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Kunstverein Passau

Ausstellungslokal: St. Anna Kapelle
Hl.-Geist-Gasse 4
D - 94032 Passau
Tel. 0851 / 37659
Di - So 13 - 18 Uhr
Kontakt Pressearbeit:
Uta Spies c/o Museum Moderner Kunst Passau
u.spies@woerlen-mmk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition

 

23.05. - 15.06.2003

In der St. Anna Kapelle


Christian Hörl - Martin Paulus


Der stets präsente Realitätsbezug war lange einer der bedeutsamsten Rezeptionsmerkmale von Kunst. In der Moderne dagegen wird "Realität" im Gegenzug zum Verzicht auf das Abbild zunehmend zum Gegenstand künstlerischer Konzepte.

Die Künstler Christian Hörl und Martin Paulus beleuchten unterschiedliche Facetten unserer Wirklichkeit, jeweils von ihrem spezifischen Standpunkt aus.

CHRISTIAN HÖRL ist Bildhauer und Konzeptkünstler - und verbindet diese beiden Aspekte in seinen objekthaften Instailationen. Als genauer Beobachter des Alltäglichen stellt er in seinen jüngere Arbeiten Querverbindungen zwischen scheinbar disparaten Elementen her, denen bei genauerer Betrachtung jedoch eine hintergründige Verwandtschaft ihrer zugrunde liegenden Strukturen eigen ist.

Eine Fotographie oder ein fotographischer Detailausschnitt - und das gilt wider besseren Wissens auch heute noch als Ausweis für "Realität" - wird in einer räumlichen Situation banalen, unspektakulären Dingen der alltäglichen Umgebung gegenübergestellt, einander in Gestalt, Inhalt und Anspruch scheinbar diametral entgegengesetzt. In der direkten Konfrontation entsteht durch Überschneidungen und Überlagerungen ein vielschichtiger Spannungsbogen, der seine Wirkung beim Betrachter im Rückgriff auf allgemein verfügbare geselIschaftliche und kulturelle Grundwerte entfaltet.

MARTIN PAULUS ist Maler. Seine Arbeiten entstehen mit äußerster Reduktion auf Schwarz- und Grau- Werte auf weißem Nesselstoff, der in seiner Nicht- Bearbeitung zugleich das Licht und Helligkeitswerte liefert.

Auch hier ist - oberflächlich gesehen - sofort ein Realitätsbezug gegeben, denn auch hier stehen offenbar Fotographien vor uns, allerdings durch die Malerei in ein anderes Medium transferiert. Die Motive scheinen verwaschen, wie ausgebleicht, die Wiedererkennbarkeit der abgebildeten Individuen ist verloren, Landschaften und Architekturen nur noch in prägnanten Situationen rekonstruierbar. Die Bildaufbauten erinnern in ihrer Beiläufigkeit, ihrer Banalität an Urlaubsschnappschüsse, sind dabei oft statuarisch, wie beim Warten auf das Blitzlicht oder - der morbiden Ausstrahlung alter Fotodokumente entsprechend - an die früher notwendigen, langen Belichtungszeiten mit der damit erzwungenen Verlängerung des Augenblicks.

Die Arbeiten sind zyklisch gedacht, im Kopf des Betrachters entstehen individuelle Geschichten. Bei aller vorgeblich zeitlosen Präzision der Vorlage vermittelt das Material Vergänglichkeit, scheint Dokument zu sein und sinkt doch auch wieder ins Unwirkliche, provoziert changierend die Neugierde des Betrachters, doch lässt die Irritation wachsen, wenn bei einzelnen Serien mit dem gleichen dokumentarischen Anspruch auch bekannte Werke der Kunstgeschichte wiedererkennbar werden - Realität oder Fiktion, Erinnerung oder Fantasie?

Thomas Vogl

Eröffnung der Ausstellung: Donnerstag, 22. Mai 2003, 19.00 Uhr

Begrüßung: F.-X. Scheuerecker, Präsident Kunstverein Passau e.V.

Einführung: Franz Schneider, Neue Galerie Landshut

 

 

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