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Galerie Priska Pasquer
Albertusstr. 9-11
50667 Köln, Germany
Tel. 0221 - 952 6313, Fax 0221 - 952 6373
Di - Fr 10 - 19 Uhr, Sa 10 - 18 Uhr
galerie@priskapasquer.de
www.priskapasquer.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
18.04. - 24.06. 2009
Andrei Molodkin
Die Galerie Priska Pasquer zeigt die erste deutsche Einzelausstellung des russischen Künstlers Andrei Molodkin und wird seine Arbeiten zeitgleich auf der Art Cologne vorstellen.
Andrei Molodkin (geb. 1966) hat in den letzten Jahren mit seinen politisch motivierten Erdölskulpturen und großformatigen Kugelschreiberzeichnungen international Beachtung erlangt und er wird in diesem Jahr Russland auf der 53. Biennale in Venedig vertreten.
Andrei Molodkins Skulpturen bestehen aus transparenten Plexiglaskörpern, die im Inneren eine Aushöhlung in der Form eines Wortes oder einer skulpturalen Form enthalten. Diese Hohlform füllt der Künstler über verbundene Schläuche mit Erdöl aus Tschechenien, Irak oder dem Iran.
In seinen Skulpturen verwendet Molodkin Worte und Formen, die weltweit in politischen, ökomischen oder religiösen Diskursen eine zentrale Rolle spielen.
Begriffe oder Slogans wie "Hope", >Democracy", >Das Kapital" oder >Yes we can" sieht er wortwörtlich und im übertragenen Sinne als Leerformen, die je nach Kontext ganz unterschiedlich gefüllt werden können. In diese Leerformen injiziert Molodkin Erdöl, eines der ältesten Rohstoffe der Erde, der zugleich die Grundlage des heutigen weltweiten Wirtschaftsystems bildet.
Damit initiiert Molodkin einen politischen und kulturellen Diskurs, in welchem die genannten Begriffe und damit das kulturelle Erbe der Menschheit durch das >schwarze Gold" als zentrales Gebrauchsgut ersetzt werden. Begriffe wie "Hope" wurden und werden von weltlichen wie auch religiösen Führern und ihren Agenten immer wieder gebraucht und missbraucht. Ihre Füllung mit Erdöl verweist auf das radikale Eindringen und die Dominanz des Ökonomischen über die Bereiche der Kultur und der Politik. In einer Zeit, in der Begriffe zu Leerformen werden, die mit ebenso leeren Ideologien und Diskursen gefüllt werden können, sind für Andrei Molodkin nicht nur seine Kunstwerke, sondern ist gesamte Kultur angefüllt mit "einer Leere, die wir mit der Ökonomie zu füllen und zu bestätigen haben".
In dem Andrei Molodkin das Erdöl zu einem bestimmenden Bestandteil seiner Kunstwerke macht, wird dieser essentielle Grundstoff der heutigen Industriegesellschaft in eine ästhetische Form umgewertet. Neben dem Aspekt der (merkantilen) Aufwertung eines in der Kunst selten eingesetzten Rohstoffes, sieht Molodkin in dem aus dem aus abgestorbenen Organismen hervorgegangenen Brennstoff ein Sinnbild für den Kreislauf von Leben und Tod - ein Thema welches auch in seinem zeichnerischen Werk angesprochen wird.
Den Kontakt zum Erdöl hatte Molodkin schon als Soldat als er einen Eisenbahntransport mit großen Erdölbehältern nach Sibirien begleiten musste und Erdölreste aus den Behältern als Heizmittel diente. Später, bei der Arbeit an einem Fotoprojekt im Norden Russlands, lernte er die riesigen Zisternen für Erdöl kennen, deren Inneres auf ihn wie Kathedralen wirkte. Diese erinnerten den Künstler an Berichte aus russischen Medien, die das Erdöl als das >Fleisch und Blut der Wirtschaft des Landes" bezeichnen und in denen die nationalen Ressourcen mit der nationalen Identität verbunden wird.
In seiner Zeit als Soldat begann Andrei Molodkin mit seinen Kugelschreiberzeichnungen. Diese großformatigen Zeich-nungen haben oft einen menschlichen Totenkopf als Motiv. Neben der Verwendung der Ikonographie des Todes verbinden sich auch in dem zeitaufwändigen Prozess der Erstellung dieser Arbeiten Geburt und Tod: Geburt in der Erstellung des Bildes, dessen gesamte Entstehungs-geschichte an den einzelnen Kugelschreiberstrichen ab-gelesen werden kann und dem symbolischen Tod in der Vollendung der Arbeit.
In der in Galerie Priska Pasquer ausgestellten Zeichnung erweitert Molodkin diesen Ansatz um eine politische Komponente, indem er dem Totenkopf die Farben der russischen Flagge hinzufügt. Neben dem Motiv des Totenkopfs schafft Molodkin auch Kugelschreiber-zeichnungen in denen er konkret auf politische oder ökonomische Gegebenheiten Bezug nimmt, wie zum Beispiel in der Zeichnung >Gazprom", die den Hauptsitz des russischen Energiekonzerns Gazprom darstellt.
Derzeit findet das aktuellste Projekt von Andrei Molodkin ein weltweites Medienecho: Zeitungen wie die The Independent, Artinfo, Evening Standard, Financial Times und The Times berichten über Andrei Molodkins Ziel den Gedanken vom Erdöl als Symbol des Kreislaufes von Leben und Tod weiter zu treiben. Der Künstler hat eine Technik entwickelt, mit der er menschliche Körper in Rohöl verwandeln kann, um anschließend das gewonnene Öl für Skulpturen zu verwenden.
Kurzbiographie
Geboren 1966 in Boiu, Russland, lebt in Paris und Moskau. Ausbildung an der Special School of Arts-Plastiques, Boui (1976-1980), dem College of Arts, Krasnoie on Volga (1985-1987) und der Stroganov Art Academy, University of Interior,s Architecture, Moscow. Zwischendurch Militärdienst (1987-1992).Der Künstler hat seine Arbeiten in einer Vielzahl von Solo- und Gruppenausstellungen West- und Osteuropa und in den USA gezeigt. Und sein Werk wurde in Magazinen und Zeitungen wie Art Forum, Art Press, Third Text, Kh/Zh, The New York Times, The Village Voice, The Independent besprochen.
Vernissage
Freitag, 17.04.09, 18 - 21 Uhr
mit einer Einführung von Necmi Sönmez,
freier Kurator, DüsseldorfSonderöffnung
Mittwoch, 22.4.09, 11 - 22 UhrDienstag, 21. April 2009
Art Cologne
43. Internationaler Kunstmarkt
22. - 26. April 2009
Stand D-2, Halle 11.3
Rudolf Bonvie
Rinko Kawauchi
Andrei Molodkin
Asako Narahashi
Mika Ninagawa
Alexander Rodchenko
ROSTA windows
August Sander
Shomei Tomatsu