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Museum moderner Kunst
Stiftung Wörlen

Bräugasse 17
94032 Passau
Tel. 0851 - 383 87 90; Fax 0851 - 38 38 79 79
Di - So 10 - 18 Uhr
info@mmk-woerlen.de
www.mmk-passau.de
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10.10. - 30.11.2003


Martin Rasp

Im Niemandsland

Ateliersituationen + Atelierfotos

Fotos von Gerald Piffl


MARTIN RASP

Geboren 1940 in Vilshofen/Donau. In den 70er Jahren Ausbildung an der Internationalen Sommerakademie Salzburg. Mitglied der Salzburger "Gruppe 73". Preis der Sommerakademie. Mehrfach Förderungspreis des Salzburger Kunstvereines. Förderungspreis des Landes Salzburg. Seit 1972 Ausstellungen u. a. Museum Castelvecchio Verona, Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg, Rupertinum Salzburg, Museum Moderner Kunst Passau, Museum der Stadt Rovinj. Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Lebt in Berchtesgaden.

 

GERALD PIFFL

Geboren 1972 in Wien. Ausbildung zum Fotografen. Studium der Kommunikationswissenschaft und Theaterwissenschaft. 1999-2002 Mitarbeiter in der Österreichischen Fotogalerie Rupertinum in Salzburg. Publikationen und Forschungsprojekte zur Fotogeschichte. Lebt in Wien.

Das Ausstellungs- und Buchprojekt "Im Niemandsland" entstand angesichts des drohenden Abbruchs des Ateliergebäudes, das Martin Rasp fast zwei Jahrzehnte als "Werkstatt" gedient hatte.

In der Ausstellung werden "Ateliersituationen" mit Objekten und Material-Collagen von Martin Rasp sowie 25 Schwarzweiss-Fotografien von Gerald Piffl, die im Atelier Rasps entstanden gezeigt.

Als man Martin Rasp drohte, das alte Gemäuer, das ihm als Atelier diente, wegzunehmen und das Ganze abzureißen, erwachte im Schürfer und Sucher Rasp die Wehmut.
Und mit dem Gefühl der Ohnmacht und der Resignation tauchte die Notwendigkeit auf, diesem Ort der Vielschichtigkeit und der vielfältigen Bezüge ein Denkmal zu setzen, gleichsam gegen das Schicksal der Vergänglichkeit mit Bildern anzukämpfen.

Er fand in dem Fotografen und Fotohistoriker Gerald Piffl einen kongenialen Geist, dessen fotografisches Gespür sich ebenfalls nach Innen und in die Tiefe richtete, immer auf der Spur nach der Wesenheit der Dinge und subtilen Dramaturgie eines fast unmerklichen Lichtes, welches sich in den divergierenden Dunkelheiten des Ateliers gleichsam wie nur zufällig verfangen hatte.

Martin Rasp ist einer, der in seinen Such- und Schürfgängen fast archäologische Bergungsarbeiten vornimmt. Sein stratigraphisches Interesse richtet sich auf Dinge, die im Werdungsprozess der Geschichte, der Geographie und der Soziologie ausgeworfen werden, übrig gelassen bleiben.

Sie fügt er in einer neuen Genese zu Objekten der Erinnerung, zu Ensembles der Evokation zusammen und lässt in seinen Assemblagen, zeichnerischen Mischtechniken, räumlichen
Objektgestaltungen und neuerdings in seinen kombinatorischen Fotokopie-Collagen neue Kunstwerke entstehen.

Diese vielschichtigen Werke rufen Assoziationen an Geahntes aus der Menschheitsgeschichte hervor, sie lassen Zusammenhänge entstehen, die vom Bildhaften wegführen und wie überkommene Reste wirken von imaginierten Versuchen einer gescheiterten Seefahrt, eines misslungenen Himmelfluges, einer abgebrochenen Grabung in den Rudimenten einer vergangenen Zivilisation. Die Richtung des Blickes steht für die Wesenheit des entstehenden Kunstwerkes und deren schicksalhafte Verbundenheit mit anderen Fragmenten und Relikten.

Der Fotograf Gerald Piffl kommentiert nicht und arrangiert nicht, er richtet nichts her, sondern er macht für sich verfügbar: die Objekte des Raumes werden in ihrer Abhängigkeit voneinander gesehen und in ihrer spielerischen Rolle im ganzheitlichen Raumkontinuum. Sein Blick richtet sich wie der des Künstlers in seinen Findungsprozessen auf Einzelnes und stellt in der Richtung der Wahrnehmung, der Bemessung des Fokus den Zusammenhang her.

Das dramaturgische Mittel des Fotografen ist die Führung des Lichts mit Mitteln der Sichtbegrenzung: gleichsam die Schnittstelle einer physikalischen Größe mit einer geometrischen, das Kreieren von Bildern mittels eines limitierten Ausschnitts aus der Wirklichkeit unter Einführung der Komponente des Lichts.

Die Ausschnitte der fotografischen Blicke setzen sich in ihrer Summierung und ihrem inhaltlichen Arrangement zu einem annähernd ganzen Rundumblick zusammen. Die Lichtführung der Atelierbilder gleicht einer Neu-Schöpfung des Ambientes: Dinge werden sichtbar, Nachbarschaften offenbar, künstlerische Strategien ansichtig und Ähnlichkeiten plötzlich greifbar.

Die Fotorecherche in Rasps Niemandsland fördert den eigenständigen Charakter dieser Wesen zutage, die stumm und dennoch unerbittlich in ihrem Atelierambiente hausen, sinnhafte Teile einer künstlerischen Intention, gestalterische Elemente einer kreatürlichen Spurensuche, aber auch idolhafte Relikte einer verlorenen Systematik, die auf ihr neuerliches Erscheinen zu warten scheinen.

Aus dem Katalogtext von Margit Zuckriegl


Vernissage Donnerstag, 9. Oktober, 19.00 Uhr

Katalog Zur Ausstellungseröffnung wird das Buch "Im Niemandsland - Eine Fotorecherche. Das Atelier von Martin Rasp fotografiert von Gerald Piffl" mit Textbeiträgen von Helmut Eisendle, Thomas Harlan, Hans-Dieter Meister, Martin Rasp und Margit Zukkriegl präsentiert (VK 12,- Euro).

 

 

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