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Olaf Gulbransson Museum für Graphik & Karikatur

Im Kurgarten
83684 Tegernsee
Tel. 08022 - 3338
tgl. von 11 bis 17 Uhr außer montags
olaf.gulbransson@gmx.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

02.12. - 31.12. 2004

Herbert Klee

Zeichnung, Karikatur,Holzschnitt

Mensch und Mythos entzaubern

Manager in edlem Stoff, die sich über fallende Aktienkurse oder steigende Löhne Sorgen machen. Abgetakelte Leute, die zu Geld gekommen sind und damit extravagante Lüste befriedigen. Der Kardinal mit giftig roten Augen, Stöckelschuh und Pferdefuß, der ein Kreuz zwischen seinen garstig langen Fingernägeln hält. "Den Figuren und ihren Inszenierungen kann entnommen werden, dass da einer kritisch auf seine und unsere Gesellschaft blickt, ihre Hohlheit darstellt, sie dramatisiert, ihr einen Schauplatz gibt, sie entmythologisiert."

Die Worte des Dramaturgen Joachim Ruckhäberle gelten dessen Freund, dem Künstler Herbert Klee. Eine Auswahl seiner Zeichnungen, Karikaturen und Holzschnitte zeigt ab Sonntag, den 31. Oktober das Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur in Tegernsee. Herbert Klee, 1946 in Pfaffenhofen an der Ilm geboren, ist auch als Maler, Bildhauer und Graphiker bekannt. Seine in mehr als 30 Jahren freischaffender Tätigkeit entstandenen Werke waren bereits auf unzähligen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Herbert Klee ist ständiger Beobachter von Ereignissen in Politik und Wirtschaft. Davon zeugen etliche Karikaturen für verschiedene Zeitungen, aber auch Graphiken zum 40. Jahrestag der Bundesrepublik und zum Mauerfall oder das Buch "Sein oder..." zur Einführung des Euro. Aber auch Politik und Gesellschaft seiner Heimatgemeinde hat Klee mit charakteristischer Handschrift eingefangen und in dem Comic "Weyarn in Bayern" veröffentlicht.

Egal welches Thema Klee behandelt und welche Technik er benutzt immer ist es der Mensch, der im Mittelpunkt steht. Der Mensch mit seinen persönlichen und gesellschaftlichen Verstrickungen, der Mensch der Gegenwart und der Vergangenheit. In einem Teil seiner Arbeiten setzt sich Klee mit der antiken Mythologie auseinander. Er offenbart die menschlichen Schicksale griechischer Götter und Helden und zeigt gleichzeitig das Zeitlose im Menschen auf. Liebe und Leidenschaft, Hab- und Machtgier, Rachsucht oder Egoismus Herbert Klee verweist immer wieder auf die gleichen menschlichen Attitüden, welche die Antike mit der Moderne verbinden. Dazu entwickelt er die antiken Sujets und ihre Protagonisten weiter, spielt sozusagen mit ihnen. Das Resultat sind karikierte Formen von Figuren und Geschichten. Ein Beispiel hierfür ist die Zeichnung "Leda und der Schwan". Hinter dem Schwan verbirgt sich der Göttervater Zeus, der sich der Sage zufolge Leda stets in Form eines Schwans nähert, so dass die so Becircte immer wieder auf ihn hereinfällt. Nicht so bei Klee: Auf dem Bild sitzt die korpulente Leda nackt und bequem auf einem Kissen, ein Picknickdeckchen auf den Schenkeln und nagt genüsslich an einem Knochen. Und ringsherum liegen verstreut weiße Federn.

Ähnlich verfährt Klee in seiner Medea-Werkfolge, die zum ersten Mal in einer Ausstellung zu sehen ist. Als die Königstochter, welche dem Argonautenführer Jason half, das Goldene Vlies zu stehlen, von diesem nach Jahren glücklicher Ehe verstoßen wird, tötet sie die gemeinsamen Kinder. In der bildenden Kunst wird sie daher oft als verzweifelte, wütende und rachsüchtige Frau dargestellt. Bei Klee dagegen rauft sich Medea angesichts ihres Leids nicht die Haare, sondern zupft lediglich einzelne Strähnen aus. Und sie wird auch nicht als rachsüchtige Mörderin dargestellt, sondern als schimpfendes Weib, das sich darüber aufregt, dass ihr Ehemann mal wieder betrunken nach Hause kommt.
Indem Klee Tragik und Witz miteinander verbindet, produziert er Widerspruch und schafft, so der Vorsitzende der Olaf Gulbransson Gesellschaft, Dr. Ekkehard Storck, eine Kunstform, die wir in unserer heutigen Welt brauchen. Herbert Klee reiht sich damit ein in eine Reihe von kritisch-satirischen
Karikaturisten."

Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, den 31. Oktober 2004 um 11.30 Uhr

Begrüßung: Dr. Ekkehard Storck.

Einführung: Prof. Dr. Joachim Ruckhäberle (Chefdramaturg Residenztheater München).

Der Künstler selbst ist bei der Ausstellungseröffnung anwesend.

Ein Katalog zu der Ausstellung ist zum Preis von 12 Euro erhältlich.

 

 

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