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Museum für Moderne Kunst
Domstraße 10
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 - 212 30 447; Fax 069 - 212 378 82
Di - So 10 - 17 Uhr, Mittwoch 10 - 20 Uhr, Montag geschlossen
mmk@stadt-frankfurt.de
http://www.mmk-frankfurt.de
vorausgegangene Ausstellungen / previous exhibitions
08.02. - 06.04. 2014
ars viva 2013/14
Wahrheit / Wirklichkeit
Seit 1953 vergibt der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. den ars viva-Preis an junge, in Deutschland lebende Künstler. Björn Braun, John Skoog und Adrian Williams sind die ars viva-Preisträger 2013/14, die im MMK Zollamt des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am05.n ihre exklusiv für diese Station der Ausstellung entstandenen Arbeiten erstmals zeigen. Die Auswahl der Künstler stand in diesem Jahr unter den Schlüsselbegriffen "Wahrheit / Wirklichkeit" ­ zwei Worte, die untrennbar miteinander verbunden sind und dabei doch keinesfalls das Gleiche bezeichnen. Wahrheit ist Realität und Tatsache, ist Erkenntnis, Erfahrung und Überzeugung. Wirklichkeit ist alles, was ist, was geschieht, unabhängig von jeglicher Wahrheit. Die Untersuchung von Wahrheit und Wirklichkeit impliziert immer auch das Motiv von Fiktion und Vorstellung. Die ausgewählten Künstler verändern nicht die Wirklichkeit, sondern unsere Wahrnehmung derselben.
"Es hat uns sehr gefreut, diese Ausstellung zusammen mit dem Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft im BDI e.V. zu entwickeln. Der ars viva-Preis ist eine außergewöhnliche engagierte Förderung junger Künstler, die am Beginn ihrer Karriere stehen und durch den Preis die Möglichkeit erhalten neue Werke zu produzieren und diese in einem renommierten Haus auszustellen. Diesen Förderansatz unterstützen wir gerne." sagt Dr. Susanne Gaensheimer, Direktorin des MMK.
Die drei Preisträger wurden aus 59 vorgeschlagenen Künstlerinnen und Künstlern ausgewählt. Zur Entscheidung sagt der Vorsitzende des Gremiums Bildende Kunst im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft, Ulrich Sauerwein: "Die diesjährigen Preisträger setzen sich in ihren Werken auf sehr unterschiedliche und feinsinnige Art und Weise mit der Relation des Individuums zur Welt auseinander. Sie geben individuelle Antworten auf die Frage, was eigentlich Wahrheit ist, und haben in ihrer künstlerischen Qualität überzeugt."
Björn Braun (*1979 Berlin, lebt in Karlsruhe) beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Transformationsprozessen. Er unterzieht vorgefundene Objekte einer materiellen und gedanklichen Metamorphose und fragt damit nach deren Sinn, Form und Funktion.
Im MMK Zollamt sind sieben Betonabgüsse zu sehen, die der Künstler von Landschaftsgemälden und einem Stillleben genommen hat. Die Textur des pastosen Farbauftrags erscheint im Betonabdruck nur noch als Spur und wird zur subtilen Referenz auf die Malerei, während die Haptik des Bildes betont wird. Ergänzt werden die Betonabgüsse durch drei Säulen aus einer Vielzahl an übereinander gestapelten Eierkartons in einem gräulich braunen Farbton. Vereinzelt sind Eier darin zu entdecken. Die Kartons hat der Künstler aus verlassenen Vogelnestern durch mehrmaliges Einkochen und Pürieren selbst angefertigt. Parallel dazu macht Braun in einem schwarz-weiß gehaltenen Film die Interaktion zwischen ihm und seinen beiden Zebrafinken zum Gegenstand des Bildes: Sichtbar ist die Hand des Künstlers, die dem Vogel unterschiedliche halmartige Materialen anbietet. Ohne dies zu zeigen, lässt der Film erahnen, dass der Vogel aus den Materialien ein Nest baut.
