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Neue Pinakothek

Barerstrasse 29
80333 München
Tel. 089 - 23805 - 195, Fax - 185
info@pinakothek.de
www.pinakothek.de
Öffnungszeiten: Mi - So 10 - 17 Uhr, Mi zusätzlich bis 20 Uhr,
montags von 10 - 17 Uhr, dienstags geschlossen
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

09.04. - 08.09.2014

S wie Schlachtenbilder

Innerhalb der Gattung des Historienbildes nimmt das Schlachtengemälde eine besondere Position ein. Es ruft die Heldentaten von Kaisern und Königen in Erinnerung oder markiert historische Wendepunkte in der Geschichte einzelner Länder und ganzer Kontinente.
Im 19. Jahrhundert tritt zur Glorifizierung der Helden und der Ereignisse der Charakter sachlicher Berichterstattung in den Darstellungen hinzu. Herausragend sind hier die beiden Schlachtenzyklen Wilhelm von Kobells in der Sammlung der Neuen Pinakothek, welche wechselnde Allianzen in den napoleonischen Kriegen scheinbar mühelos unter einem gemeinsamen landschaftlichen Aspekt zusammenfassen.
Mit »S wie Schlachtenbilder « zieht die Ausstellung in der Studiengalerie (Saal C und Saal 2), wie zuvor schon die Präsentation »M wie Mythen, Märchen «, gleichsam ein Register aus dem umfangreichen Sammlungsbestand der Neuen Pinakothek zur genaueren Betrachtung hervor. Die Präsentation stellt dabei weniger die Ereignisse in den Mittelpunkt, die sich 2014 zum zweihundertsten Male jähren, sondern vielmehr die Frage nach der sich wandelnden Funktion des Genres im Bildgefüge des 19. Jahrhunderts.
Die Auswahl von ca. 45 Werken beschränkt sich daher nicht nur auf Schlachtendarstellungen, sondern folgt auch dem Motivwandel und der veränderten Bildsprache, mit der die Kunst ein durchaus kriegerisches Jahrhundert begleitete. Verweise auf die in der Studiengalerie ausliegenden Bestandskataloge erlauben einen vertiefenden Zugang zur Sammlung der Neuen Pinakothek.
Die Themenführungen zur Ausstellung vertiefen die historischen und kunsthistorischen Aspekte des Genres »Schlachtenbilder«. Frank Wernitz beleuchtet unter dem Titel »Mythos und Wirklichkeit. Schlachtenbilder als historische Quelle?« die heute oft schwer nachvollziehbaren, militärhistorischen Aspekte der Gemälde. Die Führungen von Julia Thoma fragen unter der Überschrift »Verewigt ­ vergessen: Militärbilder im 19. Jahrhundert « nach Ruhm und Nachruhm von Kaiser, König und Künstler.
KURATORENFÜHRUNGEN
mit Joachim Kaak
MI 07.05., 25.06. | 18.30
THEMENFÜHRUNGEN
"Verewigt ­ vergessen: Militärbilder im 19. Jahrhundert"
mit Julia Thoma
MO 26.05., 09.06., 30.06. | 15.00
MI 11.06. | 18.30
"Mythos und Wirklichkeit. Schlachtenbilder als historische Quelle?" mit Frank Wernitz
MO 21.04., 12.05., 02.06. | 15.00

 


Bayerische Staatsgemäldesammlungen | Provenienzforscher setzen die Arbeit der Monuments Men fort


