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Museum für Neue Kunst

Marienstraße 10 A - 79098 Freiburg
Tel. 0761 - 201 2583 - Fax 0761 - 201 2589
E-mail mnk@stadt.freiburg.de
Di - So 10 - 17 Uhr, an jedem ersten Mittwoch im Monat von 10 - 22 Uhr
http://www.mnk-freiburg.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

02.08. - 05.10.2003


Gretel Haas-Gerber

10 mal Ich.

Letzte Zeichnungen

Studioausstellung


Gretel Haas-Gerber ist eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts. Geboren 1903 in Offenburg, spannte sie den Bogen ihres Schaffens von den ersten Anfängen des Studiums in Karlsruhe und München in den 20er Jahren bis zu ihrem Todesjahr 1998, in dem sie, nahezu vollständig erblindet, mit einer Serie von gezeichneten Selbstbildnissen ein umfangreiches, fast das ganze Jahrhundert umfassendes Werk beschloss.

Von Beginn an richtete sich ihr Blick auf das Bild des Menschen, insbesondere auf Existenzen im gesellschaftlichen Abseits. Von den Nationalsozialisten geächtet, zog sie sich, wie viele ihrer Berufskollegen, zurück in die "innere Emigration". Für drei Jahrzehnte fast ausschließlich ihren fünf Kindern und der beruflichen Karriere ihres Mannes verpflichtet, schrieb Gretel Haas-Gerber sich 1969 an der Düsseldorfer Akademie bei Karl-Otto Götz ein, um zum zweiten Mal ein Kunststudium zu absolvieren. Wie in einem Zeitsprung aus der Neuen Sachlichkeit ihres Frühwerks gelöst, fand sie nun im Kritischen Realismus eine adäquate Ausdrucksform, in der sie ihre eigene Handschrift entwickeln konnte. Projiziert auf die bundesrepublikanische Zeitstimmung der 70er Jahre, vermischten sich in ihren Bildern Alltag und Albtraum zu beklemmenden, manchmal grotesk wirkenden Motiven. Doch wie an den Armen und Kranken ihrer Heimat in der Ortenau der 30er Jahre, war sie auch jetzt, bei allen globalen Schreckensmeidungen aus Vietnam, Palästina oder Biafra, zuallererst an menschlichen Schicksalen interessiert, die sich dahinter verbargen.

Gretel Haas-Gerbers Werk ist wie ein Zeichen von Solidarität. Dies schließt die Befragung der eigenen Befindlichkeit mit ein, ja setzt sie voraus. Geradezu analytisch gibt die lange Reihe der Selbstbildnisse Auskunft darüber, wie sich das "Gewicht der Weit" (Peter Handke) ihren Gesichtszügen, ihrer Körpersprache eingeschrieben hat. In ihren zehn letzten gezeichneten Selbstbildnissen, die das MNK als Schenkung erhielt, gelingt es mit im wahrsten Sinne des Wortes fast blindem Verständnis zwischen prüfender Vorstellung und führender Hand, dass die Linie zum Ausdrucksträger wird, ohne ihre Autonomie je zu verlieren. Ihr Verlauf, ihre sich vernetzenden, verdichtenden, wieder auflösenden und schließlich erlöschenden Strukturen folgen einer inneren Notwendigkeit. Inhalt und Form werden eins. Fast entmaterialisiert, fast als Idee nur noch, doch in der Wirkung um ein Vielfaches potenziert, treten diese Blätter in Erscheinung.

 

 

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