Das künstlerische Medium von John Skoog (*1985 in Malmö, lebt in Frankfurt a. M.) ist der Film. In ruhigen, cineastisch anmutenden Bildeinstellungen sucht er an alltäglichen Orten nach den Spuren von Menschen und Erinnerung. Dokumentarisches und filmische Fiktion gehen ineinander über. Die im MMK auf einem 35 mm Projektor präsentierte Arbeit "Värn" ist der neueste Film des Künstlers, den er erst im12. 2013 in Südschweden gedreht hat. Zu sehen ist ein verfallenes Gebäude, das Skoog mit seiner Kamera in Nahsicht abtastet und erkundet. Es handelt sich um ein altes Bauernhaus, das von seinem Besitzer in einen Bunker verwandelt wurde, um sich gegen eine mögliche Invasion der Sowjetunion zu wappnen.
Adrian Williams (*1979 in Portland, lebt in Frankfurt a. M.) erzählt Geschichten, indem sie eigene Texte, Fotografien ebenso wie performative Aspekte miteinander verknüpft. Sie bettet ihre Charaktere in Situationen ein, in denen das Erzählte zwischen Realität und Fiktion changiert. Im Zentrum ihrer Präsentation im MMK Zollamt steht die Performance "Once Removed / Einmal Entfernt", die Williams in Kooperation mit dem Komponisten Theodor Köhler für diese Ausstellung entwickelt hat. In der Arbeit thematisiert sie Liebe, Vertrauen, aber auch Tod, Verlust und Schmerz. Sie zeigt den inneren Kampf und die Machtlosigkeit gegenüber Krankheit und Tod, den Willen zum Leben sowie die Macht und Möglichkeit selbst darüber bestimmen zu können. Es geht um den schmerzlichen Umgang damit, einen Menschen zu verlieren, aber auch um die Schwierigkeit loslassen zu können. Aufgeführt wird das Stück von einer Schauspielerin und Musikern. Im MMK Zollamt sind von Adrian Williams zudem eine Reihe von Papierarbeiten zu sehen. Die Fotografien, die Williams mit handgeschriebenen Texten kombiniert, erzählen Episoden von erlebten Geschichten oder Erfindungen.
Der Jury des ars viva-Preises unter dem Vorsitz von Ulrich Sauerwein gehörten neben sieben Mitgliedern des Gremiums Bildende Kunst des Kulturkreises in diesem Jahr die Kuratoren und Kuratorinnen Dr. Ulrike Bestgen (Neues Museum Weimar), Anna Musini (GAM ­ Galleria Civica d'Arte Moderna e Contemporanea, Torino) und Bernd Reiß (MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am05.n) an.
Die ars viva-Ausstellung der Preisträger Bildende Kunst des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. wird realisiert in Kooperation mit dem Neuen Museum Weimar, dem MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am05.n und der GAM ­ Galleria Civica d'Arte Moderna e Contemporanea, Torino. Sie war bis 5.01. 2014 im Neuen Museum Weimar zu sehen. Nach dem MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am05.n (8.02. bis 6.04. 2014) wird sie in der GAM ­ Galleria Civica d'Arte Moderna e Contemporanea, Torino (26. Juni bis 14.09. 2014) zu sehen sein.
Das MMK Zollamt wird gefördert durch die Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler.
Ausstellungseröffnung: Freitag, 7.02., 19 Uhr
Katalog:
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hatje Cantz Verlag für 29,80 Euro.
Performance "One Removed / Einmal Entfernt" von Adrian Williams:
Im Rahmen der Ausstellung findet am Samstag, 8. und Sonntag, 9. Februar sowie am 5. und 6.04. die Performance "Once Removed / Einmal Entfernt" von Adrian Williams im MMK Zollamt statt, jeweils um 16 Uhr.