Eine ungewöhnliche Spezialeinheit der US-Armee, ein Team von Wissenschaftlern und Kunstexperten, zog vor 70 Jahren durch das kriegsgebeutelte Europa ­ die Abteilung »Monuments, Fine Arts and Archives«, durch Edsels Buch und Clooneys Film als »Monuments Men« berühmt geworden. Ihr Auftrag war es, Kunstwerke vor der Zerstörung zu bewahren und Raubkunst sicherzustellen. Weit oben auf der Liste ihrer Zielpersonen stand Hitlers Leibfotograf Heinrich Hoffmann.
Mit Porträts seines »Führers« und Aufnahmen von Parteiaufmärschen hatte Hoffmann im »Dritten Reich« ein Millionenvermögen verdient. Typisch für die Führungselite des NS-Regimes investierte er im großen Stil in Kunst. Vor allem Gemälde des bayerischen Malers Carl Spitzweg (1808-1885) fanden sein Interesse. Er rühmte sich sogar, die beste Spitzweg-Sammlung weltweit zu besitzen.
Im04. 1945 wurde Heinrich Hoffmann in Oberwössen im Chiemgau von der US-Armee gefangengenommen und vernommen, »Monuments Man« Harry Ettlinger fungierte als Übersetzer. Die »Monuments Men« machten sich nun daran, Hoffmanns Kunstsammlung zu beschlagnahmen, die dieser während des Krieges an verschiedenen Orten in Bayern vor Bombenangriffen in Sicherheit gebracht hatte.
In einem Kloster in Dietramszell südlich von München stellten die Kunstexperten der US-Truppen etwa das Spitzweg-Gemälde »Institutsspaziergang« sicher. Wie zehntausende anderer Kunstwerke brachten die »Monuments Men« das Bild nach München in den sogenannten Central Collecting Point, den die US-Militärregierung und Jim Rorimer unter Leitung des jungen Kunsthistorikers Craig Hugh Smyth in der ehemaligen NSDAP-Zentrale am Königsplatz eingerichtet hatten. Dort sammelten die amerikanischen Experten alle Objekte, die sie in Bergungsorten wie Kloster Dietramszell, Schloss Neuschwanstein u.a. fanden. Ihr Ziel war es zu klären, ob es sich bei den Werken um eingelagerte Museumsbestände oder Raubkunst aus jüdischem Besitz oder Sammlungen aus von den Deutschen besetzen Ländern handelte. Für ihre Ermittlungen beschlagnahmte die Kunstschutztruppe unter anderem Verkaufsunterlagen und verhörte Verdächtige, darunter auch den Direktor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen: Ernst Buchner. Das Vorgehen war insgesamt sehr erfolgreich: In den ersten Jahren nach dem Krieg konnte der weitaus größte Teil der fraglichen Gegenstände, mehrere 100.000 Objekte, an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden. Bei dem Gemälde »Institutsspaziergang« aus dem Besitz von Heinrich Hoffmann ließen sich keine Belege dafür finden, dass es sich um Raubkunst handelte.
Hoffmann wurde schließlich im Zuge der Entnazifizierung als Hauptschuldiger eingestuft. Das Urteil gegen den »NSDAP-Bildberichterstatter« lautete vier Jahre Haft und Enteignung. Nach den Bestimmungen der Kontrollratsdirektive Nr. 50, die die Besatzungsmächte in Kraft gesetzt hatten, kam mit Hoffmanns übrigem Besitz auch das Gemälde »Institutsspaziergang« in den Besitz des Freistaates Bayern. 1957 gelangte das Bild daraufhin in den Bestand der Neuen Pinakothek.
Provenienzforscher an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen greifen den Fall nun wieder auf. Zusammen mit anderen Bildern und Skulpturen aus dem Besitz von führenden Nationalsozialisten und der NSDAP, die ebenfalls als »Überweisungen aus Staatsbesitz« zu den Pinakotheken kamen, nehmen sie auch den »Institutsspaziergang« erneut unter die Lupe. Da sich Raub oder verfolgungsbedingter Verlust derzeit nicht gänzlich ausschließen lassen, erfolgte bereits eine Meldung bei der Internetplattform Lost Art. Dort ist nun der momentane Informationsstand zu dem Gemälde öffentlich einsehbar, so dass mögliche Eigentümer ihre Ansprüche geltend machen können. Das Gemälde »Institutsspaziergang« ist damit eines von aktuell 174 Kunstwerken, die seitens der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bei Lost Art (www.lostart.de) gemeldet wurden. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen folgen damit ihrer Verpflichtung der Bestandsüberprüfung nach den Maßstäben der sogenannten Handreichung, auf Basis der Gemeinsamen Erklärung und den Washington Principles (Grundsätze der Washingtoner Konferenz in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden).
Die Recherchen zu dem Bild gehen indes weiter. Mit zusätzlichen Quellen versuchen die Provenienzforscher bisherige Lücken zu schließen und die Herkunft des Spitzweg-Gemäldes vollständig zu klären.

 



 

 
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