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Kunstverein Hannover

Sophienstraße 2
30159 Hannover
Tel. 0511 - 32 45 94; Fax 0511 - 363 22 47
Di - So 11 - 17 Uhr, Mi 11 - 21 Uhr
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18.10. - 30.11.2003


Lois & Franziska Weinberger

English version

Von den Kasseler Bahngleisen bis zur gigantischen Müllhalde Hiriya Dump zwischen Tel Aviv und Israel ­ die poetisch-forscherischen Interventionen des österreichischen Künstlers Lois Weinberger (geb. 1947 in Stams, Tirol) führen stets in Brachen und Randgebiete. Die vielfältigen, poly-medialen Arbeiten dieses "präzise achtlosen" Garten-Künstlers - von Installationen im öffentlichen Raum über Modelle, Filme, Zeichnungen, Dias, Archive und Texte - richten das Interesse auf die Analyse eines Naturbegriffs, der jegliche Verklärungen meidet und im Gegenzug dazu Bilder entwirft, die gegen die Idee einer ursprünglichen, reinen Naturhaftigkeit arbeiten.

Breite internationale Aufmerksamkeit genießt Lois Weinberger spätestens seit seinem Auftritt auf der Documenta X (Kassel 1997). Indem der Künstler dort die Gleise am
Kulturbahnhof mit einheimischem und exotischem Unkraut, so genannten Ruderalpflanzen, bepflanzte, hinterfragte und unterlief er das kulturell kodierte System des Stadtraums. Die in dieser Unternehmung enthaltene Verknüpfung von Wert und Unwert, kulturellem Raum und übersehenem randständigen Raum bildet das Fundament für die Arbeit Weinbergers. Dabei geht es dem Künstler nicht um den Gegensatz zwischen Natur und Kultur, und auch nicht um eine ökologisch motivierte Agitation, sondern darum, vermeintlich fest gefügte Ordnungsparameter zu destabilisieren. Das Terrain dieser Arbeit ist, wie Weinberger selbst sagt, ein "perfekt provisorisches Gebiet". Das meint eine Ebene, auf der sich Endgültigkeit und ewige Prozessualität paradox verbinden. Der breite Raum, den kartografische und archivarische Elemente dabei einnehmen, muss vor diesem Hintergrund als kalkulierter Impuls gelesen werden: Weinberger übernimmt nur formal Ordnungssystematiken, um unter dieser Tarnung eine wuchernde Unregulierbarkeit zu ihrem Recht kommen zu lassen ­ was durchaus auch eine politische Interpretation zulässt. Dabei vermag Weinberger in seiner Kunst noch den ärmlichsten Materialien wie Müllsäcken oder Plastiktüten eine poetische Strahlkraft zu entlocken.

Für seine umfassende Einzelpräsentation im Kunstverein Hannover hat Lois Weinberger gemeinsam mit seiner Frau Franziska einen Parcours erarbeitet, der schwerpunktmäßig die Projekte und Arbeiten der letzten zehn Jahre dokumentiert. Mit Modellen, Bildtafeln, Fotos, Zeichnungen und Skizzen sowie anhand von "wichtigen Marginalien" wie Fundstücken und Notizen werden Verbindungen zu Arbeiten der 70er-und 80er Jahre geknüpft und so eine Art Labor des Entstehungsprozesses eröffnet. Zentrale Bedeutung beansprucht dabei das Gartenarchiv Gebiet 1988-1999, eine Dokumentation von elf Jahren Feldforschung in Weinbergers Garten an der Peripherie Wiens. Bei dieser Arbeit steht nicht die Botanik im Vordergrund, es geht vielmehr um die Aktivierung von Randzonen als Reservate von Ereignissen, die durch künstlerische Eingriffe erfahrbar gemacht werden. 1999 löste der Künstler den Garten auf, der nun in Form eines großen Diaarchivs existiert. Zudem entwickelte er die Idee der Transportablen Gärten. Zwei davon präsentiert die hannoversche Ausstellung: Portable Garden, Ruderalpflanzen in Kunststofftaschen, und Bewegliche Landschaft, teilweise bepflanzte Rollcontainer aus Aluminium.

Zum ersten Mal wird in Hannover die neue Arbeit "Darwin's home" installiert - eine ironische Thematisierung des "Urvaters der Biologie" mit seinem Prinzip "the survival of the fittest": Ein Raum (Raum 6) ist vollständig grün ausgemalt, sein Titel steht in großen, schwarzen Lettern an der Wand, während eine Zeichnung eine Kampfszene zu zeigen scheint. Diese Darstellung
entlehnte der Künstler allerdings der mikroskopischen Struktur eines
Lebermooses. Außerdem entwickelten Lois & Franziska Weinberger für Hannover eine großformatige Außenarbeit an der innenhofseitigen Wand des Kunstvereins: ein kartographisches Sprachbild auf der Basis des Stadtplanes Hannover. In Straßen und Plätze eingeschriebene Begriffe wirken frei assoziativ, fungieren aber zugleich auch als relationale Glieder einer komplexen Gesamtsituation ­ eine poetische Feldarbeit, 5 mal 7 Meter groß.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Villa Merkel, Galerien der Stadt Esslingen am Neckar.

Es erscheint ein umfangreiches Künstlerbuch.

Eröffnung der Ausstellung am 17.10.2003, 20 Uhr

Begrüßung: Staatssekretär Reinhard Scheibe, Vorstandsvorsitzender Niedersächsische Lottostiftung

Einführung: Dr. Stephan Berg, Direktor Kunstverein Hannover

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Werkstattgespräch am 30.11.2003, 16 Uhr

Führungen mit

Dr. Stephan Berg / Dr. Martin Engler, Mittwoch, 29.10.2003, 19 Uhr

Außenblick mit

Prof. Dr. Christina von Haaren, Institut für andschaftspflege und Naturschutz, Universität Hannoer

und

Prof. Dr. Udo Weilacher, Institut für Gründplanung und Gartenarchitektur, Universität Hannover

Mittwoch, 19.11.2003, 19 Uhr

 

October 18 - November 30, 2003
Lois Weinberger

The "trademark" of this Austrian artist (born 1947) is a minimal, provisory and fragmentary intervention in the "periphery of perception" in the environment of the city. During the documenta X, he planted the tracks at the "Kulturbahnhof" in Kassel with native and exotic weeds. With a constant reference to nature, the artist intrudes in existing cycles and culturally codified structures in order to subversively question their apparent stability. Cartographic and archival parameters of order play an important role in these efforts. Lois Weinberger will create a course encompassing all seven galleries in the Kunstverein Hannover.

 

 

 

7.10.2003, 19 Uhr

Mse en Scène - Aspekte kuratorischer Praxis

Adam Szymczyk, Direktor Kunsthalle Basel

stories

"Kuratieren als Geschichtenerzählen oder: wie mache ich eine Geschichte aus einer Geschichte, die keine ist" umschreibt Adam Szymczyk - Robert Musil paraphrasierend - das Credo seiner kuratorischen Praxis, die er in einem Lichtbildervortrag in englischer Sprache vorstellen wird. Hierzu laden wir Sie und ihre Freunde herzlich in die Räume des Kunstvereins.

 

 

 

8.10.2003, 19 Uhr

Blind Date - Gespräch mit dem Künstler

Josef Zehrer

Mamas & Papas

 

 

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