE is conceived as a process-based exhibition, in which the installation and performance created in Bremen is then developed with different emphases in Göttingen. The centerpiece of both exhibitions is a giant Learning Cube. Depicting organs, gesturing hands, pyramid graphs, alphabets and other graphic symbols, the outside walls of the cube serve as didactic aides. Recalling early learning tools and games, the cube is a unit and structure, which functions as a kind of key or map to the body, in which organs are visually linked with various social or cultural behaviors and histories.

Pivotal to exhibition and Danz' work as a whole, the human body is portrayed not only as the medium through which learning takes place but also as an entity onto which structures and systems are imposed-and carried forward. Danz presents large-scale anatomical drawings on rolls of paper that suggest classroom diagrams, in which traditional representations of the body are enlarged to the point of having the appearance of armor or protective shields. In sculptural works the body is often broken down-literally deconstructed in the form of cast translucent body parts-in a manner mirroring scientific classification systems. In her Common Carrier Case Danz' drawings assume three-dimensional form; the image becomes an avatar-like costume or body sheath-and an anthropological artifact framed behind glass. A more intimate sculpture, a transparent cast of an open book suggests an action and gesture: a handful of letters seems to have been willfully scattered across its pages, confounding the order and hierarchy of the text.

New in Göttingen is an installation featuring Danz' self-created costumes. Hanging in the exhibition space, the immediate presence of these symbol-laden garments suggests to the viewer the possibility of slipping into different roles and assuming Danz' attitude of questioning towards the knowledge we have been given.

Staged around the cube and activating themes and imagery present in these works, the performance "Rhyme and Reason" is being shown as a video for the first time. Here individual actors and singers literally sound out personal anatomies of how we process or retain information while responding to the four sides of the cube. Like many of Danz' recent performances, the work draws heavily on to the format of the music video-Danz also has her own band UNMAP. Combining oral history traditions and contemporary lecture formats, her choreographies present a unique theater of the absurd channeled through the medium of pop. Chalk and pointers suggest typical teaching tools, while Danz confidently assumes the role of professor or mediator-or at times that of perplexed student. As a celebratory receptacle for the blending of cultural codes, pop is has a ritual element as collective cultural experience and a sphere for the staging of the ongoing permutations of the Other. Danz makes use of both these aspects in her veritable gesamtkunstwerk emphasizing the validity of the image and the illogical and irrational mediation of knowledge.

 

 

 

 

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