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Kunstverein Göttingen e.V.
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
12.11. - 31.12. 2006
Reality in general ist almost unavoidable
Anna Gollwitzer, Patrick Rieve, Kirstine Roepstorff
Kuratiert von Bernd Milla
Unter dem Ausstellungstitel "Reality in General is Almost Unavoidable" beschäftigen sich Anna Gollwitzer, Kirstine Roepstorff und Patrick Rieve mit politischen und soziologischen Fragestellungen unserer Gegenwart. Die künstlerische Produktion der vorgestellten Positionen ist vordergründig an einer äußeren ästhetischen Erscheinungsform interessiert und orientiert sich an der Populärkultur. Im Sinne einer Strategie der "poetic politics" wird die politische und kulturelle Realität, die sich hinter der schönen Oberfläche befindet, sichtbar gemacht. Dies geschieht durch verschiedene Medien wie performative Skulptur (Anna Gollwitzer), Collage (Kirstine Roepstorff) und Zeichnung (Patrick Rieve)."Reality in General is Almost Unavoidable" ist eine Fortführung der gleichnamigen Ausstellung im Sommer 2006 im Neuen Berliner Kunstverein. Für den Kunstverein Göttingen wurde mit neuen Arbeiten der Künstler auf die ortsspezifische Situation eingegangen.
Kirstine Roepstorff verarbeitet in ihren Collagen gefundenes Bildmaterial aus Magazinen und Zeitschriften. Auf den ersten Blick zeigen diese Arbeiten eine fast kitschige Oberflächenstruktur, die mit Glitterpartikeln und anderen dekorativen Elementen übersät ist. Betrachtet man aber ihre Arbeiten genauer, so erkennt man eine kritische Auseinandersetzung mit den politischen, kulturellen und ökonomischen Systemen der Gegenwart, die stufenweise erscheinen und die gesellschaftliche Realität zeigen.
Die Hinterfragung gesellschaftlicher Prozesse findet bei Anna Gollwitzer durch die Transformation von Sprache in eine bildhafte und skulpturale Ebene statt. Ihre Arbeiten sind bestimmt von einem tiefen Interesse an philosophischen, psychologischen und kultursoziologischen Diskursen. Worte werden bei ihr zu Skulpturen, zu Zeichen im Raum und zur gleichsam sinnlich erfahrbaren Konkretisierung von Sprache. Neben der Skulpturengruppe "Satzzeichen" hat Anna Gollwitzer für die Ausstellung eine Folge ihrer seit 1998 erscheinenden "talktv"-Serie produziert. Im Format einer Talkshow lädt Gollwitzer Gäste ein, die an den Grenzen des Kunstdiskurses agieren. Der aktuelle Themenschwerpunkt bei "talktv" liegt in der prekären Situation von Freiberuflern, sowie der Umordnung des Feminismus zum Popfeminismus.
Patrick Rieve greift die Formensprache amerikanischer Comics aus den 40er/50er Jahren auf. Ein zentraler Aspekt seiner Arbeit ist die Aneignung von Räumen. Auch sein Katalogbetrag ist eine publizistische Erweiterung der Ausstellung. Die hauptsächlich in schwarz-weiß gehaltenen Blätter haben den Charakter von detailgetreuen Architekturzeichnungen. Rieve kartiert durch sie in einem ständigen Perspektivwechsel seine Umgebung und verortet sich darin selbst. Er zeichnet exakte Grund- und Aufrisse des Hauses - in dem er einige Zeit mit Freunden lebte - mitsamt Mobiliar und erfindet weitere Räume hinzu. Im Fokus steht sein eigener Lebensraum, den er in immer wieder wechselnden Auf-, An- und Innensichten darstellt, bis hin zu einer "Being-John-Malkovich"-Perspektive aus den Augenhöhlen heraus. Patrick Rieve wird für die Räumlichkeiten im Alten Rathaus Göttingen zwei neue Wandarbeiten vor Ort produzieren.
Zur Ausstellung erscheint in Kooperation mit dem NBK Berlin ein Katalog. Von den Künstlern erscheint jeweils eine Edition.Ausstellungseröffnung:
Samstag, 11. November, 18.00 Uhr, 2006
Ausstellungsort:
Altes Rathaus, Am Markt 9, D-37073 Göttingen