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NGBK

Oranienstr. 25
10999 Berlin-Kreuzberg
Tel. 030 - 6153031; Fax 030 - 615 22 90
ngbk@ngbk.de
täglich 12 - 18.30 Uhr
http://www.ngbk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

13.12.2003 - 15.02.2004


World Watchers

Demokratie. Information. Subjekte.

David Hulfish Bailey
Julie Becker
Alice Creischer
Öyvind Fahlström
Katja Fredriksen / Sebastian Poerschke
Helgard Haug
Eva Hertzsch / Adam Page
Darius James
Ben Katchor
Mark Lombardi
Henrik Olesen
D.A. Pennebaker

"In der Paranoia wird alle Information wieder zu Wissen, das durch eine einzige Konspiration zusammenhängt." "Das imperiale Archiv" von Thomas Richards

Die Ausstellung zeigt historische und zeitgenössische künstlerische Positionen, die sich im Spannungsfeld zwischen journalistischer Recherche und freier künstlerischer "Weltaneignung" bewegen. Im Zentrum steht die Frage, ob Verschwörungstheorien die einzig mögliche Antwort auf den Verlust eines gesicherten politischen Koordinatensystems darstellen. Wo genau verläuft die Grenze zwischen Aufklärung und Paranoia?
Während im Berliner Teil der Ausstellung US-amerikanische Künstler/innen und Autor/innen sehr präsent sind, wird die zweite, von Christiane Mennicke für das Kunsthaus Dresden erweiterte, Station der Ausstellung in stärkerem Maße die Länder des ehemaligen Ostblocks miteinbeziehen.

Der New Yorker Künstler Mark Lombardi dokumentiert in seinen spröden Diagrammen die Kontinuitäten des globalen Kapitalismus, welche im politischen Tagesgeschäft gerne durch eine Rethorik der historischen Zäsionen vernebelt werden. Seine "narrative structures" erzählen davon, daß die Verschwörung einer politschen Elite mit dem Ziel der Wahrung der eigenen ökonomischen Interessen keinen Ausnahme- sondern vielmehr den Regelfall von Demokratie darstellt.

Parallelen zeigen sich zum Werkkomplex "World Map" von Öyvind Fahlström. Auch Fahlström folgt dem Weg des Geldes, ergreift jedoch ­ es sind die 70er Jahre! ­ dezidiert Partei für die vom US-Imperialismus Benachteiligten. Sein comicartiger, im besten Sinne populistischer Stil unterscheidet sich stark von den spröden, auf möglichst neutrale Wiedergabe bedachten Diagrammen Lombardis.

David Hullfish Bailey zeigt eine Weiterentwicklung seines Projektes "Schindler Shelter": er trägt unterschiedlichstes Datenmaterial zusammen; in seinen filigranen Raumbildern verbinden sich geografische, soziologische, historische, architektonische und juristische Informationen auf assoziative, überraschende Weise und produzieren ein ausuferndes Netzwerk von Bedeutungen.

Der Videofilm "Straße außen/Tag" von Sebastian Poerschke und Katja Fredriksen: Ein Sommertag irgendwo in Deutschland, es passiert nichts besonderes. Menschen treffen sich und gehen auseinander. Trotzdem entsteht der Eindruck, daß nichts zufällig geschieht, unter anderem durch den Einsatz einer einzigen, langen Kamerafahrt; man muß sich "Straße außen/Tag" mindestens zweimal anschauen um zu realisieren, daß das leicht mulmige Gefühl aus dem perfekten Timing all dieser unverfänglichen Alltagsgesten resultiert.

Den konspirativen Leerlauf beschreibt die Videoinstallation "Suburban Legend" der in Los Angeles lebenden Künstlerin Julie Becker. Sie läßt sich etwas widerwillig von ihrem Bruder und "seinen ständig bekifften Freunden" zu einem unter amerikanischen Teenagern weit verbreiteten Experiment überreden: Nämlich der Betrachtung des Technicolor-Kultfilms "The Wizard of Oz" bei gleichzeitigem Abhören des Pink Floyd-Albums "The Dark Side of the Moon". Es geht dabei um das Auffinden "merkwürdiger Koinzidenzen", und tatsächlich eröffnet sich ein ganzer Kosmos möglicher Verknüpfungen und daran anschließender Spekulationen, welche Becker in einem Beiheft kommentiert.

Einen Bogen zurück in die BRD schlägt D. A. Pennebaker mit dem im Auftrag des Bayrischen Rundfunks gedrehten Portraits "Hier Strauss". Der Name Franz Josef Strauß steht synonym für Amigo-Wirtschaft und Machtmißbrauch und hat ­ als zuverlässiges Feindbild ­ maßgeblich zur Politisierung unserer Generation beigetragen.

