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Olaf Gulbransson Museum für Graphik & Karikatur

Im Kurgarten
83684 Tegernsee
Tel. 08022-3338
Öffnungszeiten tgl. von 11 bis 17 Uhr außer montags
olaf.gulbransson@gmx.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

Olaf Gulbransson Preis für Zygmunt Januszewski

 

11.01. - 07.03.2003


Zum 100. Geburtstag: Rudolf Kriesch und die Frauen des Simplicissimus

Die erotische Note im Simplicissimus

Sie haben gefährliche Rundungen, lächeln verführerisch und sind die Träume aller Männer. Sie können aber auch ziemlich derb, abgebrüht und ungehobelt sein: So sah der "Simplicissimus"-Zeichner Rudolf Kriesch die Frauen und hielt sie auf Tausenden von Blättern fest. Dabei machte er sich jedoch meist nicht über seine stets klugen und schlauen Frauen lustig, sondern eher über die Ehemänner, Liebhaber und Casanovas, die als Spießer oder armselige Möchtegerns entblößt werden.

Zu seinem 100. Geburtstag widmet das Olaf Gulbransson Museum für Graphik & Karikatur in Tegernsee dem Künstler Rudolf Kriesch (1904-1992) nun eine große Ausstellung. Gezeigt werden vom 11. Januar bis zum 7. März aber nicht nur die "Frauen des Simplicissmus" so der Titel der Ausstellung , sondern auch eine Auswahl seiner Pastelle und Ölbilder, auf denen er Motive von seinen Reisen nach Italien, Spanien, Nordafrika und in die Türkei festhielt. Insgesamt werden rund 80 Originalgraphiken und Farbbilder alle aus Familienbesitz präsentiert.

Der im österreichischen St. Pölten geborene Kriesch sollte Hotelier werden wie sein Vater. Der talentierte Bub interessierte sich aber eher für die Kunst und begann als junger Mann in Wien eine Ausbildung an den "Wiener Werkstätten" und später ein Studium an der "Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt". Dort verliebte er sich bald unsterblich in eine Kommilitonin. Jedoch gab es einen Nebenbuhler, dem es auf einem Ausflug bei einer Rast am Fluss gelang, das hübsche Mädchen mit seinem schmalzigen Geigenspiel zu betören. Aber als ihr Herz gerade dahinschmolz, glitt der Nebenbuhler auf einem feuchten Stein aus und setzte sich mit einem äußerst ungraziösen Plumps ins Wasser: Bei diesem Anblick beschloss Kriesch, Karikaturist zu werden.

Zunächst führte ihn sein Weg jedoch auf mehrjährige Studienreisen nach Madrid und Paris. Dort gewann auch das weibliche Element in seinen Zeichnungen die Oberhand schon deshalb, weil man dauernd dieses Thema von ihm verlangte. So hatte er bei seinem ersten Auftrag in Paris einen entgleisenden Schnellzug darzustellen, an dem man jedoch bemängelte, dass darauf keine Frauen zu sehen waren. "Die sitzen im Zug drin", erklärte er, "drei Damen sogar im tiefsten Negligé im Schlafwagen!" Da hatte der Redakteur eine Idee, und Kriesch musste die drei zeichnen, als "einzige, auf wunderbare Weise Gerettete, unmittelbar nach der Katastrophe."

Ende der 20er Jahre wurde einer der führenden Köpfe des "Simplicissimus", Thomas Theodor Heine, auf ihn aufmerksam: So kam er nach München und zeichnete nun vor allem für die legendäre Satirezeitschrift "Simplicissimus" und die ebenso berühmte "Jugend". Seine Frauentypen, vom niedlichen kleinen Luder bis zur Dame der Gesellschaft, von Mannequins, Tän-zerinnen bis hin zu Huren und Matronen waren die künstlerlisch-erotische Note im sonst eher politischen "Simplicissimus". Dies wird auch an seinen zahlreichen Buchillustrationen, z.B. für Oskar-Maria Grafs "Bayerisches Dekameron" ersichtlich.

Kriesch zeichnete auch nach dem Krieg für den in den 50er Jahren wiedergegründeten "Simplicissimus". Gerade diese Bilder vermitteln heute einen guten Eindruck von Spießertum und geheuchelter Doppelmoral in den Nachkriegsjahren. Kriesch erhielt zahlreiche Preise und seine Werke wurden u.a. 1992 im Olaf-Gulbransson-Museum zusammen mit Franziska Bilek häufig ausgestellt. Heute sind seine Bilder ständig in der Galerie Ossenpohl in Bonn/Bad Godesberg und Berlin zu sehen.