01.03. - 06.07. 2014
Die Göttliche Komödie. Himmel, Hölle, Fegefeuer aus Sicht afrikanischer Gegenwartskünstler
Mit der Ausstellung "Die Göttliche Komödie. Himmel, Hölle, Fegefeuer aus Sicht afrikanischer Gegenwartskünstler" wird das MMK auf über 4500 Quadratmetern zum Schauplatz Dantes "Göttlicher Komödie: In diesem Epos aus dem frühen 14. Jahrhundert, das zentrale Gedanken des Christentums mit Glaubensvorstellungen aus der Antike verbindet, setzt sich der italienische Dichter Dante Alighieri (1265-1321) mit theologischen, philosophischen und moralischen Fragen auseinander, die bis heute von gesellschaftlicher und politischer Brisanz sind. Das Werk bildet die Grundlage für die Ausstellung, die der Kurator Simon Njami zusammen mit dem MMK konzipiert hat und die in der Folge an vier weiteren internationalen Ausstellungsorten zu sehen sein wird.
Auf drei Etagen, denen jeweils das Paradies, die Hölle und das Fegefeuer zugeordnet sind, werden Arbeiten in unterschiedlichen Medien präsentiert: Malerei, Fotografie, Skulptur, Videoarbeiten, Installationen und Performances. Es werden zahlreiche Neuproduktionen entstehen, die explizit für die Räume des MMK konzipiert sind.
Ausgehend von ihren unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen untersuchen die Künstlerinnen und Künstler einzelne thematische Sequenzen der Göttlichen Komödie. Dabei werden die Jenseitsreiche mal als gottlose Orte entworfen, die mittels der Vorstellungskraft zum Leben erweckt werden, in anderen Arbeiten wird an ihnen die Idee von Göttlichkeit, Hoffnung oder Verlust festgemacht.Nach den vielen auf Afrika bezogenen Ausstellungen der letzten Jahre scheint es wichtig, die Bedeutung afrikanischen Schaffens nicht nur im postkolonialen Kontext, sondern auch im Hinblick auf Fragen der Ästhetik zu untersuchen. Die Ausstellung konzentriert sich daher nicht auf historische oder politische Darstellungen, vielmehr setzt sie auf Dichtung und Kunst als Ausdrucksformen, Unausgesprochenes zu transportieren und zu kommunizieren.
"Die Ausstellung unterstreicht die Tatsache, dass alle Menschen etwas gemeinsam haben, trotz aller offensichtlichen Unterschiede und unabhängig von ihrer Herkunft, Geburt oder ihrem kulturellen Hintergrund. Die Vorstellungen von Paradies, Fegefeuer und Hölle sind universell, unabhängig davon, wie sie von den unterschiedlichen Kulturen in der Welt übersetzt werden. Warum Dante? Weil die Göttliche Komödie in erster Linie eine menschliche Komödie ist. Und ich bin überzeugt, dass nichts Menschliches einem anderen Menschen fremd sein kann", sagt Simon Njami, der Kurator der Ausstellung. Das Konzept der Ausstellung überträgt die universellen Fragestellungen der "Göttlichen Komödie", einer Inkunabel der europäischen Literatur, in unsere Gegenwart und setzt sie in einen aktuellen, transnationalen Zusammenhang. Simon Njami erklärt: "Wie kann eine Minderheit eine Mehrheit regieren? Warum darf eine kleine Gruppe entscheiden, was für alle richtig oder falsch sein soll? Mit der Ausstellung möchte ich auf das Schicksalhafte von Machtverhältnissen aufmerksam machen und den Künstlern die Möglichkeit geben, ihre eigenen Positionen dazu zu formulieren."
Simon Njami (*1962 Lausanne/Schweiz, lebt in Paris) organisierte zahlreiche Ausstellungen zur zeitgenössischen afrikanischen Kunst, darunter 2004 bis 2007 "Africa Remix" (80 zeitgenössische afrikanische Positionen, die an fünf internationalen Ausstellungsorten gezeigt wurden), kuratierte den afrikanischen Pavillon der Biennale Venedig 2007 und die FNB Joburg Art Fair 2008 in Johannesburg, Südafrika. Er war Mitbegründer und Chefredakteur der "Revue Noire", zehn Jahre lang künstlerischer Leiter der "Bamako Photography Biennale" und hat zahlreiche Publikationen zu afrikanischer Kunst veröffentlicht.