Alice Creischer folgt dieser Bewegung des Wiederaufnehmens und überarbeitet eine Kurzgeschichte aus den 80er Jahren, welche sie damals unter dem Eindruck ihrer Beschäftigung mit der Geschichtsphilosophie Hegels schrieb.

Eine Mimikry-Strategie wählen dagegen Adam Page und Eva Hertzsch. Ihre "Corporate Dummies" imitieren Versatzstücke repräsentativer (Innen)architektur. Der Aktenschrank, die abgehängte Decke mit integrierter Beleuchtung und Sprinkleranlage, die Tiefgarageneinfahrt mit Videoüberwachung und der Buffet-Tisch mit Warmhaltevorrichtung werden im Verhältnis 1:1 aus grauem Kunststoff gegossen und in loser Abfolge im Ausstellungsraum installiert.

Helgard Haug´s Klanginstallation "Blau, blau, blau blüht der Enzian" verknüpft zwei Radioereignisse, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben: Mitschnitte sogenannter "Zahlensender" ­ verschlüsselte geheimdienstliche Botschaften an die Agenten im Feld ­ und das wöchentlich von Deutschlandradio Berlin ausgestrahlte "Sonntagsrätsel".

Ben Katchor und Henrik Olesen. Der Comic-Künstler Katchor kreiert mit "The Evening Combinator" und "The Daily Pigeon" Spiegelbilder amerikanischer Tageszeitungen, gedruckt auf Originalpapier, komplett mit Gesellschaftsnachrichten, Kleinanzeigen und "Vermischtes". Olesen hingegen dekonstruiert, re-manipuliert und attackiert den Medienkörper mit Edding und Schere.

 

 

Eröffnung am 12.12.2003 um 19.00 Uhr

Pressevorbesichtigung am 12. Dezember 2003 um 11.00 Uhr

 

Filmprogramm im Arsenal

 

Sonntag, 11. Januar 19.30h A2
The Gold Diggers
Sally Potter, England, 1983, 87 Min.

Dienstag, 13. Januar 19h A1
Z
Constantin Costa-Gavras, Frankreich/Algerien, 1969, 126 Min. (OmU)

Mittwoch, 21. Januar 19.30h A2
Born in Flames
Lizzie Borden, USA 1982, 90 Min.

Donnerstag, 22. Januar 19h A1
Underground
Emile de Antonio, Mary Lampson, Haskell Wexler
USA 1976, 87 Min.

Begleitprogramm
Ort: NGBK

Sonntag, 1. Februar 18h
Ausstellungsrundgang mit den Kurator/innen

Samstag, 14. Februar 19h
Darius James liest neue und ältere Texte zum Zusammenhang von Verschwörungstheorien und US-amerikanischer Konsumkultur.

Sonntag, 15. Februar 16h
Die Krumme Pranke
Alice Creischer, Andreas Siekmann, Josef Strau, Amelie von Wulffen, Deutschland 1997, 30 Min. Animationsfilm
(Video)

Im Anschluß um 17h

Tennisclub Rot-Weiß
Paneldiskussion zu Immobiliengeschäften der Berliner Bankgesellschaft, zivilgesellschaftlichem Widerstand und künstlerischen Vorgehensweisen.

Alice Creischer (Künstlerin, Berlin), Michael Lages (Journalist und Dramaturg am Gorki Theater, Berlin), Peter Grottian und Ursula Peters (Initiative Berliner Bankenskandal), N.N.

Moderation: Christiane Mennicke, Kunsthaus Dresden

Vorschau:

World Watchers (Extended Version)
17. März 2004 bis 2. Mai 2004
Kunsthaus Dresden, Rähnitzgasse 8, 01097 Dresden
www.kunst-haus-dresden.de

Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V., Oranienstrasse 25, 10999 Berlin
Fon 030-6153031 fax 030-6152290 email office@ngbk.de www.ngbk.de

Kino Arsenal, Potsdamer Strasse 2, 10785 Berlin
Fon 030-269 55 100 fax 269 55 111 email arsenal@fdk-berlin.de

Es erscheint ein Katalog, deutsch/englisch, schwarz/weiß, 200 Seiten, 10 Euro zur Ausstellung, im Buchhandel 14 Euro und für Mitglieder 7 Euro: Mit Texten von Mark Lombardi, Stephan Gregory, Darius James, Clemens Krümmel, Sianne Ngai und Eva Schmidt.

 

 

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