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Museum im Kulturspeicher

Veitshöchheimer Straße 5
97080 Würzburg
Tel. 0931 - 3 22 35 - 0, Fax 0931 - 3 22 25 - 18
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museum.kulturspeicher@stadt.wuerzburg.de
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13.12. 2008 - 01.03. 2009

Gabriele Münter

Zwischen Paris und Murnau

Druckgraphik aus dem Lenbachhaus München


Vielen Kunstliebhabern ist Gabriele Münter (1877 bis 1962) als berühmte Vertreterin des Blauen Reiters bekannt, der Gruppe, die, 1911 in München gegründet, zur Avantgarde einer grundlegenden Erneuerung der Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte. Geschätzt wird Münters eigenständige, farbintensive Malerei, die sie an der Seite Wassily Kandinskys vor allem in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg entwickelte. Weniger bekannt ist die graphsche Seite ihres Schaffens. Anders als früher angenommen, verdankte sie zwar in der Malerei anfänglich Anregungen Wassily Kandinsky, dessen Schülerin an der Münchener Phalanxschule sie in den Jahren 1902/1903 war, jedoch ging sie in der Grafik von vornherein ihren eigenen künstlerischen Weg.

Rückblickend beschrieb sie in Bekenntnisse und Erinnerungen ihr künstlerisches Vorgehen grundlegend als zeichnerisch, selbst da, wo sie malt: "Wer aufmerksam meine Gemälde betrachtet, findet in ihnen den Zeichner. Trotz aller Farbigkeit ist ein festes zeichnerisches Gerüst da. Meist zeichne ich meine Bilder mit schwarzem Pinsel auf die Pappe oder Leinwand, ehe ich an die Farbe gehe. Zugrunde liegt in der Regel eine kleine Bleistiftskizze, die ich unter dem Eindruck des Motives gemacht habe." Zeichnungen liegen auch den Graphiken zugrunde, deren erste um 1902 zu datieren ist.

Fast von vornherein nutzte sie dabei auch die Möglichkeiten der Farbe zur unterschiedlichen Hervorhebung von Flächen eines Motivs. Ihre technischen Grundlagen hatte sie bald vervollkommnet. Holz- und Linolschnitte, die sie während eines Aufenthaltes von 1906 bis 1907 mit Kandinsky in Paris schuf, zeigen ihre Meisterschaft in der differenzierten Verteilung von Licht- und Schattenflächen. Wirkungen des modernen Pariser Holschnitts, vor allem von Felix Valotton, werden ihn ihnen spürbar. Sie sind Ausdruck des künstlerischen Bestrebens jener Zeit, die Grafik aus ihrer Rolle der Reproduktion herauszulösen: Münters Graphiken sind vollgültige bildnerische Lösungen, die sich gleichrangig der Malerei an die Seite stellen, ja sogar Entwicklungen ihrer Malerei voraus nehmen.

Gabriele Münter beschäftigte sich nicht durchgehend mit der Druckgraphik, so dass sich fünf graphische Werkphasen unterscheiden lassen, beginnend mit dem Frühwerk bis 1908 und endend mit Blättern, die sie Anfang der 1930er Jahre schuf. Dabei begleitet die Druckgrafik sie an verschiedene Lebensorte, darunter ihre Jahre im Exil in Stockholm und Kopenhagen (1915 bis 1920) und einen Teil der langen Schaffensjahre in Murnau. Holz- und Linolschnitt sind die vorherrschenden Techniken, denen in späteren Jahren Radierung und Lithographie an die Seite traten. Mutig experimentierte sie mit verschiedenen Verfahren; als sie 1906 ihren ersten farbigen Linolschnitt schuf, war Linoleum als künstlerisches Medium erst wenige Jahre in Gebrauch.

Motive von Reisen kamen gelegentlich erst nach der Rückkehr zur künstlerischen Ausführung, so zum Beispiel im Holzschnitt Marabout, der auf eine Reise nach Tunis 1904/1905 zurückgeht und erst zwei Jahre später in Paris realisiert wurde. Neben Landschaftsmotiven und Straßenszenen sind es Porträts und, vor allem 1908, Darstellungen von Spielzeug und Puppen, die sie zum Gegenstand ihrer Drucke wählte. Diese Motive aus der Kinderwelt wurden angeregt durch Münters Besuche bei der Schwester Emmy, die mit ihrer Familie nach Berlin gezogen war, und deren Tochter Friedel Gabriele Münter in Kontakt mit der Spielzeugwelt brachte.

Die Motive aus Emmys Kinderzimmer zeigen Münters grafisches Vorgehen in exemplarischer Weise: In klarer Gliederung sind die Flächen voneinander abgesetzt und die Formen in knappem Umriss komprimiert. Auf perspektivische Darstellung verzichtet sie weitgehend und konzentriert sich auf einen engen Bildausschnitt. Große Bedeutung kommt, vor allem im Frühwerk, der Farbe als Ausdrucksträger zu, mit der sie in verschiedenen Druckzuständen experimentiert.

Die Ausstellung präsentiert 96 graphische Blätter aus dem Lenbachhaus München. Nahezu alle insgesamt 88 Druckgrafiken, die sie geschaffen hat, sind ausgestellt, teils in verschiedenen Farbzuständen, so dass ihre grafischen Arbeitswege erkennbar werden.

Hinzu kommen einige Gemälde und Arbeiten auf Papier aus Privatbesitz, die zum Teil erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen sind.

 

 

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