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Olaf Gulbransson Museum für Graphik & KarikaturIm Kurgarten
83684 Tegernsee
Tel. 08022 - 3338
tgl. von 11 bis 17 Uhr außer montags
olaf.gulbransson@gmx.de
http://www.olaf-gulbransson-museum.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
09.01. - 06.03. 2005
Ernst Maria Lang und Luis Murschetz
Scharf gezeichnete Zeitgeschichte - Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur in Tegernsee zeigt Lang und Murschetz
Die politische Karikatur hat in Deutschland eine Jahrhunderte alte Tradition. Ihre Blütezeit erlebte sie ohne Frage im Simplicissimus, für den unter anderem auch Olaf Gulbransson zeichnete. Fortgeführt wird die Tradition der politischen Karikatur heute vor allem in den großen Tageszeitungen. Zu ihren bekanntesten Zeichnern gehören die Münchner Karikaturisten Ernst Maria Lang und Luis Murschetz. Eine Auswahl aus ihrem Werk ist ab Sonntag, dem 9. Januar 2005 im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur in Tegernsee zu sehen.
Lang und Murschetz prägten und prägen die Meinungsseite der Süddeutschen Zeitung. In seiner über 50 Jahre dauernden Tätigkeit für die renommierte Tageszeitung hat Ernst Maria Lang, geboren 1916 in Oberammergau, in weit mehr als 4000 Karikaturen alle gezeichnet, die wichtig waren. Daneben war der studierte Architekt am Bau zahlreicher Kirchen, Schulen und Wohnsiedlungen in München beteiligt und vertrat lange Jahre die Belange der freien Berufe im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks. Luis Murschetz, 1936 in Wöllan (Untersteiermark, heute Slowenien) geboren, ging nach einer Ausbildung in Graphik und Design in Graz zunächst nach Rotterdam und veröffentlichte erstmals im Jahr 1967 Karikaturen in der Süd-deutschen Zeitung. Seit 1971 ist er außerdem für die Wochenzeitung Die Zeit tätig, wo er das Amt des Zeichners von Paul Flora übernahm.
Die Ausstellung im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur macht einen deutlichen Unterschied zwischen den beiden Karikaturisten: Während von Ernst Maria Lang Arbeiten aus mehr als fünf Jahrzehnten zu sehen sind, werden von Luis Murschetz ausschließlich Zeichnungen aus den Jahren 2003 und 2004 gezeigt. Auf diese Weise wird Murschetz als einer der besten noch tätigen Zeitungskarikaturisten präsentiert und Lang, der seit Herbst vergangenen Jahres nicht mehr für die SZ zeichnet, für sein Lebenswerk gewürdigt.
Zu den Exponaten Langs in der Ausstellung gehört zum Beispiel "Die Schöpfung der Großen Koalition" aus dem Jahr 1965, die typisch ist für Langs Vorliebe, beim Zeichnen auf historische Ereignisse oder Werke der Kunstgeschichte anzuspielen. Hier ist es "Die Erschaffung des Adam" von Michelangelo. Nur berührt statt Gott Konrad Adenauer gewürgt von einem kleinen Franz Josef Strauß mit seiner Fingerspitze die Hand von Adam alias Willy Brandt. Eine weitere Karikatur aus dem Jahr 1985 mit dem Titel "Doktorhut für Franz Josef
Strauß" zeigt den bayerischen Ministerpräsidenten mit nach vorne gezogenen Schultern und stumpfem Blick auf dem Olymp der Wissenschaft. Der Kontrast hätte nicht krasser sein können. Und dennoch wird Strauß, wie andere von Langs spitzer Feder aufgespießte Politiker, nicht zum Opfer. Lang ist kein Zyniker, sondern eher einer, der mit den Augen zwinkert, wenn er "Gott und die Welt" aufs Korn nimmt. Und obwohl die Zeichnungen von Lang schon viele Jahre alt, ja geradezu historisch sind, trifft ihr hintergründiger Witz noch immer.Ähnlich wie Lang bei den großen, meist gar nicht so weltbewegenden Ereignissen das Lächerliche bloßlegte, so zielt auch Luis Murschetz auf die vermeintlich große Politik, die oft aber nur reine Farce ist. Manchmal ist
sein spezieller Witz erst auf den zweiten Blick und nur mit politischem Verstand zu erkennen. Wie etwa bei der Karikatur "Toll Collect", die einen schwarz gekleideten Manfred Stolpe zeigt, der mit einem Klingelbeutel von
Lkw zu Lkw geht und die Kollekte einfordert. Der Witz kann sich nur für denjenigen Betrachter voll entfalten, der beim genauen Hinsehen das sogenannte Beffchen zwei schmale weiße Streifen, die vom Kragen herunterhängen erkennt und weiß, dass der Bundesverkehrsminister zu DDR-Zeiten ein hoher Vertreter der evangelischen Kirche war. Murschetz setzt eben lieber auf den berühmten Aha-Effekt und nicht auf die knallige Pointe.Sowohl Luis Murschetz als auch Ernst Maria Lang gelingt mit ihren Karikaturen zweierlei: Sie bringen den Betrachter zum Lachen, gleichzeitig wecken sie aber auch seinen Zorn und Lust zum Spotten. Lang und Murschetz erfüllen damit nicht nur höchste künstlerische Ansprüche an die politische Karikatur. Mit ihren gezeichneten Meinungsäußerungen leisten sie auch einen wichtigen Beitrag zur politischen Kultur und damit zu Pflege und Erhalt der Demokratie in Deutschland.
Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, den 9. Januar 2005 um 11:30 Uhr
Begrüßung: Dr. Ekkehard Storck (Olaf Gulbransson Gesellschaft e.V. Tegernsee)
Einführung: Generaldirektor Prof. Dr. Reinhold Baumstark (Bayerische Staatsgemäldesammlungen)
Die Künstler selbst sind bei der Ausstellungseröffnung ebenfalls anwesend.