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Museum moderner Kunst
Stiftung WörlenBräugasse 17
94032 Passau
Tel. 0851 - 383 87 90; Fax 0851 - 38 38 79 79
Di - So 10 - 18 Uhr
info@mmk-woerlen.de
www.mmk-passau.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
15.02. - 06.04.2003
Franz von Stuck. Die Kunst der VerführungDas Markenzeichen Franz von Stuck. Eine künstlerische Erfolgsstrategie
Annähernd 120, zum Teil noch nie öffentlich präsentierte Graphiken (Aktzeichnungen, Architekturskizzen, Entwürfe für Wandmalereien, Gemälde und Mobiliar etc.) aus dem Nachlass Franz von Stucks (1863 Tettenweis / Niederbayern - 1928 München) bereichert durch ausgewählte Gemälde, Skulpturen und Bozzetti.
Franz von Stuck wurde 1863 in Tettenweis in Niederbayern geboren. Nach dem Besuch der Realschule in Passau setzte er seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule und Kunstakademie in München fort. Mit seinem Debüt als Maler im Glaspalast in München 1889 begann seine beispiellose Karriere als Münchner Künstlerfürst. Um 1900 zählte Franz von Stuck zu den bedeutendsten modernen Künstlern Deutschlands. Weniger bekannt ist heute, dass man in Stuck auch eines der größten Zeichentalente seiner Zeit gesehen hat.Das MUSEUM MODERNER KUNST - STIFTUNG WORLEN PASSAU zeigte bereits 1992 die erste umfassende Franz von Stuck-Retrospektive mit dem Schwerpunkt auf Malerei und Skulptur. Nun ist wiederum in Passau eine wichtige Stuck-Retrospektive zu sehen, die dem bedeutenden grafischen Werk des Künstlers gewidmet ist.
Erst in ihrer Zusammenschau ist es möglich, die Bedeutung von Stucks Grafik ganz allgemein und ihre überragende Funktion in Bezug auf sein Gesamtwerk zu dokumentieren. Zahlreiche Ideen- und Kompositionsskizzen, die ursprünglich nicht für die Veröffentlichung gedacht waren, entstanden in Zusammenhang mit seinen Gemälden, Skulpturen, Plakaten und Gebrauchsgegenständen. Ganz offenbar hat Stuck seine, wie ein Zeitgenosse es ausdrückte, "auf dem goldenen Boden des Handwerks" ruhende Arbeitsweise bis zur Perfektion systematisiert.
Gemälde, Skulpturen oder auch Plakate entstanden auf der Grundlage eines im Wesentlichen im Frühwerk erarbeiteten Grundrepertoires von Formen und Figuren. Unter anderem die auf Reduktion und prägnante Kontraste angelegten Stilmittel sorgen dafür, dass die allgemein verständlichen Inhalte auch optisch leicht zu erfassen sind und die Bilder ihre sinnliche Wirkung auf den Betrachter voll entfalten.
Viele Arbeiten fügen sich zu Motivgruppen und Bilderserien, die an Filmsequenzen erinnern
(Stuck soll in späten Jahren Affinitäten mit dem Filmtheater entdeckt haben). Dabei bildet die Zeichnung das einheitliche Fundament, auf dem die Umsetzung in verschiedene künstlerische Medien, zum Beispiel als Gemälde, Skulptur oder Plakat, erfolgt. Der Wiedererkennungswert von Stucks Arbeiten ist entsprechend hoch, eine exakte Datierung in vielen Fällen nur eingeschränkt möglich.Seine Fähigkeiten als Gebrauchsgrafiker nutzte Stuck auch zur Selbstvermarktung. Stuck hat auf der Basis des grafischen Werks einen seiner Zeit weit vorausweisenden "Kommunikationsstil" geprägt. Ein Beispiel: Auf Stuck geht beispielsweise das markante Emblem der Münchner Secession, der Athenekopf im Profil, zurück. Dieser erscheint nicht nur auf Plakaten, Anzeigen und Katalogdeckeln der 1892 gegründeten ersten unabhängigen Ausstellungs- und Interessengemeinschaft deutscher Künstler. Er kehrt vielmehr auch auf verschiedenen Gemälden Stucks und der berühmten Skulptur "Reitende Amazone" wieder.
Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit" des Kunstwerks forderte die progressive Kritik vom "modernen" Künstler ein gewisses Agitatorentalent", das es diesem erst ermöglichte, im internationalen Wettbewerb zu bestehen und seine Ideen zu verwirklichen. Stuck entwickelte seine individuelle künstlerische Erfolgsstrategie. Er verwandelte Leben und Werk in ein Gesamtkunstwerk, und die Figur des bodenständigen Müllersohns verschwand im Laufe weniger Jahre hinter der imaginären Figur des 1905 zum "Ritter" geadelten Münchener Künstlerfürsten. Schon am Ende des 19. Jahrhunderts verband sich mit seinem selbst entworfenen und gezeichneten stilisierten Namenszug ein unverwechselbarer Kunst-, Lebens- und nicht zuletzt Vermarktungsstil. Der Name STUCK wurde in Deutschland in den 1890er Jahren mit der Vitalität der Kunststadt München und Bayerns und im Ausland mit dem wirtschaftlichen und politischen Erfolg des Deutschen Reichs gleichgesetzt.
Idee und Konzept zu Buch und Ausstellung "FRANZ VON STUCK. Die Kunst der Verführung.Das Markenzeichen Franz von Stuck. Eine künstlerische Erfolgsstrategie" hat die Kunsthistorikerin Eva Mendgen erarbeitet. Die sorgfältige Gestaltung des Buches hat der Künstler Claude Wall übernommen. Ein großer Teil der zahlreich abgebildeten Grafiken ist hier zum ersten Mal publiziert worden. Sie dokumentieren anschaulich Vielseitigkeit und Funktionen des grafischen Werks von Franz von Stuck und seine Bedeutung für sein Gesamtwerk als Maler, Bildhauer und Designer. Im Vordergrund stehen die Bilder und sinnliche Bildsequenzen, die sich mit kurzen
Texten ergänzen, die nicht als wissenschaftliches Kompendium gedacht sind, sondern die eher als Anregung dienen sollen, Franz von Stuck neu zu entdecken.
Buch und Ausstellung sind dem Andenken von Eva Heilmann, ihrem Engagement für den Künstler und die Erforschung von Kunst und Kultur der frühen Moderne, gewidmet.
Bitte beachten Sie: Zeitgleich findet im Museum Geburtshaus Franz von Stuck eine Parallelausstellung zum selben Thema statt
Sponsoren der Ausstellung im MUSEUM MODERNER KUNST PASSAU:
Kulturfonds Bayern und AXA ART, Bezirksdirektion Hans Ponigl GmbH, PassauKatalog Mit 115 Seiten, zahlreichen Abbildungen und Textbeiträgen in deutsch und englisch von Peter Bexte, Frangois Burkhardt, Hervä Doucet und Eva Mendgen, Hrsg.: Förderkreis Museum Geburtshaus Franz von Stuck e. V., VK 22.50 E
Kuratorin Dr. Eva Mendgen
Vernissage Freitag, 14. Februar 2003