Künstlerliste:
Jane Alexander (*1959 Johannesburg, Südafrika)
Fernando Alvim (*1963 Luanda, Angola)
Ghada Amer (*1963 Kairo, Ägypten)
Joël Andrianomearisoa (*1977 Antananarivo, Madagaskar)
Kader Attia (*1970 Dugny/Seine-Saint-Denis, Frankreich)
Samy Balodji (*1978 Lubumbashi, Kongo)
Berry Bickle (*1959 Bulawayo, Zimbabwe)
Bili Bidjocka (*1962 Douala, Kamerun)
Wim Botha (*1974 Pretoria, Südafrika)
Zoulikha Bouabdellah (*1977 Moskau, Russland)
Mohamed Bourouissa (*1978 Blida, Algerien)
Edson Chagas (*1977 Luanda, Angola)
Loulou Cherinet (*1970 Gothenburg, Schweden)
Lawrence Chikwa (Lusaka, Zambia)
Kudzanai Chiurai (*1981 Harare, Zimbabwe)
Christine Dixie (*1966, Südafrika)
Dimitri Fagbohoun (*1972 Cotonou, Benin)
Jellel Gasteli (*1958 Tunis, Tunesien)
Pélagie Gbaguidi (*1965 Dakar, Senegal)
Kendell Geers (*1968 Johannesburg, Südafrika)
Frances Goodman (*1975 Johannesburg, Südafrika)
Nicholas Hlobo (*1975 Kapstadt, Südafrika)
Peterson Kamwathi (*1980, Nairobi, Kenia)
Mouna Karray (*1970 Sfax, Tunesien)
Amal Kenawy (*1974 Kairo, Ägypten)
Majida Khattari (*1966 Erfoud, Marokko)
Kiluanji Kia Henda (*1979 Luanda, Angola)
Jems Koko Bi (*1966 Sifra, Elfenbeinküste)
Abdoulaye Konaté (*1953 Diré, Mali)
Nicène Kossentini (*1976 Sfax, Tunesien)
Ndary Lo (*1961 Tivaouane, Senegal)
Ato Malinda (*1981 Nairobi, Kenia)
Pascale Marthine Tayou (*1967 Yaoundé, Kamerun)
Julie Mehretu (*1970 Addis Abeba, Äthiopien)
Myriam Mihindou (*1964 Libreville, Gabon)
Nandipha Mntambo (*1982 Swasiland)
Aïda Muluneh (*1974 Addis Abeba, Äthiopien)
Hassan Musa (*1951 El-Nuhud, Sudan)
Wangechi Mutu (*1972 Nairobi, Kenia)
Ingrid Mwangi / Robert Hutter (*1975 Nairobi, Kenia und *1975 Ludwigshafen, Deutschland)
Nabil Boutros (*1954 Kairo, Ägypten)
Youssef Nabil (*1972 Kairo, Ägypten)
Lamia Naji (*1966 Casablanca, Marokko)
Moataz Nasr (*1961 Kairo, Ägypten)
Cheikh Niass (*1966 Dakar, Senegal)
Maurice Pefura (*1967 Paris, Frankreich)
Zineb Sedira (*1963 Paris, Frankreich)
Yinka Shonibare MBE (*1962 London, England)
Guy Tillim (*1962 Johannesburg, Südafrika)
Andrew Tshabangu (*1966 Johannesburg, Südafrika)
Freddy Tsimba (*1967 Kinshasa, Kongo)
Minnette Vári (*1968 Pretoria, Südafrika)
Guy Wouete (*1980 Douala, Kamerun)
Dominique Zinkpè (*1969 Cotonou, Benin)