Eröffnung der Ausstellung (aus Familienbesitz) am Sonntag, den 11. Januar um 11.30 Uhr im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur Tegernsee

Einführung: Dr. Andreas Strobl (Konservator, Staatliche Graphische Sammlung München).

 

 

Preisverleihung am 27. Juni 2004

Olaf Gulbransson Preis für Zygmunt Januszewski

Der polnische Zeichner und Karikaturist Zygmunt Januszewski erhält den Olaf Gulbransson Preis 2004. Damit würdigt die Olaf Gulbransson Gesellschaft, die mit dem gleichnamigen Museum in Tegernsee eng verbunden ist, "seine unendliche Phantasie über die banale Aktualität hinaus" und seinen "unverwechselbaren eigenen Stil an Formen und graphischen Effekten". Der nach dem legendären Simplicissimus-Zeichner benannte Gulbransson Preis ist mit 5000 · dotiert, die von der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee zur Verfügung gestellt werden. Der Preis wird von einer fünfköpfigen Jury alle zwei Jahre an herausragende Künstler im graphisch-humoristischen Bereich vergeben. Bisherige Preisträger waren Tullio Pericoli, Michael Sowa, Luis Murschetz, Volker Kriegel und Erich Sokol. Die Jury bestand in diesem Jahr aus den beiden Karikaturisten Ernst Maria Lang und Luis Murschetz, dem Vorsitzenden der Olaf Gulbransson Gesellschaft, Dr. Ekkehard Storck, sowie Dr. Bernhart Schwenk von der Münchner Pinakothek der Moderne und Dr. Andreas Strobl von der Staatlichen Graphi-schen Sammlung in München. Die Preisverleihung findet am 27. Juni 2004 im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur in Tegernsee statt.

Der 1956 in Warschau geborene Januszewki begegnet den Absurditäten der Welt und des Lebens mit einem System aus Symbolen und Zeichen, die das Widersprüchliche, Gemeine und Unsinnige entlarven und gleichzeitig den Weg zur Selbsterkenntnis öffnen. Seine Federzeichnungen, Plakate und farbigen Blätter sind durch einen unverwechselbaren Strich und ein festes Reservoir an Zeichen geprägt, die sich in verschiedensten Variationen immer wieder finden. Pfeile, Räder, Fähnchen und seine typischen Physiognomien zeigen eine Welt, in der der Mensch zwar getrieben und manipuliert ist, aber auch die Möglichkeit hat, wie auf einer bekannten Zeichnung Januszewskis, seine "Flagge zu zeigen" und der Realität seine eigene Richtung zu geben. Von dieser Eigenständigkeit zeigte sich die Jury beeindruckt, die auch seine Unabhängigkeit von Zeitentwicklungen sowie seinen Spieltrieb und das Gespür für die "wichtigen Dinge" lobte.

Januszewski studierte 1976 bis 1981 an der Fakultät für Graphik der Akademie der schönen Künste in Warschau. Schon früh war er auf verschiedenen Kunstgebieten tätig: Er zeichnete, beschäftigte sich mit Plakaten, Buchillustrationen, Fotografien und Installationen, schreibt Gedichte und Essays. Seine Zeichnungen finden sich in führenden polnischen Zeitungen, wie der "Gazeta Wyborcza" und der "Rzeczpospolita". Aber auch im deutschsprachigen Raum wurden seine Werke in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften abgedruckt, u.a. im "Standard", der "Süddeutschen Zeitung", der "Zeit", der "Welt" und der "Neuen Züricher Zeitung".

Januszewski erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Preis der Stiftung Buchkunst 1990 im Wettbewerb "Die schönsten deutschen Bücher" in Frankfurt/Main, 1996 den Preis "Europe Printer of the Year" in Edinburgh sowie 2003 den V&A (Victoria and Albert Museum) Illustration Awards in London. Seine Werke befinden sich in vielen Museen und staatlichen Institutionen. Monographische Ausstellungen widmeten ihm in Deutschland u.a. 1989 das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover und 2002 das Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur Tegernsee.

 

 

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