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Museum für Angewandte KunstAn der Rechtschule
50667 Köln
Tel. 0221 - 221 38 60; -67 14 oder -6712; Fax 0221 - 221 38 85
Di - So 11 - 17 Uhr, Mi 11 - 20 Uhr, Mo geschlossen
museumsref-tran@netcologne.de
http://www.museenkoeln.de/museum-fuer-angewandte-kunst
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
08.12. 2006 - 11.02. 2007
Europäische Jugendstilkeramik
Die Jugendstil-Bewegung, die zur Jahrhundertwende um 1900 aufblühte, war so vielfältig und facettenreich, dass man sie kaum unter einem einheitlichen Begriff vereinen kann. Vielmehr fächert sich dieser alle Lebensbereiche und Kunstformen umfassende Stil in nationale Varianten auf. In Deutschland wurde der Jugendstil nach der Münchener Zeitschrift von 1896 "Die Jugend" benannt. In Frankreich hingegen erhielt er seinen Namen von der Kunstgalerie "Art Nouveau", die 1895 von Siegfried Bing gegründet worden war. Es war eine Kunst, die sich aus der Gegenreaktion zum Stilpluralismus des Historismus entwickelte.
Die Keramik eignete sich durch die Formbarkeit der flexiblen Materialien - wie Ton und Porzellan - insbesondere für die organische Formengebung und die elegant geschwungene Linie, die charakteristische Gestaltungselemente des Art Nouveau sind. Beliebte Motive waren verträumte Fabelgestalten und naturalistische Vorbilder. Einen bedeutenden Einfluss auf die Formengebung der europäischen Jugendstilkeramik hatte die japanische Kunst. Vor allem die Präsentation japanischen Steinzeugs auf der Pariser Weltausstellung von 1867 führte in Frankreich zu einer intensiven Beschäftigung mit farbigen Glasuren. Besonderes Interesse galt dabei dem abstrakten Farbverlauf durch die individuelle Bearbeitung der Künstler. Die aufwendigen und anspruchsvollen Glasuren bedeuteten aber für den Keramiker, dass er neben seiner künstlerischen Fähigkeit über fundierte Kenntnisse der Chemie verfügen musste, wie es beispielsweise die Kunstkeramiker Alexandre Bigot und Adrien Dalpayrat taten.
Die Studioausstellung widmet sich vom dem Facettenreichtum der Jugendstilkeramik in Europa. Den Schwerpunkt bildet dabei die französische Art Nouveau-Keramik neben einigen wenigen repräsentativen Keramiken weiterer europäischer Nationen. Beeindruckend ist die kreative Vielfalt, die sich zwischen Floralem, Dekorativem und Funktionalem bewegt. Deutlich wird bei den keramischen Werken des Jugendstils die Aufhebung der willkürlichen Trennung zwischen Kunsthandwerk und bildender Kunst. Dies wird z. B. an einer Plastik des französischen Keramikers Adrien Dalpayrat von 1893 deutlich. Es handelt sich um ein Schreibzeug in Form eines sitzenden Affen, der sich sinnend über das Tintenfass lehnt. Die Figur besticht nicht nur durch die hohe plastische Souveränität, sondern ebenso durch die vortreffliche Ausführung der Glasur, die dem Affen einen lebhaften Ausdruck verleiht. Unter den etwa 45 Objekten sind viele weitere namhafte Künstler und Manufakturen mit hervorragenden Beispielen vertreten, so Henry van de Velde, Julius Scharvogel, Auguste Delaherche oder Arnold Krog.