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Olaf Gulbransson Museum für Graphik & Karikatur
Im Kurgarten
83684 Tegernsee
Tel. 08022 - 3338
tgl. von 11 bis 17 Uhr außer montags
olaf.gulbransson@gmx.de
http://www.olaf-gulbransson-museum.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
02.07. - 27.08. 2006
Fernand Roda
Fabelhafte Tierbilder
Tierkarikaturen, Fabelwesen aus dem Märchenland
Wenn das Olaf-Gulbransson-Museum in seiner Dauer- oder in Sonderausstellungen Karikaturen zeigt, dann sind darauf meistens Menschen oder (historische) Ereignisse zu sehen. Nur selten werden Tiere satirisch gezeichnet. Der Luxemburger Künstler Fernand Roda widmet sich seit einigen Jahren fast ausschließlich der Tierwelt. 300 der so entstandenen Kleinstbilder in Postkartengröße zeigt jetzt das Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik und Karikatur in Tegernsee unter dem Titel "Tierkarikaturen, Fabelwesen aus dem Märchenland".Fernand Roda, 1951 in Luxemburg geboren, lebt und arbeitet seit über 20 Jahren in Düsseldorf. Während des Studiums an der Kunstakademie bei Joseph Beuys begann er mit expressiven, abstrakten Arbeiten. Einhergehend mit der aufkommenden "wilden Malerei" zu Beginn der achtziger Jahre fand er zu einer großformatigen, gegenständlichen Malerei, die sich auf eine "andere" Wirklichkeit bezieht. Auffallend ist der Natur- und Landschaftsbezug, der den einzelnen Arbeiten gemeinsam ist. Darüber hinaus zeichnen sich seine Werke durch eine starke optische Präsenz aus, die nachhaltig im Gedächtnis haften. Fernand Roda stellt mit seiner Malerei Fragen. Kunst ist für ihn ein "Denkbild-Modell". Mit seiner Kunstauffassung erweist sich der ehemalige Meisterschüler seines Lehrers Joseph Beuys würdig, der sagte: "Die Prinzipien der Kunst sind die Prinzipien des Geistes."
Die Kleinstkompositionen, die nun im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik und Karikatur zu sehen sind, hat Fernand Roda im Jahr 2000 erstmals erprobt. Damals gab er erstmalig die Neujahrs- und Weihnachtskarten für die Unicef-Kinderhilfe heraus. Entgegen der ansonsten enorm durchdachten malerischen Handlung, bei der eine dicht gesetzte kleinteilige Pinselschrift nichts dem Zufall überlässt, präferiert das kleine Bildformat eine eher grobe Malgestik, die in raschen Zügen über die Leinwand eilt. Derart wuchert reine Malerei, bei der kleine Bravourstücke entstehen, die den Betrachter in ein wunderbares, phantastisches Tierreich mit seltsamem Getier, Schlangen, Vögeln, Kriechtieren, Affen oder Dinosauriern entführen. Neben der Wahl des Sujets, das sich von den Großformaten absetzt, fasziniert die Malerei als solche, es scheint, als tobe sich Roda bei den kleinen Formaten regelrecht aus, ist gestisch freier, impulsiver, entgegen der ansonsten bevorzugten Präzision der Pinselzüge seiner exakt gebauten Bilder.
Bei den Tierzeichnungen bedient sich Roda zweier Hilfsmittel, die es ihm ermöglichen, die dargestellten Lebewesen zu karikieren: Zum einen wählt er eine überzeichnete, abstrakte Darstellung und nicht die genaue Zeichnung, mit der vielleicht Gulbransson eine Kuh, ein Pferd oder einen Frosch darstellt. Zum anderen gibt er seinen Tieren eine fast symbolistisch, komplementäre Farbgebung. Da schaut dem Betrachter aus dem schwarzen Hintergrund der Kopf eines grünen Krokodils mit roten Augen dümmlich entgegen. Auf einem anderen Bild mustert ein breites Nilpferd den Schauenden und ein seltsam gelb-oranger Nasenbär scheint vor einem bunten Hintergrund zu tanzen.
Die surreale und wundersame Darstellung der Tiere, ihre teilweise seltsamen Posen, ersetzen dabei das fehlende erzählerische Moment, welches schließlich die Fabel ausmacht: Am Gesichtsausdruck der Tiere (dümmlich, gespannt oder rätselhaft) kann man menschliche Eigenschaften ablesen. Die Schlusspointe erschließt sich dem Betrachter dadurch, dass er sich selbst in den Tieren wiederfindet.
Die Ausstellung "Fernand Roda: Tierkarikaturen, Fabelwesen aus dem Märchenwald" ist bis zum 31. August zu sehen, täglich außer montags von 10.00 bis 17.00 Uhr. Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der im Museum erhältlich ist.